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 von W.  nach 0. zum B aikal-see sich hinziehende Hochgebirgslandschaft,  mit  dem oberen  
 Oka-Thale (westlich)  nnd dem Irkut-Laufe (östlich) besitzen den Dachs nicht und stammen  
 die  Dachsfelle,  welche jagdtreibende  B u rjäten  zum  Schutze  ihrer Büchsen  brauchen  aus  
 den jenseits  des  Kamara-Gebirges  zur  Selenga  links  einmündenden  Flussthälem;  dort  
 auch  ist  er  auf dem  rechten  Selenga-U fer  im 'Unterlaufe  des  Tschikoi  und  Chilok  zu  
 finden.  Diese Felle werden  als sakameny  d.  h. jenseits  des  Gebirges  herstammende,  von  
 den  T unkinskischen  Bewohnern  bezeichnet.  An  der Westseite  des  Baikals  im  Quellgebirge  
 der Lena, ist der Dachs gleichfalls eine grosse Seltenheit, aber in T ransbaikalien  
 "im Selenga-Thale  und  besonders  in  den  östlich  vom K entei  und  Apfel-Gebirge  gelegenen  
 Ländern,  wird  er  um  so  gewöhnlicher, je  mehr  wir  uns der hohen Gobi nahen.  E r  
 bewohnte selbst die  öden Alar-Inseln im Tarei-Bassin, wie seine Baue  es  darthaten.  Seltener  
 wird  er  ostwärts  im  Chingan  und  erst  oberhalb  der Dseja-Mündung  fand  ich ihn  
 wieder.  Nicht  selten  bewohnt  er  die  strichweise  von  sanften  Erhöhungen  durchsetzten  
 Ebenen westlich und östlich vom Bureja-Gebirge, wo  er den festen, rothen Lehmboden am  
 liebsten  hat  und  gerne  die  lichtbewaldeten  Orte  wählt.  Im  Bureja-Gebirge  selbst  ist  er  
 äusserst gemein und wurde im Sommer fast  bei jeder Excursion  angetroffen;  hier  bewohnt  
 er die  sonnigen Uferabhänge namentlich der Schiefergebirge,  wo  er  natürliche Höhlen und  
 Löcher als seine Baue benutzt. 
 Der Dachs scheint durchweg in O stsibirien viel dreister und blutdürstiger zu sein,  als  
 in  Europa.  E r  bleibt  in  den  besser  bevölkerten  Gegenden  ausschliesslich  ein  nächtliches  
 Kaubthier, was im Bureja-Gebirge  nicht  der Fall war,  da wir ihn  14mal am Tage attra-  
 pirfen.  In  diesem  Gebirge  begnügte  er  sich  mit Mäusen  nnd Schlangen  und  hatte  früher  
 keine  Gelegenheit  das  Jungrindvieh  zu  belästigen,  wie  er  es  überall  in T ransbaikalien  
 thut.  In den Hochsteppen D auriens  ist es  etwas ganz  Gewöhnliches,  dass  er  die  Kälber  
 seitwärts  anspringt  und  die  grösseren  kommen  gemeiniglich  mit  starken Schrammen  und  
 Kratzwunden  davon,  während  Schwächlinge  dem  Dachse  unterliegen.  Nach  der Ansiedef  
 lung der transbäikalischen Kosaken am Amur  belästigten  die Dachse  besonders  in den  
 Ebenen oberhalb  des Bureja-Gebirges die Heerden dieser Leute. 
 Mit  dem  10.  (22.)  März hatte in  T ransbaikalien  der  Dachs  schon  allgemein  sein  
 Winterlager  verlassen,  obgleich  um  diese  Zeit  Morgens  die  Kälte  gewöhnlich — 12°R.  
 betrug.  Seine  Felle  haben  für  den  Handel  keinen Werth;  sie  werden  allgemein  von  den  
 Jagdvölkem als Schutz gegen Feuchtigkeit für die  Schlösser ihrer Gewehre benutzt,  indem  
 man sie zu einer Hülle zusammennäht.  Das straffe,  fettige Haar lässt bei Regenwetter die  
 Nässe  gut  ablaufen  und nicht  so leicht die Haut durchdringen.  Man tauscht das Dachsfell  
 gegen eine Kleinigkeit ein.  Solche Dachsfelle aber erhalten,  wenn  sie  längere Zeit  in den  
 raucherfüllten Jurten der Eingebomen  bleiben  eine  mehr oder minder starke gelbe Farbe,  
 weil  der  Rauch  an  den  öligen Haaren  sich  bequem festsetzt.  Das  Fleisch  wird-von  allen  
 Eingeborenen und  in den D aurischen Hochsteppen  auch  von-einigen Kosaken  rassischer 
 Herkunft  gegessen  und  von  ersteren  als  besonders  delicat  gepriesen.  Des  Fettes  wegen  
 welches man als Einreibungen hochschätzt und in Flaschen zu ■lj?— 2 Rub.Silb. verkauft  
 stellt  man  ihm  namentlich  am  T arei-n o r  nach  und  wählt  dazu  am  liebsten  mondhelle  
 Nächte,  Man  treibt  ihn  mit  gewöhnlichen  Hofhunden  an  und  erschlägt ihn.  Ein  schwacher  
 Schlag anf die Schauze tödtet ihn am schnellsten, anderweitig verwundet oder geschlagen, 
   zeigt  er  ein  sehr  zähes Leben  und wehrt  sich gegen den Angriff der Hunde meistens  
 auf dem Rücken liegend,  wie  dies der Luchs und die grossen Marderarten gleichfalls thunl  
 Auch  er,  wie  der Luchs,  strebt  danach,  die  Reisszähne  in den untern Theil des  Schulterblattes  
 der Hunde  zu  schlagen.  Solche Bisswunden  heilen  sehr  langsam und junge Hunde  
 werden  nach  der  ersten  Erfahrung der Art  für  die  Folge  untauglich  zur  Dachsjagd.  Sie  
 fassen  die  Spur  nicht mehr  und  haben  Angst.  Selten  stellt  ein Hund  allein  einen Dachs,  
 gemeinlich hat man ihrer mehrere dazu nöthig.  Im Bureja-Gebirge  macht  der Dachs  die  
 oben, bei Besprechung des Bären schon erwähnten Herbstwanderungen  ebenfalls, indem es  
 ihm darauf ankommt die Weintrauben und die Holzäpfel zeitig zu finden. 
 4 .  C iu lo   b o r e a lis   Nilss. 
 Bei  den  S’ojoten:  Dsegen. 
 Bei  den  T ungusen  des  obem  B aikals:  Agilkdn. 
 Bei  den  B irar-T ungusen:  Ckaltauke. 
 Das mitgebrachte Exemplar entstammt dem T unkinskischen Hochgebirge, es stimmt  
 im Wesentlichen  mit  N ilssons  Abbildung/)  überein  und  dürfte  nur  im  Ganzen  um  eine  
 geringe  Nüance  heller  sein.  Einzelne  weisse  Haare  stehen  auf der  oberen  Halsseite;  an  
 der  Kehle  und  den  Mundwinkeln  sind  sie  zu  grösseren  Büscheln  gruppirt.  Die  hellere  
 Stimfarbe  wird  seitwärts  über  die Augen  zum  Ohre  hin noch  fahler  und zeichnet als verwaschenes  
 Band die obere Kopfseite.  Der Rückensattel ist  tief sepienbraun,  die  mW ln« .  
 weissen  Haare  werden  in  ihm  seltener,  sie  verschwinden  in den über die Bauchseiten und  
 Schenkel  zur  Schwanzwurzel  hingehenden,  helleren  Binden  vollkommen,  wenigstens  sind  
 hier  die  Spitzen  aller Haare  (die  feiner und länger sind) in ihrem letzten Viertel  bis Fünftel  
 dunkel,  während  die  unteren Hälften,  sowie  das Wollhaar weiss-grau-bräunlich  sind.  
 Im  Bereiche  des  Rttckensattels  findet  dies  nicht  statt,  sondern  ist  dort das Wollhaar,  namentlich  
 dem Rücken näher,  dunkel rauchgrau.  Auf der Mitte des Bauches, vor dem Penis  
 befindet sich eine nach vorne hin breiter werdende mit weissem,  gekräuselten Wollhaar bedeckte  
 Stelle von 50 Mmtr. Längenausdehnung. Die Krallen der Vorderfüsse sind stärker,, als  
 die der Hinterfüsse,  namentlich die äusserste und innerste; alle von schmutzig weisser Farbe. 
 In  den  von  mir  bereisten  südlichsten  Grenzgebieten  des  östlichen  Sibiriens  ist  das  
 Vorkommen  des Vielfrasses vielmehr an  das  der Moschusthiere  als  der Remittiere,  deren 
 1)  Illuminerade  Figurer  13  Häftet  31 
 R ad d e ,  Reisen  im  Süden  von Ost-Sibirien.  Thl. I.