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 deren oberster unten in zwei spitzige Zipfel zerschlissen war.  Die linke Lunge zeigte zwei  
 ganzrandige Lappen.  Die sehr grosse Leber war ebenfalls zweilappig,  der rechte, grössere  
 Lappen tief dreitheilig.  Unter dem zweiten Hauptlappen, nahe der Spalte,  welche ihn vom  
 ersten trennt,  lag die grosse Gallenblase. 
 In früheren Zeiten wurde  der Robbenschlag auf dem Baikalsee von besonderen Pächtern  
 betrieben,  worüber P allas noch Nachrichten giebt.  Jetzt findet dies nicht mehr statt.  
 Es scheint,  dass  sich  die  Zahl der Seehunde  hier ausserordentlich vermindert habe,  denn  
 die ganze Ausbeute,  welche im  Dorfe K nltuk im April  1859  gemacht  wurde,  belief sich  
 nur  auf 40  Thiere,  von  denen  die  meisten  noch  so jung  waren,  dass  sie  die  weissliche,  
 weiche Wolle  des Jugendkleides  trugen.  Aeltere  Thiere  wurden  hier  gar  nicht  mehr  erbeutet. 
   In  diesen Südwestwinkel des Baikalsee’s,  wo  die grössten Tiefen ermittelt worden  
 sind,  ziehen  die Seehunde zum Winter.  Im Sommer steigen sie bis weit in den NO.-Winkel  
 des See’s,  besuchen die Ostgestade der Insel  Olchon,  wo ich sie auf den Felsen  sich  sonnen  
 fand,  desgleichen leben  sie auch an der ganz unbewohnten Ostküste des See’s,  oberhalb  
 der  Halbinsel  Sw jätoi-nos,  wohin  im  Juli  1855  zwei Tungusen-Familien  gezogen waren, 
   um sich von dem  Ertrage der Seehundjagd zu  ernähren. 
 Der weisse Speck dieser Thiere ist den Tungusen ein sehr geschätzter Leckerbissen,  
 den sie ohne Salz und Brod in langen Streifen verspeisen. Unserem Boote folgte vom 20.— 
 24.  Juli  1855  im  nördlichen Baikalsee  beständig ein Seehund. —  Das Fleisch  der  Seehunde  
 findet nur bei den Tungnsen Verwendung; die Felle bilden,  weil ihrer nur wenige  
 erbeutet werden,  keinen besonders  erwähnenswerthen Handelsartikel,  man  sieht  indessen  
 ab  und  zu  die  Irk utsk ischen  und  B argusinschen  Kaufleute  sie  zn Kleidungsstücken  
 verwenden.  Das  bereits  ausgeschmolzene Fett  kostet 4 Rubel Silber  per  Pud,  den  rohen  
 Speck bezahlt man  mit  2 Rubel Silber  ein  gleiches  Quantum.  Die  grössten Seehunde  des  
 B aikal sollen  l'/2 Elle Länge erreichen  und 3 —  31/2 Pud  reines Fett geben. 
 Sehliessliche,  allgemeine  therologische  Folgerungen. 
 (Hierzu die grössere 'thero-geographische Karte,  deren Erklärung  schliesslich besonders noch gegeben wird.) 
 So  natürlich  sich  die  in  vorstehender  systematischer  Bearbeitung  der  Säugethiere  
 O stsibiriens  niedergelegten  Ergebnisse  als vervollständigende  Erweiterungen  den  Forschungen  
 von  P allas,  B randt,  M iddendorff und  L.  v.  Schrenck  anreihen,  und  diese  
 Erweiterungen* theils dem räumlich umfassenderen Reisegebiete,  das ich untersuchte, theils  
 auch meinem längeren Aufenthalte im Süden O stsibiriens zuzuschreiben sind, ebenso selbstverständlich  
 wird auch dasjenige,  was ich im Nachstehenden zu sagen gedenke, indem ich in  
 ihrer Totalität die Säugethierfauna des südöstlichen Sibiriens erfasse,  sich direct an die Ergebnisse  
 der Art der früheren Forscher  und namentlich an die des Herrn L.  v.  Schrenck  
 anschliessen.  Gleichzeitig mit jener räumlichen Erweiterung meines Reisegebietes,  welches  
 westwärts vom Chingan das Am urquellland,  dann das Apfel-Gebirge  und dessen Westabhang, 
   sowie  die  östlichen'Quellzuflüsse des  Jen isei,  einen Theil  der Sajankette,  und  
 endlich  den  Hauptanwuchs  der  Gebirgsstöcke  um  den  B aikalsee  umfasst,  musste  aus  
 diesen Strecken mir ebensowohl die im Allgemeinen arme, typisch-sibirische organische  
 Schöpfung und so  auch  die der Säugethierfauna bekannt werden, wie auch  das Eigenthüm-  
 liche  der kahlen,  central-asiatischen Hochländer an einzelnen Orten mehr oder weniger  
 deutlich  und  im NO.-Winkel  der  hohen  Gobi,  am  D alai-  und  T arei-n or  sich  dieses  
 Eigenthümlichste in prägnantester Weise darstellen.  Ich  werde  daher in  dreifacher Richtung  
 die Fauna des Südens von Ö stsib irien   zu besprechen haben und indem ich ihre jedesmaligen  
 Charaktere  anzudeuten  versuche,  diese  auf  die  allgemeinen  physikalischen  Verhältnisse  
 der betreffenden  Gegenden zurückzuführen  versuchen. 
 I.  Die  slidsibirisclie  SftugetMerfauna,  im  engeren  Sinne  des Wortes, 
 verbreitet sich in grösser Gleichförmigkeit  und, man  kann wohl sagen, Formenarmuth,  im  
 ganzen  bewaldeten-Centraltheile  südlichen Sibiriens,  meistens  bis  zum  50.  Breitengrade  
 und überschreitet diesen nach Süden überall da, wo mit der bedeutenderen Erhebung