noch graue, schwarze und röthliche Dinten. Die Beschreibung dieses Eichhörnchens würde
ich folgendermaassen machen:
Obere Kopfseite bis zum Rande der Oberlippe rothgrau, diese Farbe von zwischen
den Ohren bis über die Augen reiner, von liier auf dem Nasenrücken und zur Lippe mehr grau
und schwarz gestichelt. Bei Betrachtung der einzelnen Deckhaare stellt sich ein Vorwalten
der schwarzgespitzten heraus, die übrigen sind gelb-braun und der Schnauze näher fahl gelb
an ihren Spitzen. Unter den Augen und um die Wangen wird das Haar weiss mit röthlichen,
fahlen Enden und einzelnen langen, schwarzen Spitzen. Die Vibrissen bleiben auch bei
solchen Thieren schwarz, die langen Ohrpinsel tief schwarz mit fahlbrauner, kurzer Spitze.
Oberhals und ganzer Rücken weiss, die einzelnen Deckhaare oft bis zur Hälfte ihrer Länge
schwarz gespitzt. Das Wollhaar lichtgrau im Basaltheile, dann kaum etwas röthlich überflogen.
Auf dem Unternicken und besonders der Schwanzwurzel sind die Deckhaare nicht
allein von vielen rothgelben untermischt, sondern es folgt auch bei den schwarzgespitzten
unter der Spitze, eine zur Basis allmählich heller werdende gelblich-röthliche Farbe. Die
meisten Deckhaare des.Schwanzes sind bis zur Hälfte (von oben her) schwarz, irnder untern
röthlich und am Grunde gelblich, viele derselben tragen silberweisse Spitzen, einzelne sind
ganz weiss. Auf den Hinterfüssen wird in der Kniebeuge das Wollhaar grau, die vordere
Seite der Füsse selbst ist schwarz, seitlich allmählich in’s Fuchsrothe ziehend. Das straffe
Haar der hintern Seite ist licht gelb und glänzend. Entsprechend sind die Vorderfussd gezeichnet
und gefärbt, nur ist das Schwarz auf dem Fusse selbst viel weniger dunkel. Die
ganz weissen Eichhörnchen sind im SO. von Sibirien sehr selten, schon von den weiss-
schwänzigen findet man kaum unter mehreren Tausenden eines.
Ich brachte noch ein Thier im Herbstfelle mit, welches in Weiss und Grau ganz unregelmässig
gescheckt ist. Die Fleckung dieses Thierchens ist nicht zu beiden Seiten des
Körpers symetrisch. vertheilt, sondern wie folgt. Oberlippe und Vibrissen weiss, in die
röthlichgraue Farbe des Oberkopfes tritt als Spitzkeil das Weiss der Oberlippe bis hinter
die äusseren Augenwinkel auf die Mitte der Stirn. Ohren rothgrau. Oberhals links bis über
die Schulter sammt Vorderfuss auf rechter Seite grau, auf linker weiss. Das Grau der rechten
Seite zieht sich in länglichem Fleck über die Schulter der linken Seite, linker Fuss
ganz weiss, am rechten nur die Zehen so gefärbt. Auf der Mitte des Rückens läuft das
Weiss beider Seiten in schmaler Binde zusammen. Von hier aus bleibt die ganze rechte
Seite, sammt dem Fusse rein weiss, die linke erscheint vom Schenkel zur Mittellinie des
Rückens bis über die hinteren Rippen hin grauröthlich. Der linke Hinterfuss ist im Sohlenhaar,
in dem ,der Zehen und seitlich bis zur Ferse, weiss; das Uebrige an ihm Schwarz.
Das Grundviertel des Schwanzes weicht in der Farbe von der gewöhnlichen dunkeln nicht
ab, die übrigen Dreiviertel sind weiss, ohne irgend welche andere Beimischungen. Die Nägel
überall weiss.
Als Schluss zu diesen Notizen, die ich bezüglich auf den äusseren Bau der Eichhörnchen
O stsibiriens im Vorstehenden machte, sei noch erwähnt, das nach den Erfahrungen
der Jäger die alten Weibchen, welche oft schon getragen haben, sich durch ein kürzeres,
dunkleres Leibhaar und durch den Mangel der Ohrpinsel im Winter auszeichnen sollen.
Ein solches Exemplar, welches Ende Novembers 1856 im Apfel-Gebirge erlegt wurde,
fiel durch diese Charaktere auf.
In Gegenden, wo die Jagd überhaupt nicht als Vergnügen, sondern von ganzen Völkerstämmen
als ausschliesslicher Lebensberuf betrieben wird und daher wesentlich eingreift
in die Lebensweise dieser Völker, darf man den Beobachtungen, welche namentlich durch
die naiven Eingebomen an den Thieren gemacht werden, oft ganze Glaubwürdigkeit schenken
und in diesem Falle ist auch das, was man über Emigrationen der Eichhörnchen bei
den Jägern O stsibiriens erfährt, wesentlich zur Aufhellung und genaueren Kenntniss der
Lebensweise dieser 'Thierchen. Allein schon die Unregelmäsäigkeit dieser Wanderungen,
welche oft einen grossartigen Charakter annehmen, führt sehr bald zu dem Schlüsse, es
liege denselben ein örtlich und zeitlich schwankendes Causalbedingniss zu Grande. Es
lassen sich bei diesen Emigrationen keine fest eingehaltenen Wanderungsrichtungen, die
in periodischer Wiederkehr verfolgt werden, bemerken, und wenn man auch insofern von
einer gewissen Periodität sprechen darf, als es der Herbst ist, in welchem die Eichhörnchen
sich zum Wandern anschicken, so findet doch dasselbe in so mannichfach unter sich abweichender
Weise statt, dass eine Reihe darauf bezüglicher Beobachtungen, wenig Gleiches
bietet und im Ganzen die Irregularität ihnen zum auszeichnenden Charakter wird.
Nur an dem Orte, wo ich 18 Monate blieb und zwar umgeben von einer Natur, auf
welche noch kaum der Mensch influirt hatte, weil im Bureja-Gebirge die wenigen B irar-
T ungüsen zwar manchen Hirsch, Eber und Zobel erlegten, aber die Eichhörnchen gar-
nicht als jagdwürdige Thiere betrachteten; nur hier habe ich zusammenhängende Beobachtungen
über das Leben und Wandern der Eichhörnchen anstellen können, die ich voran
schicke, um daran das, was meine Tagebücher an Erkundigungen darüber aus dem übrigen
Süden S ibiriens enthalten anzuknüpfen.
Es mag gewiss auf den ersten Blick sehr befremdend sein, wenij man plötzlich die
Eichhörnchen sich im Spätherbste gewissen Localitäten in grösser Zahl zudrängen sieht
und die Frage: wie wussten diese Thierchen, dass ihnen hier gerade die Cedemkiefem
reiche Nahrung in ihren Zapfen bieten? ist eine ganz natürliche. Ein blindlings stattfinden-
des-Vorwärtsgehen konnte ja hier im Bureja-Gebirge nur als seltene Zufälligkeit zu den
verhältnissmässig wenigen Localitäten führen, an denen Pinus Cembra auf den Thalhöhen
zu dichtem Hochwalde gruppirt sich findet; eine geringe Abweichung der wandernden Eichhörnchen
rechts oder links von der zweckmässigen Richtung, führt sie entweder in die
Dickichte nahrungsarmer Tannenwälder, oder in die lichten Laubholzwälder, wo sie gleichfalls
an wenigen von Tamias nicht verschleppten Hasselnüssen und Lindenfrüchten nur ein
dürftiges Futter finden. Die Antwort auf jene Frage lautet: Die Eichhörnchen sind nicht
nur gewissermaassen ganz gut unterrichtete Topographen, sondern auch schon im Voraus
ist ihnen bekannt, ob ein feuchter Sommer die Cembra-Zapfen faulen Hess, oder ein trocke