
 
        
         
		mit Hafer  konnten  nur  die  den  m andshurischen Dörfern  bei Aigun  zunächst  postirten  
 gefüttert  werden.  So  geschah  es,  dass,  so  lange  ich  am Amur  lebte (bis  zum December  
 1858),  das Pferd der Russen sich  hier nur in  geringem  Grade  einbürgerte,  obgleich,  wie  
 schon  bemerkt,  die Natur  am  ganzen  mittleren Amur  die  Zucht  der  Pferde  und  Rinder  
 sehr  begünstigt.  Die  hierher  im Winter  zu  den  B irar-T ungusen  kommenden  Dauren  
 besitzen  schöngebaute>  feurige Rosse.  Sie  leihen  dieselben  den  armen B irar-T ungusen  
 auf zwei bis drei Wochen,  um  tiefer  in’s  Gebirge  Tordringen  und Zobel jagen  zu  können,  
 wofür sie sich dann  mit  der  von jenen  gemachten Beute  bezahlt  machen.  Dies Verfahren  
 eben verhinderte  die B irar-T ungusen in den Besitz-von vielen Pferden zu kommen,  den  
 die Dauern ihnen durch  sehr hohe Preise geradezu unmöglich machen,  um die armen Jäger  
 so zu benutzen und gegen die geliehenen Pferde eine werthvolle Beute an Pelz- und Fleisch-  
 thieren zu erpressen. Die Pferde,  mit welchen die D auren zu den B irar-T ungusen kommen, 
   sind  alle  sehr  feist  und  glatt;  sie  müssen  wohl  bei  diesen Leuten  eine  regelrechte  
 Stallfütterung erhalten,  wie  ihnen  eine  solche  auch in den  chinesischen Dörfern unterhalb  
 Aigun  zu  Theil  wird.  Im  Gebirge  magern  diese Thiere  dann  ab  und  scharren  den  
 Schnee nicht,  wie es die m ongolischenPferde thun, sondern begnügen sich mit denSpitzen  
 der Strauchästchen  und  den  vergelbten Gräsern,  die über dem Schnee  hervorragen.  Dies  
 Alles,  sowie besonders  die  edlen Körperformen,  das kurze,  oft glänzende Haar,  deutet darauf  
 hm,  dass die D auren  dem Pferde eine grössere Pflege angedeihen lassen,  als die westlicher  
 von ihnen wohnenden Mongolen.  Rappen  wurden ab  und zu unter diesen Pferden  
 gesehen.  Die Pferde  der B irar-T ungusen  hatten  kalte  Fischbrühe  sehr  gerne  und  sah  
 ich sie sogar Fischfleisch mit Gier fressen. 
 Die  Preise  des  gewöhnlichen,  transb aikalischen  Steppenpferdes  waren  bis  zum  
 Jahre  1856  sehr geringe,  nämlich  von  8 —  20 Rubel Süber;  mit  dem Preise  von  15  und  
 18 Rubeln konnte  man schon  in  den  Tabunen  wählen.  Seit  der Colonisation  des A m ur’s  
 stiegen diese Preise,  sowie die des Rindviehs,  sogar  um  das Doppelte,  ein  sicherer Beweis  
 dafür,  dass  der  vielgepriesene Reichthum T ransbaikaliens  an  beiden Hausthieren doch  
 nicht so gross sein kann.  Denn,  sobald es sich nur darum handelte,  Proviant und Zugthier  
 für  eine  Bevölkerung  zu  beschaffen,  und  zwar  von  beidem  nur  ein  Quantum,  welches  
 T ransbaikalien  ohne jene Amur-Colonisation  in  fast  gleicher Weise nöthig  hatte,  steigerte  
 sich der Werth  des Pferdes sowohl,  wie auch der  des Rindes,  fast  um das Doppelte.  
 Die D auren  verlangten  bis  60  Rub.  Silber Münze für ihre schönen Pferde. 
 92.  Equus Asitiu* L. 
 Der Esel findet sieh an der dauro-m ongolischen  Grenze  nur selten.  So  wurde er  
 bei  Aksrchinsk  und  N ertschinski-S aw od  gesehen.  Der  einzige Maulesel,  den  ich  in  
 Sibirien  sah,  war  der,  welcher den Wagen zog,  in welchem der chinesische Gouverneur  
 zum  Ceremoniel  des  Empfanges  hoher,  ausserordentlicher  russischer  Gesandten  nach  
 K jachta kam. 
 93.  Equus  Hemionus  Pall. 
 Bei  den  m ongolischen  und  russisch en  Völkerstämmen  der  dauro-m ongolischen  Hochsteppen: 
   Dshiggetei oder  Tschiggetai. 
 Die  Jagden,  welche  ich  in  den  Umgegenden  nördlich  vom  grossen  D alai-n or  im  
 Sommer und Herbste 1856 veranstaltete, um in den Besitz mehrerer Dshiggeteis zu kommen,  
 wurden durch gute  Erfolge gekrönt und im Juni eine Stute,  im  October aber zwei andere  
 Stuten und ein Hengst  dieser wilden Thiere  erlegt.  Mit  Leichtigkeit  hätte  ich  im Herbst  
 und Winter  1856  noch mehrere dieser Thiere  erstehen können,  da unter ihnen gerade der  
 günstige Umstand starker Wanderungen gegen Norden Statt  hatte,  dem  zu Folge  sie  sich  
 zwischen  dem D alai-  und  T arei-n or häufiger  zeigten,  als  es  in  den  letzten Jahren  ge-  
 meinlich geschehen war.  Meine Thiere halten in Allem strenge die  Charaktere ein, wie sie  
 P allas ebensowohl in den  nordischen Beiträgen Bd.  II,  wie  auch  in  den Nov.  Commentr.  
 Acad.  scientr. Imper. Petrp.  T.  XIX,  1774, p. 394 et sq.  für Equus Hemionus giebt, welche  
 Beschreibungen als hauptsächlichste Basis für die späteren Mittheilungen  über  den Dshiggetei  
 gedient haben,  den man bis auf die neueste Zeit nicht selten mit dem  Onager W estasiens  
 und N ordafrikas verwechselt hat,  welcher indessen  schon  durch P allas  auf das  
 Entschiedenste von Eq.  Onager  getrennt  wird.  Es scheint aber eine  solche Verwechslung  
 vornehmlich  darin ihren Grund zu haben, dass erstens beide Arten dem äusseren Baue nach  
 doch  gewiss  sehr nahe  Stehen  und  zweitens  das Verbreitungsgebiet  des  Dshiggeteis  nach  
 Westen nicht so  beschränkt zu  sein scheint,  als es gemeiniglich angegeben wird.  Vielmehr  
 sind die von E versm ann im Bull, de la soc. des natural, de Moscou, 1840, gegebenen Notizen  
 über den Wildesel, die ihm aus dem Kirgisenlande zwischen dem C aspischen Meer  
 und  dem  Aralsee  zukamen,  sehr  geeignet,  aus ihnen besser Eq.  Hemionus als Eq.  Äsinus  
 (Onager) erkennen zu lassen; ja diese Exemplare  erregten Selbst in Eversm ann die Frage  
 nach  den  durchgreifenden,  artlichen Unterschieden  beider Species.  Das Vorkommen  des  
 Dshiggetei  in  der  D shungarei  wurde  schon  von P allas  (Nörd.  Beiträge  T.  II.  p.  6)  in  
 Erfahrung  gebrächt  und  somit  ist  es  wahrscheinlich,  dass  er  die  kahlen  Hochländer  des  
 mittleren A siens  überhaupt  bewohnt  und  nicht  ein  ausschliesslicher Bewohner der östlichen  
 Gegenden dieser Hochländer ist.  Vielleicht sogar finden sich  der Onager und1 Dshiggetei  
 beide in den westasiatischen  Hochsteppenländern;  am Ende  der östlichen aber weiss  
 man von Eq.  Asinus (Onager) nichts. 
 \  Die etwa vierjährige Stute,  welche nördlich vom D alai-nor, Mitte Juni  1856,  erlegt  
 Wurde,  trägt ein sehr kurzes, glänzendes und recht dichtes Sommerhaar. Die Farbe desselben  
 ist  durchweg  gelb-röthlich  mit  einem  geringen  Stiche  in5s  Graue.  Die  Schnauze  bis  
 über 1/3 der Entfernung ihrer Spitze bis zu dem inneren Augenwinkel  und  eine Kinne  zwischen  
 den Unterkieferästen,  werden  beide  allmählich  ihrer Spitze  zu  heller  und  fast  rein  
 weiss.  Dagegen bleibt die ganze untere Halsseite von der allgemeinen Körperfarbe und erst  
 von zwischen den Vorderfüssen an, der Bauchfläche entlang, wird diese heller, bis sie zwischen