Haare nicht verdeckt, und endlich übertrifft die Schwanzlänge unseres H. Brandti jene von
H. migratorius um mehr als das Doppelte.
Gehen wir nun zur genaueren Beschreibung unserer Art über:
Die nackte Nase ist in ihrer Mitte, wie auch bei dem H. migratorius, tief gespalten,
die Nasenlöcher haben den Aussenrand schief nach vorne gerichtet, den Innenrand gerundet,
die am H. migratorius finde ich weniger offen (ich habe immer die Exemplare in Spiritus
vor mir, an den Bälgen darf man selbstverständlich dergleichen Formenunterschiede
nicht beachten), sie sind bei diesem unten durch vortretende, bogig begrenzte Hautfalten
umrandet, viel weniger offen und zeigt in ihrer Gesammtgestalt die Nase zwei kreisförmige
Scheiben. Die Oberlippe ist an unserem Thiere bis zum Nasengrunde gespalten, bei dem
H. migratorius bleibt'/ ihrer Höhe unter der Nase verwachsen, auch ist ihr Band hier allmählicher
gebuchtet, bei unserer Art dagegen tief abwärts gezogen, so dass die Vorderzähne
des Oberkiefers dadurch etwas mehr verdeckt werden; die Mundspalte des breiten
Maules am H. migratorius misst von einem Mundwinkel zum änderen 11 Millimeter, bei
H. Brandti nur 7 Millimeter, sie liegt bei beiden Arten w^it vor dem inneren Augenwinkel.
Die Behaarung der Oberlippe tritt auch auf die, dem Gaumen anliegenden, Bändet desselben,
sowie in den Mundwinkel selbst, wo sie seitwärts der Drüse nach innen in straffen Pinselhaaren
dem Schlunde zugerichtet und länger ist. Bei dem H. migratorius sind diese borstenartigen
Pinselhaare im Mundwinkel kürzer als bei unserer Art. Die Bartborsten stehen bei
beiden Arten in vier Hauptreihen, sind dick, bei dem H. migratorius dichter und häufiger
gestellt, diejenigen, die in den beiden untersten Beihen placirt, durchweg weiss-gelblich,
die darüberstehenden an der Basis schwarz. Die längsten Vibrissen des H. Brandti überragen
das Ohr nur um Weniges, bei H. migratorius reichen sie bis zur halben Halslänge.
Das grosse schwarze Auge steht bei beiden hinter der Hälfte zwischen Ohrbasis und
Nasenspitze, bei dem H. migratorius aber dem Ohre noch näher als bei unserer Art.
Die Maasse, welche ich hier gebe, entnehme ich denselben beiden Thieren die oben
schon ausgemessen wurden.
Entfernnng des inneren Augenwinkels von d'er Nasenspitze .
Entfernung des äusseren Augenwinkels von der Ohrbasis...
Augenspalte.......................................................................................
Hypudaeus Bypudaeus
Brandii.
migratorius.
12
11
4
Ueber dem Auge stehen einige schwarze (bei II. migratorius auch gelbe) Borstenhaare.
In der Form und Grösse des Ohres finden wir die trefflichsten Artenunterschiede.
Das kleine dickhäutige Ohr des H. migratorius liegt kreisrund am Kopfe an und wird vom
davorstehenden Kopfhaare ganz verdeckt, sein innerer Basaltheil ist stark ausgeschweift,
der Band hier verdickt. Innen ist es kahl bis auf den Band, welcher von dichten gelblichen
Härchen besetzt ist und dadurch bewimpert erscheint. Aussen stehen die Haare ziemlich
t
dicht auf der ganzen äusseren Ohrfläche. Keine Klappe verdeckt den Gehörgang. Bei H.
Brandti erreicht das Ohr eine mehr als doppelt so grosse Höhe, ist elliptisch mit zusammengezogenem
Grundtheile und etwas einwärts gebuchtetem Aussenrande. Die sichelförmig
vortretende Klappe am Grunde des Aussenrandes schliesst den Gehörgang nicht ganz und
zieht sich von oben über die innere Ohrfläche als deutliche Falte. Die ganze innere Ohrfläche
ist deutlich gerunzelt und hie und da mit dünnen gelblichen Härchen besetzt. Der
Band trägt überall solche Härchen häufiger, etwas länger, aber nicht so dicht als bei Hyp.
migratorius. Die ganze Aussenseite des Ohres ist mit gelben, langen Haaren nicht sehr
dicht besetzt.
In der Farbe ihres Körperhaares sind beide Thierchen sich ungemein ähnlich , beide
auf der ganzen oberen Körperseite fahl gelb, etwas in’s Graue. Bei genauerer Betrachtung
aber findet man, dass dieses Grau bei dem H. migratorius dadurch bewirkt wird, dass die
meisten der einzelnen Deckhaare kurz vor ihrer Spitze schwärzlich werden, während bei
II. Brandti zweierlei Deckhaare Vorkommen, die einen in ihrer vorderen Hälfte einfarbig
gelb, ohne dunkle Spitzen, und dann sehr lange (doppelt so lang als das gewöhnliche Deckhaar),
die ganz schwarz sind, den Pelz überragen, und so die schwärzliche Stichelung bei
genauerer Betrachtung und bei oberflächlicher den in’s Graue ziehenden Ton des Pelzes
bewirken. Dieses Co]orit setzt sich vorwärts hin bis zum Nasenrücken in gleicher Weise
fort. Die Lippenränder und Flanken sind etwas heller, der hintere Bückentheil etwas dunkler
gelb. Der Bauch und die Extremitäten sind meistens weiss, mit mehr oder weniger deutlichem
hellgelbem Anfluge. Ebenso auch der fast einfarbige Schwanz. Diesen anlangend ist zu
bemerken, dass er im Vergleiche zu dem der meisten Arvicola-Arten kürz genannt werden
kann, da, er, ohne seine Endhaare zu rechnen, kaum '/t der gesammten Körperlänge erreicht.
Im Vergleiche aber zu dem des H. migratorius ist er sehr bedeutend und übertrifft ihn l ’/3
mal an Länge. H. Brandti hat einen spindelförmigen, verdünnten, so dicht mit dicken Haaren
bekleideten Schwanz, dass man keine Schuppenringe an ihm erkennen kann. Obenher
ist das Haar etwas mehr gelb als unten und von einzelnen, wenigen, schwarzen Haaren
durchsetzt. Bei dem H. migratorius ist das Haar hier viel struppiger und steifer, der
Schwanz selbst endet stumpfer, er erreicht nicht bei ausgestrecktem Hinterfusse die Basis
der Zehen, während er mit seiner Spitze bei H. Brandti selbst noch die Nägel desselben
überragt.
Sehr auffallende Unterschiede nehme ich an den Extremitäten gewahr.
An den Vorderfüssen beider ist der Daumen deutlich getrennt und genagelt; ihm entspricht
eine besondere Knorpelgeschwulst vor seiner Basis, aber, während bei H. Brandti
die einzelnen Knorpelgeschwülste isolirt stehen, sind die drei vorderen, an der Basis der
Zehen placirten, von H. migratorius zu einer grossen gemeinschaftlichen Querschwiele verwachsen.
Abgesehen hiervon sieht man bei beiden Thieren die Unterschiede, welche die
Lemminge in ihrer Fussbildung von den Hypudaeus-Arten unterscheidet, nämlich das Vortreten
der dichten, steifen Haare bis zu den vorderen Sohlenschwielen am H. migratorius,
R a d d e , R eisen im Süden von O st-Sibirien. T hl. 1. 2 6