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 gehalten.  Dieses gegenseitige sich AussChliessen aber  darf nicht,  falls  nicht  andere  durchgreifende, 
   specifische  Unterschiede  im  inneren Bau  zu  finden,  zu  Gunsten  der  artlichen  
 Trennung beider, jetzt  sammt  F.  borealis zusammengezogenen, Luchsformen,  in die Waage  
 fallen.  Denn auch  aus O stsibirien ist mir  ein Beispiel bekannt,  nach welchem  mit  einer  
 Mutter  zwei  junge  Luchse  im Winter  1855  am  Jasowka-BacheJ)  erlegt  wurden,  von  
 denen  der eine  ein Rothluchs war,  der andere  sammt der Mutter zum Hirschlnchse gehörte.  
 Im östlichen Sajan waren beide Formen von den Jägern gekannt,  und der Hirschluchs besonders  
 von den Mongolen gesucht. 
 Sehr übereinstimmend in ihrer Farbe waren alle Rothluchse des östlichen  Sibiriens,  
 die mir während meiner Reisen zu Gesichte kamen.  Ein merkliches Schwinden der Fleckung  
 zeichnet sie aus. 
 An  dein aus den B argusinschen Gebirgen stammenden Thiere, dessen Länge im Rohfelle  
 114  Cmth (bis  zum Schwanzende) misst,  sind die rostrothen Deckhaare  des Oberkörpers  
 in recht gleichmässiger Weise weiss und schwarz gespitzt.  Auf dem Rücken  wird das  
 Weiss zu fahlem Gelb.  Vorne  auf dem Kopfe  und  seitwärts  auf  den Wangen ,  sowie über  
 die Flanken und namentlich den Schenkeln, bewirkt das vorwaltende Weiss  der Deckhaarspitzen  
 einen  allgemeineren,  silberweissen Anflug. Das Wollhaar  ist rostroth,  wird  an  den  
 Körperseiten  etwas  heller  und  geht  in  allmählicher  Nüancirung  zum Weiss  des  Bauches  
 über. Nur auf der Aussenseite des  Oberschenkels, von der Kniebeuge  abwärts,  macht  sich  
 eine  geringe  Fleckung  kenntlich  und  diese  wird  sonderbarer Weise  wesentlich  durch  das  
 Wollhaar hervorgerufen, indem dieses büschelförmig, hier von, braungrauer Farbe,  zwischen  
 das weisse Wollhaar der vordem Fusseite und dem Röthlichbraun der Schenkelfläche  tritt.  
 An diesen Büschelchen bemerkt man einige schwarze Deckhaare.  Indessen sind die dadurch  
 bedingten  Fleckungen' tan  Grösse  und  Form  so  unbedeutend,  dass  man  sie  vielmehr  eine  
 geringe Flammung als prononcirte Zeichnung benennen muss.  Die Schwanzspitze finde ich  
 bis fast zur Hälfte der Schwanzlänge: schwarz, von wenigen langen Weisshaaren durchsetzt. 
 Das  junge  Thier  aus  dem  östlichen  Sajan,  ein  Männchen,  welches  Ende  August  
 am N uku-daban erlegt  wurde  und  etwa  4’/2 Monate alt  sein  mag,  ist  noch  nicht  ausgewachsen  
 und  trägt  ein  dichtes,  ziemlich  grobes Jugendhaar.  Dasselbe  ist  auf  dem Kopfe  
 und  an  den Wangen  bräunlich-grau,  mit  geringer  weisslicher  Stichelung  auf dem  Nasenrücken. 
   Der Augenring ist  noch  nicht  völlig  in Weiss  geschlossen,  indem  das  Bräunlichgrau  
 der Stirn sich über das obere Augenlied bis  zum Rande  fortsetzt.  Die Vibrissen  sind  
 weiss und die  hinteren, längsten messen bis  60 Mmtr.  Das Ohr von Innen weiss, ist'an der  
 Aussenfläche fast durchweg schwarz, nur in der Mitte sieht man einen ovalen,  grauen, fein  
 schwarz gestichelten Fleck.  Die Pinsel sind noch kurz  (25 Mmtr.) und dünn.  Vom Scheitel  
 her  bis  zum  Schwänze  ist  die  Körperfarbe  hell  rothbraun,  über  den  Rücken  hin  durch 
 1)  D er  Jasow k a-B acH   fällt  unterhalb  Ü s t-S tre lk a   von  rechts  her  in  den  A m ur. 
 schwarze  Endspitzen  des  Deckbares  dunkler,  an  den  Flanken  von  weisslichen  und  fahl-  
 gelblichen Haaren ungeregelt durchsetzt.  Dem etwas helleren Schwanzrücken  mangelt  das  
 Deckhaar noch sehr, die schwarze Endspitze tritt seitwärts nur 30—-35 Mmtr. zum Schwanzgrunde  
 vor,  oben, wo  lange,  weisse  Deckhaare  stehen,  ist  das  Wollhaar  grau.  Auf  der  
 langhaarigen, weissen Bauchseite stehen in zwei Längsreihen 11 grosse, rauchgraue Flecken,  
 an denen Woll- und Deckhaare diese Farbe haben.  Die äussere Seite der Extremitäten  ist  
 schmutzig weiss in’s Röthliche und Grau, die innere von  etwas hellerem Rothbraun als der  
 Rücken.  Die Totallänge dieses Thieres beläuft sich zu nahe einem Meter. 
 Vom Schädel dieses jungen Thieres wäre noch Einiges, in Folgendem zu bemerken : 
 Was zunächst das Milchzahngebiss anbelangt,  so weicht dieses in seinen Lücken- und  
 Fleischzähnen sehr von dem der alten Thiere ab.  Die Vorder- und Eckzähne sind im Oberund  
 Unterkiefer  proportionirt  zu  denen  des  alten  Luchses,  nur  die Lücken  zwischen  den  
 Eck- und äusseren Vorderzähnen verhältnissmässig etwas grösser.  Der erste stumpfe,  ein-  
 höckrige Lückenzahn des Oberkiefers, welcher alten Thieren fehlt, ist sehr klein vorhanden,  
 und befindet sieh ziemlich in der Mitte der Lücke, die zwischen Eck- und Reisszahn gelegen. 
 Auffallenderweise fehlt der 2.  Lückenzahn im Oberkiefer  noch  ganz.  An  seine Stelle  
 tritt der Reisszahn,  dessen Form und Höckerung von dem alter Thiere bedeutend abweicht.  
 Vor  dem  mittleren  zugespitzten  Haupthöker  dieses  Zahnes,  dessen  Innenfläche  steil  zum  
 Zahnhalse abfällt,  und an dessen Basis  innen  ein  starker,  stumpfer Höcker  sichtlich  wird,  
 vor diesem stehen nämlich,  schief nach  aussen  gestellt,  zwei  stumpfe  Höckerkronen.  Der  
 stumpfe Höcker hinter dem mittleren Haupthöcker  des Reisszahnes weicht in  seiner F orm  
 von  dem  alter  Thiere  nicht  ab.  In.den Wurzeln  dieses Reisszahnes aber  finden  wir  eine  
 ganz andere Anordnung bei dem jungen Thiere,  als bei dem alten.  Bei dem ersteren haben  
 die beiden vorderen Höckerchen und der hintere jeder eine*breite flache Wurzel,  welche in  
 der Längendimension des Zahnes  gerichtet  ist.  Dem  hohen Mittelhöcker  hingegen  gehört  
 eine  schmälere,  aber  dickere Wurzel,  die  scharf nach Innen  gerichtet  in  der Querdimension  
 des Zahnes steht.  Am Reisszahne des alten Luchses dagegen fehlt dem hohen Mittelhöcker  
 die  besondere Wurzel,  dagegen  hat jeder  der  quer  davor  gestellten  Höcker  eine  
 wenig nur zugespitzte, im Querschnitte runde.  Die breite,  keilförmige Wurzel  des flachen  
 hintern Höckers aber  steigt vorwärts  bis  vor  die Hälfte  des  mittleren Haupthöckers.  Der  
 hinter  dem  Reisszahn  unmittelbar  stehende  Kauzahn  ist  verhältnissmässig  grösser  als  bei  
 dem alten Thiere, und bildet durch seine quere Stellung mit der Innenwand des Reisszahnes  
 einen Winkel, der bei dem alten und jungen Thiere sich gleich ist,  Aber  in Beziehung auf  
 die Form  stellen  sich  wieder  sehr  wesentliche Unterschiede  durch Vergleich  heraus.  Am  
 Zahne alter Thiere bildet der Innenrand die breiteste Seite, welcher gegenüber die stumpfe  
 Spitze des Aussenrandes liegt;  am Zahne des jungen Thieres  dagegen wird der Innenrand  
 durch eine weit vorgezogene, stumpfe Spitze gebildet,  und der Aussenrand durch zwei,  die  
 jede eine besondere Wurzel haben.  Die Wurzeln anbelangend, so  divergiren  sie am  Zahne  
 des Milchgebisses dermaassen,  dass  ihre grösste Form (der Innenränder)^     8 MIOm*tr. beträgt,