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 wurde,  als er durch den Strom schwamm.  Hier frisst er vorzüglich die Zwiebeln von Lilium  
 spectabüe und der Magen der Wildschweine im Bureja-Gebirge war im Sommer damit fast  
 immer ganz gefüllt.  Im Sommer bleiben die Eber dort gerne  in den schattigsten Thälern;  
 alte Keiler,  die abgeschlagen vom Rudel leben,  sind Standthiere  und  kommen Mittags ein  
 Paar Stunden gerne an  die Pfützen,  die  sich  hie  und  da  auf den  Gebirgshöhen  finden (so  
 auf der Chotschio-Höhe bei meiner Wohnung),  oder sie legen sich in Ermanglung solcher  
 in die Quellen der Bäche,  die  sie  gerne  vertreten.  Das Scheuern  an Eichenstämmen  voll-  
 iuhren sie dann auch vor und nach  dem Baden, und haben diese sogar,  wie es scheint,  lieber, 
   als die Harzbäume. Niemals sah ich hier ihr  Blatt so mit Terpentin verharzt,  wie dies  
 in  Europa  stattfindet.  Mit  drei  Uhr  Nachmittags,  wenn  gewisse  Mücken-Arten  bis  zum  
 Abend zu schwärmen beginnen,  verlässt der Eber  die  Schlammpfützen  und  zieht wieder in  
 sein Standquartier auf die Mast.  Im Herbste machen die Wildschweine imBureja-Gebirge  
 nicht  unbedeutende  Emigrationen,  indem  sie  sich  an  diejenigen  Orte  begeben,  wo  die  
 Eicheln gut gedeihen,  was nicht immer überall geschieht.  Im Herbste 1858 verliessen  sie  
 die obere Hälfte des Bureja-Gebirges  und  begaben  sich zum Mochada.  In  den Thälem  
 des  D shewin und  Golin,  sowie in denen  der Ditschun-Bäche,  wintern  sie  am  liebsten  
 und bestehen  die schmalen Gebirgsverflachungen,  die zwischen je zwei Seitenthälchen zum  
 Hauptthale vortreten (Strjelka). Auf den Höhen solcher Querthälchen haben sie ihr gemeinsames  
 Lager, welches sie erst  nach einer Störung  verlassen  und. ein  neues  wählen.  Auch  
 die Zirbelkieferbestände besuchen  die Wildschweine häufig  und wühlen weite Strecken des  
 Bodens in ihnen um.  Soweit ich Erfahrung über das Naturell und die Klugheit,  sowie über  
 die  Schärfe  der Witterung  der Wildschweine  hier  gemacht  habe,  so  muss  ich  gestehen,  
 dass sie sehr friedlicher Natur sind, und es mir mehrmals passirte, mittelalte Wildschweine  
 sich mir bis auf vier Faden Weite nahen zu sehen.  Dies wird man vielleicht für übertrieben  
 halten,  und  ich  muss  daher  erzählen,  wie  es  damit  einmal  seine  Bewandniss  hatte..  Ich  
 kehrte  Mitte October  am  Sonntage  von  der  Eichhörnchenjagd  heim  zu  meiner Wohnung  
 und befand mich noch auf dem  oberen Theile der Chotschio-Höhe,  da,  wo  das Tigerthal  
 sich von ihr abzweigt. Es war ein trübes Herbstwetter und die Bäume nur noch dünn belaubt.  
 Meine Büchse hatte ich nicht geladen, weil kurz vorher ein Eichhörnchen in der Spitze einer  
 Zirbelkiefer dreimal damit erzielt,  aber  nicht  getroffen  war,  und  ich  das Gewehr  waschen  
 wollte. Der Doppellauf enthielt grobes Schrot.  Ich liess mich am Abhange der Chotschio-  
 Höhe an einem Eichenstamme nieder,  um ein wenig zu ruhen und zu rauchen;  aber kaum  
 sass ich,  so  hörte ich deutlich,  wie thalwärts von mir ein Thier,  als  ob  es im Galopp laufe,  
 die Füsse  setzte.  Es  war  zu  spät  die Büchse  zu  laden,  denn  schon  kam  von  unten  her  
 langsamen Schrittes eine Sau auf mich zu.  Ich  drückte  mich hart an  den Baumstamm und  
 blieb bewegungslos.  Die Sau blieb stehen, beroch den Boden,  drehte ein Paar Mal mit dem  
 Schwänze und that dann wieder einige'Schritte.  Ging sie,  so  konnte ich  langsam  die Kugeln  
 aus  der  Tasche  ziehen  und  sie  je  zu  zwei  in  den Lauf  des  Doppelgewehrs  auf die 
 Schrotladung  gleiten  lassen.  Stand sie  still,  so  blieb  ich  regungslos.  Die  Kugeln  waren  
 schon in  beiden Läufen,  aber  da  sie  zu  klein  für das Caliber des Gewehres waren,  so bedurften  
 sie eines Pfropfens,  oder ich konnte nur schiessen, wenn ich den Lauf schräge nach  
 oben halten würde.  So kam es,  dass ich ruhig  abwartete,  bis  die Sau mir vorbeigegangen  
 war und nun höher stand,  als ich sass.  Sie passirte den Baumstamm,  welcher mich ihr verbarg, 
   in  nicht  einmal  zwei  Faden Weite  von  mir  ganz  langsam  und  blieb  etwas  weiter  
 stehen, worauf ich ihr die Ladung in’s Blatt gab und sie  eine halbe Werst weiter verendet  
 fand. Nach den Erzählungen der B irar-T ungu sen ist in den letzten  30 Jahren nnr einer  
 ihrer Jäger  vom  Eber  auf der Jagd  getödtet  worden.  Der  verwundete Eber  geht  gemeiniglich  
 bis zum nächsten Bache,  diesen im Wasser dann aufwärts und legt sich in demselben,  
 so  dass  seine  weitere  Spur  für  Hund  und  Jäger  verloren  geht.  E r verendet  auch  so  im  
 Wasser. 
 Der Eber wird  im Bureja-Gebirge  auch maassgebend  für  die Wanderungen  des Tigers, 
   dem er als Fundamental-Nahrung hier dient. E r ist im Winter das Hauptwild, welches  
 die Tungusen  erlegen,  falls  nicht  besonderes Einwandern  der Rehe, wie  solches  bisweilen  
 stattfindet,  diese zum Hauptjagdthiere macht. 
 Zu  denjenigen  Gegenständen,  welche  vom Am ur an  den Kaiserlichen Hof nach P e king  
 gebracht werden,  gehört ausser dem Flusslachs (Salmo flmiatilis,  oder  eine ihm nahe  
 stehende, neue Art),  dem lebendigen Zobel und jungen Hirschen,  auch wohl noch das Eberfleisch  
 und  das Eis  des  Stromes.  Die  M andshu,  die  D auren  und  Solonen  nehmen  es  
 gerne und erpressen es von den Jagdvölkem.  Sie  spalten  stets  den Kopf der Länge  nach,  
 um das  Gehirn zu gewinnen,  und lösen die Zunge ans,  worauf sie die gespaltenen Hälften  
 wieder an einander gefrieren lassen und dieses so geschickt zu machen verstehen,  dass man  
 nicht  leicht  etwas  davon  bemerkt.  Mit  Eberrippen  weiheten  die  B irar-T ungu sen  ihre  
 Götter ein, welche ich ihnen gemalt hatte. Das unbereitete Fell findet nur zu Decken oder  
 allenfalls als Schutzwand der unvollkommenen Jurten eine Verwendung. 
 b.  Sus  scrofa  dumesticus  Briss. 
 Von  den Kosaken-Posten im östlichen Sajan,  die  über 4000' über  dem Meere gelegen, 
  ist das Hausschwein ebenso wie von dem Nordufer des Kossogolsees ausgeschlossen.  
 Erst  mit  dem  T uranskischen  Posten  finden  wir  es  dann  ostwärts  in  allen  russischen  
 Ansiedelungen. Bei den Chinesen in M aim atschin,  denen es,  wie bekannt,, ein besonders  
 beliebtes Hausthier ist und  in  ihrer Küche  in  den  variabelsten Zubereitungen  eine  grosse  
 Rolle  spielt,  sah ich nur das gewöhnliche Hausschwein,  nicht die nackte, kurzbeinige, chinesische  
 Raqe.  In  T ransbaikalien  ist  es  überall  und  auch  in  den  Hochsteppen  der  
 m ongolo-daurischen  Grenze  entlang,  vorhanden;  wird aber.nirgends auf dem Lande als  
 Stallthier  gemästet.  Im  Jahre  1857  fehlte  es  in  den  neugegründeten  Ansiedelungen  bis  
 zum  Bureja-Gebirge  noch  und  wurde  hierher,  sammt  der  Hauskatze,  erst  im  Sommer