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 Am  16.  (28.)  Juli  1856 wurde,  als ich  von  der  Höhe  des Sochondo-Gebirges  zum  
 A ltanskischen  Grenzposten zurückkehrte,  im Thale  des Aguzakanbaches  ein  Nest  des  
 fliegenden Eichhörnchens im  hohlen  Lärchenstamme gefunden und die  Mutter  sammt vier  
 Jungen,  welche  es  bewohnten,  erbeutet.  Das  alte Thier,  dessen Körperlänge  183 Mmtr.  
 und dessen Schwanzlänge,  ohne die Endhaare,  nahezu 100 Mmtr. beträgt (mit den Endhaaren  
 125 Mmtr.) zeigt die obere Körperseite  in Folge  der  gelbbräunlichen Spitzen der einzelnen  
 Deckhaare sehr  abweichend  vom Colorit  des Thierchens  im Winterpelze.  Verhält-  
 nissmässig sind aber diese  dunkel  gelbbräunlichen  Spitzen  der  einzelnen Haare  kürzer  als  
 die weissen und weissgelblichen  des Winterhaares  und  daher  scheint  im  Sommerpelze  das  
 dunkle  Schiefergrau,  welches  die  Hauptfarbe  der  Deckhaare  bildet,  überall  durch.  Besonders  
 ist  dies  der  Fall  auf der  Hautfalte,  wo  die  weisslich-gelben  Haarspitzen  kürzer  
 werden.  Auch  auf dem Kopfe  und  dem Nasenrücken werden  diese Spitzen heller, und  ist  
 die Oberlippe selbst schon ganz weiss. Der dünne Pelz  der unteren Körperseite weicht von  
 dem  viel  dichteren  des Winterhaares  in  der Farbe  nicht  ab.  Die oberen Fussseiten sind  
 besonders  den Zehen  zu  grauschwarz,  oberhalb  wenig  in’s  Gelbe  gestichelt,  die  untere  
 Seite  weiss,  die  Sohlen  in  Sommer-  und Wintertracht  nackt,  die  Nägel  weisslich.  Der  
 Schwänz weicht bei den alten Thieren nur in  der Dichtigkeit  der Behaarung,  nicht  in  der  
 Färbung in  den  verschiedenen Jahreszeiten  ab;  einzelne  ganz  schwarze, lange  Deckhaare  
 finden sich ebensowohl auf der oberen, als auch auf der unteren Seite desselben,  sind unten  
 aber ungleich häufiger.  Auch vom mittleren Am ur,  wo  im Bureja-Gebirge Pieromys  bereits  
 so selten  (47° n. B.) vorkommt,  dass  ihn  die meisten B irar-T ungusen mir nicht zu  
 benennen wussten, brachte ich ein Sommerfell mit, welches genau mit dem oben besprochenen  
 aus dem Apfel-Gebirge übereinstimmt,  nur  finde  ich  das Weiss  der  unteren Körperseite  
 reiner und am Halse höher hinaufsteigen,  so  dass  hinter den Ohren nur eine schmale,  
 gelbbräunliche Bückenbinde  stehen bleibt. 
 Bei  den  vier  noch  nicht  ganz  erwachsenen  Jungen  ähnelt  der  Pelz  sehr  dem  der  
 Mutter.  Das Haar ist verhältnissmässig kürzer,  das Gelb  der Spitzen nicht soweit  abwärts  
 reichend und matter, zieht nicht mehr in’s Bräunliche. Dagegen ist  das Weiss der  unteren  
 Körperseite nicht so rein,  oft,  namentlich am Kopfe und Halse, leicht rauchgrau überflogen,  
 die Behaarung der unteren Seite der Hautfalte hat bis auf die Kandparthie  eine  matt gelbbräunliche  
 Farbe, welche den Flanken näher am intensivsten wird.  Die Schwänze der jungen  
 Thiere weichen am meisten von denen der alten ab,  sie werden auf ihrer unteren Seite  
 fest reim schwarz.  Nur  über  die  Schwanzwirbel hin,  sowie  im  Basaltheile  des Schwanzes  
 schimmert  das  sanft  gekräuselte,  graue Wollhaar  des Jugendkleides  durch.  Nur  einzelne  
 der  seitlich  stellenden Deckhaare  haben gelblich-weisse Spitzen  und  auf diese Weise  wird  
 der Schwanz seitlich von hellem Bande umfasst.  Die obere Seite entspricht in der Farben-  
 vertheilung  der unteren  ganz. Die  oberen Fussseiten  sind  bei  den jungen Thieren  überall  
 weissgrau gestichelt. 
 Die sehr übereinstimmenden Winterkleider von fünf Thieren  aus  dem Apfel-Gebirge 
 geben mir zu keinen weiteren Bemerkungen Veranlassung,  wohl aber muss  ich  erwähnen,  
 dass ein sechstes Thier, welches ich im Juli  1859  bei der Besteigung  des M unku-Sardik  
 (östliche Sajan) an der Grenze des Baumwuehses Abends erlegte, in qiner Höhe von 7000  
 engl.,  um  diese  Zeit  hier  einen Pelz  trägt,  welcher  dem Winterpelze  an Dichtigkeit ganz  
 gleich kommt und sich von  ihm  nur  durch  eine  etwas  dunklere  Nüance  der  gelben Haarspitzen  
 unterscheidet.  Besonders macht sich an ihm das Vorwalten von gelb am Schwänze  
 bemerkbar,  da an diesem  die  meisten  Haare  bis  auf  einen  geringen  Theü  der  Basis  licht  
 lehmgelb sind,  nur wenige von  ihnen  in  ihrer  vorderen  Hälfte schwarz  und  noch  weniger  
 ganz schwarz werden.  Auch die  oberen Fussseiten dieses Thieres sind mehr weiss als grau. 
 Das fliegende Eichhörnchen wurde von  mir  überall  im  waldbedeckten D aurien,  den  
 Baikalländem und dem östlichen Sajan-Gebirge  angetroffen oder erkundet, aber es bleibt  
 der Hochsteppenfeuna D auriens fremd.  Am häufigsten traf ich es im Apfel-Gebirge  an,  
 im Quellande der Ingoda z. B., wo  es weniger die Birkenbestände als die der daurischen  
 Lärche zum Aufenthaltsorte wählte.  Am mittlern Ononlaufe in dengmgegenden von Ak-  
 schinsk und.Mogoitui traf ich es, den Ansiedelungen ganz nahe recht häufig an  und kam  
 es  Abends  selbst  in  die  Gemüsegärten  der  Kosaken.  Es  fehlt  auch  nicht  dem  unteren  
 S chilka- und Argunjlaufe entlang;  aber in dem Bureja-Gebirge bleibt es, wenigstens in  
 denüferparthieen dieses Gebirges, eine grosse Seltenheit und dürfte mit dem 47° nördlicher  
 Breite wohl s e i n e  Aequatorial-Verbreitungsgrenze erreicht haben.  Hier nun werden auch die  
 beiden  Baumarten, nämlich  die Weissbirke und die  Lärche, welche  Pteromys allen anderen  
 zum Aufenthalte vorzieht, schon sehr viel seltener und dürfte darin das nur vereinzelte Vorkommen  
 des Thierchens  seine Erklärung  finden.  An  der Baumgrenze  im  östlichen  Sajan  
 ist es auf die Nahrung angewiesen,  welche  ihm  die Zwergbirke und Lärche in ihren Zäpfchen  
 und Knospen bieten. Auch hier verliess es  erst  nach Sonnenuntergang  seine Schlupfwinkel  
 und sprang von Baum zu Baum. 
 Zur Nestausfütterung bedient sich das fliegende Eichhörnchen  des  trockenen Mulmes  
 der hohlen Lärchenstämme;  sein Fell ist werthlos. 
 3 8 .  S c iu r u s   v u lg a r is   L. 
 Bei  den  m ongolischen  Völkerstämmen  der  Baikal-Gegenden  T ran sb aikalieiis,  der M ongolei  
 und bei den D aüren  und  S'ojoten:  Kirmi  oder  Chtrmi. 
 Bei  den Völkern tnngusischer Abkunft:  Uluki,  hiermit nabe  verwandt ist auch  die Benennung  der  
 Mandshu:  Uluchi. 
 Bei  den  C hinesen:  Chuidshü. 
 Die  Literatur,  bezüglich  auf  die  verschiedenen  Kleider  der  Eichhörnchen,  ist  in  
 neuerer Zeit ebensowohl für den Hochnorden A siens,  wie  für  den Südosten S ibiriens  so  
 bedeutend angewachsen,  dass etwas Allgemeineres sich nicht leicht den hierüber handelnden,  
 Arbeiten der Herren v. Middendorff und L. v. Schrenck zusetzen lässt  ).  Ich will daher,. 
 1) v. M iddendorff’s.Sibirische  Reise ü . p.  79  ff.  und L.  v.  Scbrenck’s  Reisen  und  Forschungen im  
 Amurlande Bd.  I.  1. Lief.  p.  119  ff.