
chen gefrorener Bäche oder Seen und leiten sie ab und zu absichtlich in nahestehende
Dickichte.
Allgemeine, grössere Wanderungen der Füchse, wie solche durch S teller und von
M iddendorff') erwähnt werden, habe ich nicht Gelegenheit zu beobachten gehabt, indessen
ist es wahr, dass, nachdem die Flachvorländer und Steppen am mittlern Amur im
Frühlinge von den B irar-T ungu sen abgebrannt waren, Füchse sowohl als Wölfe, während
der Boden noch warm und stellenweise das Feuer noch nicht erloschen war, an solchen
Orten erschienen, um die nun viel leichter zu fangenden Aroicofa-Arten (Ar. rufocamts besonders)
zu erbeuten.
Der Fuchsfang, wie ich ihn im Bureja-Gebirge imW interl857— 1858 mit salpeter-
saurem Strychnin betrieb, hat mich einerseits einige Erfahrungen in Bezug auf die geistigen
Fähigkeiten dieser Thierart machen lassen, wie ich andererseits auch sah, welcher Art die
Wirkung des Giftes für diese Species sei. Ich will daher auch hierüber Einiges bemerken.
Zum Fangen der Füchse bereitete ich cylindrische Talgpillen, ¡in denen kaum zu
'/2 Gran Strych. nitr. eingeschmolzen war. Diese wurden an passende Localitäten, die nach
den Spuren der Füchse bald gefunden waren, in die kreisförmig sich schliessende Spur
gelegt, welche ich mit einem faulen Fische (Käta, Salmo lagoceplialm) hinter mir zog und
dadurch die meiner eigenen Füsse unkenntlich machte. Ich wendete die Vorsicht, die fertige
Pille nicht mehr direct mit der blossen Hand zu berühren, nicht an, wie man dies gewöhnlich
in den besser bewohnten Gegenden Europas thut, und dennoch fielder Fuchs stets ¡in
nächster Nacht. E r war also hier noch nicht so genau mit der Witterung des Menschen
vertraut, wie er es bei uns ist, wo er, wenn einmal ihm Zweifel sich erheben, nie die
Pille durchbeisst, sondern darauf urinirt und fortzieht. Freilich bewiesen auch hier im
Bureja-Gebirge die Fussspuren an der Pille deutlich, wie lange das Thier gestanden und
unentschlossen gewesen sei; die Füsse wurden nahe an einander gerückt, bisweilen etwas
seitwärts breiter, bisweilen rückwärts oder vorwärts bewegt und dadurch neben der Pille
der weiche Schnee vielfach betreten; bisweilen deuteten ein Paar Urintropfen im Schnee auf
die Angst des Fuchses.- Endlich durchbeisst er die Pille (was der Wolf nie thut, sondern
sie schluckt) und in demselben Augenblicke speit ¡er beide Stücke aus; allein die auf die
Zunge gefallenen Strychnin-Kry stalle, und seien es ihrer auch noch so wenige, sind schon
genügend, sehr bald das Thier zu tödten. Jetzt, wo es zu spät, erkennt der Fuchs sein Unglück.
E r benimmt sich in demselben auf sehr verschiedene Weise. Einige Thiere springen
in angestrengten Sätzen hastig davon, sie lassen 1 — 11/2 Faden Springweite hinter sich,
stellen die Hinterläufe in eine Linie, schlagen den rechten Vorderfuss weit vor,: so dass,
bis auf die Zeichnung, die Spur in ihrer Stellung der des springenden Rehes gleichkommt.
So rasen sie fort, bis mit dem letzten Satze, welcher bei einem Fuchse über drei Faden
Springweite bergab hatte, das Thier seitwärts umschlägt und verendet, die Füsse zum weilj
Sibir. Reise 1. c. p. 72.
teren Sprunge gespannt. Andere Füchse dagegen gehen ganz langsam von dannen; drei,
vier Schritte sind gethan, so deutet die Scharte in der Spur, welche der Innenzeh veranlasst
«, auf die Wirkung des Giftes schon hin. Der Gang wird schwankender, Speichelfluss
beginnt, einzelne Tropfen davon fielen seitwärts vor die Vorderfüsse in den Schnee, die
Spur wird weniger scharf, die Hinterfüsse beginnen seitwärts zu gleiten, die Nägel-treten
weiter vor, das Thier schnappt nach den Weichen, in die es nur selten die Zähne haut.
Endlich wird die Spur'entweder enger und enger, das Thier bleibt stehen und fallt mit gekrümmtem
Rücken, oder es setzt die Füsse in fast gerader Richtung und fällt bei’m langsamen
Dahinschleichen. Weiter als 15—40 Faden entfernte sich mir kein Fuchs von der
Stelle, an der das Gift lag; am Platze blieb aber auch keiner, die meisten gingen nur 4 —-
10 Faden weit und fielen. Wölfe und Canis procyonoides sind mit Pillen schwer zu fangen,
namentlich da, wo ihrer viele leben und ihre Spuren sich ■ einander undeutlich machen.
Diese beiden Thiere schlucken nämlich die ganze Pille und ehe diese im Magen ¿ergeht,
sind sie oft schon sehr weit gelaufen. In den Ebenen des untern Dsejalaufes hetzen die
Mandshu bei grossen Treibjagden den Fuchs mit Hunden.
Der Fuchs ist im ganzen O stsibirien ein vielgesuchtes und oft sehr theures Pelzthier.
Die rothen Füchse preisen bei den M ongolen mehr als die ändern. An der U ssuri-
Mündung sah ich einigemale die Eingeborenen für einen gewöhnlichen Feuerfuchs, den
sie bei russischen Kaufleuten eintauschten, zwei und selbst drei gute Zobel geben. Im Allgemeinen
preisst der Fuchs in O stsibiren höher als in Deutschland. Die schlechtesten
Füchse werden nicht leicht unter 2 Rbk Silber aus erster Hand bezahlt, meistens zahlt
man dafür zwischen 3 und 4 Rbl. Silber. Die unter No. 4 beschriebene Farbenvarietät, die
zum schwarzen Fuchse eine Uebergangsstufe bildet, kostet bei den Russen schon 10 15
Rbl. Silber. Die Kreuzfüchse am untern Amur hatten, so lange sie wenigstens ausschliesslich
von den Eingeborenen getauscht, oder von den Mandshu erhandelt wurden, einen
Werth von 5—7 Rbl. Silber. Schwarzfüchse, deren Werth namentlich steigt, wenn ihrer
zwei oder mehrere von gut zusammenpassender Farbe sind, kosten von 1 0 0 ^ 2 5 0 Rbl.
Silber das Stück. Das Fleisch essen die B irar-T ungusen in Zeiten der Noth.
16. Canis Corsac L.
Bei den Mongolen der hohen Gobi: Kirassü.
Bei den Grenzkosaken T ransb aikaliens: Korssuk und .bisweilen Stepnaja Lüiza, d. h. Steppenfuchs.
Auch von diesem Thiere habe ich aus dem nordöstlichsten Theile seiner weitreichenden
Verbreitungsgrenzen eine grosse Anzahl schöner Exemplare mitgebracht, und um sie
auf Farbenvarietäten kennen zu lernen, ausserdem 60 Felle gekauft, die darthaten, dass
diese Art im Winterkleide sehr beständig im Colorit und bei weitem nicht so wie Fuchs
und Wolf zu Abänderungen geneigt ist.