barren, Pulverfässcben, Fischfangsapparate verschiedenen Calibers, das Nöthige um in Eile
eine Esse aufzuschlagen, und allerlei Schmiedewerkzeuge wurden bei schönem "Wetter
fleissig gelüftet und hei herannahendem Regen sorgfältig mit Birken- und Lärchenrinde,
die wir im Verlaufe der Weiterreise an den gut bewaldeten Ufern des oberen Amur schälten,
zngedeckt. Dazwischen sah man auch allerlei Waaren für die Eingeborenen: Leder
zur Herstellung von Fusszeug, Gewehre etc. und zwischen diesen gestapelten Gegenständen
stolzirte ein prächtiger Hahn und eine Hernie, die ich mit mir genommen, um im Winter
meine Freude an ihnen zu finden.
In der Art und Weise, den Amur abwärts zu reisen, wurden von nun an nur insofern
kleine Abänderungen bedingt, als sie vom Wetter, von der Strömung, den augenblicklich
nöthigen Beschäftigungen und anderen Nebenumständen veranlasst wurden. Damals waren
nur wenige russische Pikets, in weiten Distanzen von einander gelegen, am linken Ufer
des Stromes etablirt, und die Bewohner derselben noch kaum mit den nächsten Umgegenden
ihrer temporären Aufenthaltsorte bekannt geworden, so dass man bei ihnen so gut wie
nichts über dieselben in Erfahrung bringen konnte. Die wenigen M onjagern, denen wir
bei unserer Weiterreise hie und da begegneten, waren die einzigen Menschen, bei denen
einige Erkundigungen über die bereits passirten und weiterhin zu erreichenden Oertlich-
keiten gemacht werden konnten. Täglich wurden von mir, indem ich mit dem kleinen
Boote entweder voraneilte oder hinter dem Flosse zurückblieb, die vortheilhaft scheinenden
Uferstrecken besucht und besammelt, und so gelangte unser Floss am 11. Juni frühmorgens
zur Dsejamündung, wo wir theils durch sehr schlechtes Wetter, theils durch die
Gegenwart des Herrn General-Gouverneuren, Grafen M uraw ieff-Am urski, vier Tage
zurückgehalten wurden. Die während dieser Zeit (seit dem 27. Mai) durchreiste Strecke
beträgt, dem Bette des Am urs folgend, circa 1000 Werst und wurden diese in etwa folgenden
Stationen zurückgelegt:
Von U st-S trelka bis etliche Werst unterhalb der Amasare-Mündung am 27. Mai.
Von dort bis etwas unterhalb der Uritscbi-Mündung am 28. Mai. Von dort bis unterhalb
der Oldoi-Mündung, da, wo der Amur durch die Absteilungen des K ubutschinskisclien
Gebirges zu einer grossen Krümmung gezwungen wird, in welcher wir nächtigten, am
29. Mai. Von dort zum K otom anda- (Kutomanda-) Piket, an der Mündung des Flüsschens
gleichen Namens gelegen, woselbst das Dampfschiff «Schilka» gewintert hatte und
wir bis Nachmittag blieben, dann unsere Reise fortsetzten und amAbend des,30.Mai einige
Werste unterhalb der Niver-Mündung landeten, um zu übernächtigen. Am 31. Mai erreichten
wir den Ort, wo früher A lbasin gestanden, hatte, und setzten Nachmittags die
Reise weiter fort, bis wir etwa auf der Hälfte der Entfernung zwischen der A lbasicha-
und Panga-Mündung'(beide rechts zum Amur) zur Nacht blieben. Am Abend des 1. Juni
landeten wir, nachdem die beiden Burgafi-Bäche passirt worden waren, oberhalb des
Kreuzes, welches da errichtet wurde, wo der kleine Dampfer «Nadeshda» gewintert hatte.
Tags darauf, am Abend des 2. Juni, wurde etliche Werst unterhalb der Buründa-Mündung
Halt gemacht. Am 3. Juni wurde die Strecke bis zum Olga-Flüsschen zurückgelegt und abwärts
von der Mündung desselben die Nachtruhe zu halten beschlossen. Am 4. Juni machten
wir oberhalb der Onon-Mündung, nahe vom Flüsschen A ngakan oder Angan Halt-,
kamen dann am 5. an dem Onon vorüber zum Zagaj an-Gebirge und legten, am Ende dieses
Gebirges an, noch etliche Werste stromabwärts zurück, wo wir übernachteten. Die
Flachvorländer am Strome gewannen nun schon mehr und mehr an Breite und waren mit
Krüppelgehölzen von Betula datyurica und Quereus mongotica bestanden, aber die vorwaltenden
Bäume der Gebirgswälder blieben noch immer die sib irisch en Coniferen. Wir kamen
am 6. und 7-'Juni in’s Kumara-Gebiet, wo wir am Abend des 7. das hier postirte russische
Piket (Kumarskoi-Piket) erreichten und etwas weiter stromabwärts Halt machten.
Nachdem am 8.?darauf der nordnordwestldche Fuss des sogenannten Sdmodon-Gebirges
erreicht worden war, konnten wir am 9. diejenige grosse Krümmung auf dem Strome zurücklegen,
welche er in Folge dieses Gebirges zu machen gezwungen ist. Dieses Somodon-
Gebirge, sammt dem vor ihm liegenden flachen Uferlande (nach W.) ist zugleich die letzte
Oertlichkeit am oberen Amur, an welcher die bis dahin übliche, nordische Waldllora noch
in ganzer Kraft und rein typischem Gepräge vorhanden. Sobald man den südöstlichen Fuss
dieses Gebirges erreicht hat und, den Strom ffbwärts verfolgend, weiter kommt, sind es
Laubhölzer, die man an seinen Ufern vornehmlich verbreitet findet. Im Ganzen aber nehmen
von hier an, wo wir uns dem Dseja-Gebiete bereits nähern,f.die-Ufer des Stromes
einen veränderten Charakter an, und wird durch die allmähliche Verflachung der Gebirge
einerseits, sowie durch die immer mehr an Mächtigkeit gewinnenden Flachvorländer andererseits
dieser Charakter der m ittelam urischen Landschaft angebahnt, was natürlich in
einer bestimmten Abstufung, durch Uebergänge vermittelt wird.
So gelangte ich denn am 11. Juni mit wohlerhaltenen Vorräthen und im Besitze einer
freilich nicht sehr bedeutenden, indessen doch manche werthvolle Einzelheiten enthaltenden
Collection, die während der Reise zusammengehracht worden war, Morgens neun Uhr drei
Werst oberhalb der Dseja-Mündung denjenigen Ort, an welchem jetzt die Stadt Blago-
w estschensk steht und damals nur neben dem schon im J. 1856 hier pöstirten Kosakenposten
das grosse Zelt des Herrn General - Gouverneuren von Ost sibirien errichtet war.
Am 10. hatten wir sechs Werst-oberhalb dieses Ortes genächtigt und am 9. etwa 10 — 12
Werst unterhalb des Somodon-Gebirges.
Anhaltender kalter Sturm und Regen hielten mich hier bis zum Mittage des 14. Juni
auf. Die wenigen Sonnenblicke, welche uns während dieser Zeit zukämen, gestatteten nm'
kleine Excursionen in der allernächsten Umgegend zu machen, durch welche ich indessen
soweit unterrichtet wurde, dass ich die Behauptung wage, es sei die Flora um Blagowe-
stschensk eine wesentlich noch dauro -nordm an dshurisch e, deren charakteristische
Formen bereits von den Westverflachungen des Chingan am mittlernArgunj mir bekannt
geworden waren, die hier bei dem Beginne des mittlern Amur an Fülle und Häufigkeit
zunehmen, und theils mit m ongolischen Gramineen (Elymus-Arten), theils mit Prairien-
IV*