
Mit Andr. W ag ner') muss man A nton M eyer als ältesten Autor für diese Art anerkennen,
da sie von ihm im Jahre 1794 in seinen zoologischen Annalen bei einer Ueber-
sicht der Arten des Ziegengeschlechtes zuerst von Capra Ibex getrennt und als selbstständige
Species aufgeführt wird.
Von den sibirischen Steinböcken brachte ich 11 vollständige Thiere mit, die mir,
da sie verschiedenen Altern und Geschlechtern angehören, Veranlassung zu einer ausführlichen
Besprechung ihres äusseren Baues gehen. Eines dieser Thiere ist ein etwa dreimonatliches,
weibliches Lamm, ein anderes, im Kleiderwechsel begriffenes, ist ein jähriger Bock.
Unter den im glatten Sommerhaar mir'vorliegenden Exemplaren sehe ich zwei Weibchen,
wovon das eine ein sehr altes Thier ist... Im langen, dichten und harten Winterpelze stehend,
brachte ich fünf Thiere, davon zwei ganz alte Böcke mit. Beginnen wir mit der
Beschreibung dieser schönen alten Thiere.
1. W interpelz der alten Böcke. Oberlippe und Unterlippe vorne bis zur Hälfte
ihres Randes zum Mundwinkel mit rein weisser, schmaler Kante. Um die Nase herum ist
das kurze, nicht sehr steife Haar dunkelbraun, wird aber seitlich, dem Nasenrücken näher,
heller und gelblich weiss. Um die Nasenlöcher und auf dem Nasenrücken ist das Braun
vielfach in gelblich und gelblich-weiss gestichelt. Auf der vorderen Kopfseite bis zwischen
die Augen, wo die Haare länger werden und starken Glanz besitzen, wird das Braun reiner,
ebenso seitlich vor den Augen zur vorderen Wange hin, wo man nur wenige weisse-Haar-
spitzen unter dem langen braunen Deckhaare bemerkt. Um das Auge, und abwärts von
demselben über die Wange, waltet weissgelh und weiss im Braun vor. Ebenso von hier zum
Ohrgründe, wo die Haare einzeln betrachtet, meistens bis über 2/3 ihrer Länge vom Grunde
her weissgelblich und blassgelb sind und nicht immer die lange, schwarzbraune Spitze tragen.
Diese Spitzen sind erst allgemein von der Wange abwärts über den Unterkiefer zum
Barte hin, wo meistens mehr als die vordere Hälfte der Haare rein schwarz wird. Das gekräuselte,
feine Wollhaar ist hier, wie auf dem Nasenrücken, licht grau. Der Bart, dessen
längste Haare 180 Mmtr. messen, ist schwarzhraun, einzelne Haarbündel desselben tragen
gelbliche Spitzen. Die Unterlippe ist, bis. auf den Vorderrand, braun. Auf dem Scheitel
und schon vor den Hörnern wird das lange, in Wirbeln gestellte Haar blass gelb-weisslich,
meistens mit fahl bräunlicher, kurzer Spitze; das Wollhaar ist hellgrau. Erst hinter den
Hörnern ist das nach vorne gerichtete Deckhaar des Hinterhauptes (hier bis 60 Mmtr.
lang) gelb-bräunlich, von einzelnen ganz schwarzen Haaren durchsetzt, das Wollhaar wird
hier dunkler; tiefer im Nacken werden die ganz schwarzen Haare häufiger, und die meisten
der gelben tragen kurze, schwarze Spitzen. Die äussere Seite des kurzen Ohres ist gelb
und matt hellbräunlich überflogeh, hier ist das Wollhaar dunkelgrau. Ueber die Mitte der
Aussenseite des Ohres zieht sich eine Nath, von welcher aus die Haare zu den Rändern
hin geneigt gestellt sind; die innere Ohrfläche ist nur in ihrer vorderen Hälfte dicht be1)
Die Säugethiere etc. 5. Theil, p. 1297.
haart, sehr vereinzelte, lange, weisse Haare finden- sich bis zum inneren Ohrgrunde. Der
ganze obere Hals, sowie der ganze Oberkörper und seine Seiten sind gelblich weiss, hie
und da von rauchbraun stark angeflogen. Hinter den Schultern beginnt eine fingerbreite,
schwarzbraune Rückenlängsbinde, die nicht bis zum Schwanzgrunde verläuft, sondern hinter
der Mitte des Beckens endet: Diese Längsbinde ist nicht durchweg gerade-, sondern es treten
seitwärts von ihr einige braune Haarbüschel weiter vor. Bei Besichtigung der einzelnen
Haare wird man finden, dass diese auf den Körperseiten am hellsten, ja sogar ganz weiss
werden; dem Halse entlang sind sie mehr gelb, ebenso auf dem Ende des Rückens.
Dem entsprechend wird, wo das Deckhaar heller ist, das Wollhaar ganz weiss, dort, wo
das erstere dunkler, wird das letztere grau und sogar leicht rauchbräunlich überlaufen.
Das Deckhaar ist 40 — 45 Mmtr. lang, brüchig, vielfach schwach ein- und ausgehuchtet,
an seiner Spitze stumpf endigend, meistens ohne dunkle Ringelbinde oder Spitze, jedoch
findet man auch einzelnes, welches bräunlich kurz gespitzt ist, oder in dieser Farbe eine
Ringelbinde vor der Spitze trägt. Die obere Schwanzseite ist schwarz, das Haar hier dichter,
glatter, glänzend, am Ende bis zu 166 Mmtr. verlängert, . hier an seinen Spitzen fahl
bräunlich. Untenher, sowie um den After und die ganze hintere Seite der Schenkel entlang,
ist das Haar rein weiss, sehr dicht und straff. Auf den Schenkeln, wo es bis 70 Mmtr.
Länge erreicht, nimmt es allmählich die schmutzig gelbe Farbe an, welche nach oben und
vorne hin reiner wird. Die vordere Schenkelseite bis zur Kniebeuge, sowie die ganze vordere
Fussseite ist braunschwarz; je tiefer zu den Hufen, um so dunkler und reiner wird
diese Farbe. In der Kniebeuge verbreitet sie sich in blässerem Tone, von weiss untermischt,
seitwärts und nach oben über den Schenkel und verschwindet hier sehr bald, im
gleichmässigen Gelbweiss dieses letzteren. Unten um die Hufe wird das Braunschwarz
vieler Haare etwas heller, an den Spitzen fuchsig, und schmutzig weisse Haare stehen vereinzelt
dazwischen. Die hintere Seite der Hinterflisse ist gelblich weiss. Am Laufe sind
oben die sehr dichten Haare von unten nach oben gerichtet und hier dunkler, meistens
graubraun; von gleicher Farbe, sieht man sie auch um die Afterklauen stehen. Im Wesentlichen
ganz ebenso gefärbt finde ich die Vorderfüsse, hei ihnen aber setzt sich das Braun
der Vorderseite seitwärts in blässerer Tinte bis fast zum Kreuze fort, und bildet so, indem
es sich über den mittleren Theil der Schulterblätter legt und sich der Rückenmittellinie zu
allmählich verschmälert, einen ovalen, nach oben hin sehr verengten Flecken, dessen Längs-
axe zur Mittellinie des Rückens im rechten Winkel steht. Auch im Bereiche dieses Fleckens
sind nur wenige ganz braune Haare zu finden, die meisten von ihnen sind es nur in ihrer
vorderen Hälfte, andere an der Spitze; noch andere tragen diese weiss und darunter eine
braune Ringelbinde. Ein Gleiches findet auch auf der ganzen unteren Halsseite statt, deren
braune Farbe sich seitwärts weniger rein und vielfach von weiss untermischt bis fast zur
Hälfte der Halsbreite fortsetzt. Unten aber wird, dem dunklen Barte näher, der Hals viel
heller, da sich hier wieder ein Vorwalten ganz weisser Deckhaare oder.solcher, die nur
braun gespitzt sind, geltend macht. Das Bauchhaar ist nach hinten hin, und so auch um