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 etwas vorspringenden Grunde der Kralle beträgt 18Mmtr.  Sie ist an allen Krallen fast gleich. 
 Am  29.  Juni  (alten Styls)  1857  wurde  ein  anderer  Tiger  etwa  25 Werst  unterhalb  
 meiner Wohnung  im Bureja-Gebirge von  zweien Kosaken erlegt.  E r durchschwamm den  
 Strom  und ging muthig auf-die beiden Kosaken los,  welche,  gerade auf einer Reise stromaufwärts  
 begriffen,  Halt  gemacht  hatten  um  den  Thee  zu  bereiten.  Die  Eichhornkugel,  
 kaum  von  der Grösse  einer  grauen  Erbse,  hatte  gerade  das Auge  getroffen  und  bei  dem  
 zweiten Sprunge stürzte  das Thier zusammen.  Es ist ebenfalls ein Weibchen,  dem  Gebisse  
 nach zu urtheilen wohl älter, als das  oben beschriebene. 
 Die  ungefähre Länge  des Körpers,  dem  Felle  nach  zu  urtheilen  beträgt  180-||jl85  
 Cmtr.,  die  des  Schwanzes  93— 94  Cmtr.  Die  Länge  des  straffen  Rückenhaares  beträgt  
 nicht über 20 Mmtr.,  nur an der Vorderbrust und den Wangen  steigt sie bis zu  50 Mmtr.  
 an,  am  Bauche aber finde ich sie von  30|fi.35  Mmtr.  Das  Gelbroth des Rückens ist intensiver  
 und  setzt  sich  seitlich  reiner  gegen  das Weiss des Bauches ah  als  im Winterkleide.  
 Die  schmälern  Querbinden,  welche  an  diesem  Exemplare  als  besonders  schön,von  den  
 Mandshu  und B irar-T ungusen befunden wurden,  sind häufiger, als am Balge im Winterhaar, 
   meistens  zweispaltig,  nicht  selten  schief  abgesetzt  und  dann  durch  eine  in  sich  
 geschlossene,  schmale  und  spitzzulaufende  Zeichnung  nach  unten  hin  geendet.  Auf dem  
 Rücken laufen die seitlichen Querstreifen in stumpfen Pfeilformen zusammen,  welche oberhalb  
 der Schwanzwurzel  in einander übergehen  und so  eine  irreguläre Rückenlimie  bilden,  
 von  der  sich  die  Querstreifen  in  stumpfen Winkeln  abzweigen.  Auf dem  Basaltheile  des  
 Schwanzes ist oben die Ringelung  nur  seitlich  angedeutet und erstrecken sich in spitzvor-  
 tretenden Winkeln  mehrere  einander  parallel  laufende,  schwarze,  schmale  Längsbinden.  
 Auch ist die Ringelung des mittleren Schwanztheiles  durchgängig  schief gestellt,  meistens  
 doppelrandig,  mit  mehr  oder  weniger  grossem,  gelben Mittelfelde.  Auffallend  an  diesem  
 Felle  sind  noch  die vereinzelt stehenden Flecken zwischen den Querbinden,  sie  sind zwar  
 nicht  so  tief schwarz,  als  die  Binden  selbst,  aber  doch  deutlich  prononcirt  und  könnten  
 vielleicht noch Zeichen der Jugend sein. 
 Ich vergleiche die von mir mitgebrachten zwei Schädel mit zweien anderen, von denen  
 der eine durch H., H ohenacker aus dem K aukasus dem academischen Museum zugesendet  
 wurde,  der andere  einem wohl aus O stindien stammenden, in einer Menagerie verendeten  
 Thiere angehört. 
 Das  jüngste  aller  Thiere  (das  oben  beschriebene  Exemplar  vom  Amur  im Winterhaare) 
   lässt  die Näthe  des  Schädels  noch  alle  deutlich  erkennen.  Bei  diesem  Schädel  ist  
 zwar  der  Postorbitalfortsatz  des Stirnbeines  stark  nach  unten  und  etwas  nach  hinten  gerichtet, 
   aber viel kürzer, als hei den ältern Thieren, wodurch die Augenhöhle hinten offener  
 bleibt.  Die Jochbogen treten viel weniger nach aussen vor,  die Stirn- und Nasenheinrinne  
 ist  flacher,  die  Stirnleisten  vereinigen  sich  im  vorderen  Theile  der  Scheitelbeine  nicht.  
 Dieser Schädel  hat  in  der  nachfolgenden Tabelle die Nummer  1,  sein  hinterer Theil  fehlt. 
 An dem zweiten Schädel des Tigers vom Amur ist die Scheitel-Stimbeinnath  spurlos verwachsen. 
   Ebenso sind Keilbein, Scheitel-Stirn-  und Schläfenbein so innig  schon in  einander  
 verschmolzen, dass man nur einzelne,  erhöhte Zahnspuren der Näthe wahmimmt.  Hingegen  
 bleiben  Joch-Schläfenbeinnath,  JochMeferbeinnath,  das  Thränenbein  und  die  Zwischenkiefer, 
   sowie Nasen-Stimbeinnath und Nasen-Kieferbeinnath  deutlich.  Das Schädelgewölbe  
 ist obenher schon stark runzlich,  die Hinterhauptleisten verhältnissmässig stärker,  
 als  bei den  ändern  zum Vergleiche vorliegenden Schädeln und weniger nach innen zu ausgeschweift. 
   Der  Hinterhaupthöcker  ist  nicht  von  der  Scheitelleiste  merklich  abgesetzt,  
 sondern in diese mit gleichhohem Kamme verlaufend.  Die Jochhögen zwar viel breiter, als  
 die  des  Schädels  No.  1,  allein  hierin  noch  nicht  denen  des  kaukasischen  Tigerschädels  
 und viel weniger denen des indischen gleich kommend. Das Hinterhaupt ist etwas breiter  
 als am kaukasischen Schädel,  die Pauken sind höher und steiler abfallend als am indischen.  
 Diesem Schädel gehört die Nummer  2  in unserer Tabelle. 
 Den  dritten  Schädel  (No.  3  unserer Tabelle)  aus  dem  K aukasus  spreche  ich,  als  
 einem  noch  altem Thiere  angehörend  an.  An  ihm  beginnen die Nasenkiefer-  und Nasen-  
 zwischenkiefemäthe bereits zu verwachsen. Die Kiefer- und Zwischenkiefernäthe sind nicht  
 mehr  erkennbar.  Die  Jochbein-Kiefernath  nur  noch  schwach  in  einzelnen  Zähnen  angedeutet, 
   dagegen die Jochbein-Schläfennath deutlich.  Nur in seinem untern Theile zeigt das  
 Thränenbein die Nath deutlich. Die Näthe der hinteren und mittleren Schädelparthieen sind  
 durchweg spurlos verschwunden. Zahlreiche Unebenheiten geben dem Schädelgewölbe eine  
 eigenthümliche Rauheit. 
 Am grössten vierten Schädel (No.  4 unserer Tabelle) sehe Ich die Scheitelhinterhaupt-  
 nath noch deutlich, im Uebrigen steht er dem Schädel No.  2 vom Amur sehr nahe. 
 Bei Vergleich  der  Zähne  finde  ich  nur  geringe Grössenunterschiede.  Der  Reisszahn  
 des Oberkiefers am kaukasischen Thiere ist darin besonders durch seine Kleinheit auffallend. 
  Seine grösste Länge ist am Aussenrande  31 Mmtr.,  die  entsprechende Länge an No. 2  
 33 Mmtr.  Auch in der Höhe  und Breite des  mittleren Haupthöckers  dieses Zahnes  bleibt  
 No.  3  hinter No.  2 zurück. 
 Die  nachstehende Tabelle  giebt  über  die Ausmessungen  der  4 Schädel  folgende Verhältnisse  
 : 
 Felis  Tigris.  (In Millimetern.) 
 1.  Grösste  Länge  des  Schädels,  vom Halse  eines  der  oberen,  mittleren  
 Schneidezähne  bis  zum  äussersten Ende  des  Hinterhaupthöckers, 
  , , . . . . ................................... ............................................................. 
 «2.  Länge  des  Schädels  an  seiner  Grundlage,  vom  Halse  eines  der  
 oberen,  mittleren Schneidezähne bis zum unteren Bande des Hin-  
 terhaupttoches    ................................................................................ 
 3.  Länge  der Schnauze,  von dem Halse  eines  der  oberen,  mittleren  
 Schneidezähne  bis  zum Hinterrande  des Unteraugenhöhlenloches 
 4.  Länge  der  Schnauze  bis  zum  Vorderrande  der  Angenhöhle, 
 R ad d e ,  Reisen  im  Süden von Ost-Sibirien.  TU. I. 
 N2  1.  
 Amur. W. 
 N8 2.  
 Amur. W. 
 N2 3.  
 Kaukas. 
 N8 4. 
 - 298 293 -330 
 g l 251 246 272 
 88 93 93 103 
 101 106 109 124 
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