Die Spitzen des sehr entwickelten Wollhaares auf dem Rücken veranlassen durch ihre,
vom Hellrostbraun bis zum matten Rauchbraun schwankenden Nuancen hei dem Vergleiche
grösserer Suiten einen bald mehr röthlichen, bald mehr bräunlich grauen Grundton des
Colorits, auf welchem die breiten silberweissen Ringelbänder der einzelnen Deckhaare, die
nur um wenige Linien länger sind als das Wollhaar, die allgemeine Rückenfarbe des Thie-
res in seiner Wintertracht bedingen. Bei solchen mehr röthlichen Thieren, die einem, aus
Baku stammenden Thiere des Akademischen Museums am nächsten in Hinsicht ihres Colorits
stehen, schwindet die seitliche Schnauzenzeichnung, die vor dem innem Augenwinkel
beginnt und zur Oberlippe herabsteigt, merklich und dem entsprechend nehmen auch die
gelben Flanken solcher Thiere eine hellere Dinte an und umgrenzen in bleichem Weissgelblich
die stets schneeweisse Bauchfläche 1). Ganz ebenso verhält es sich mit der Farbe der
Vorderfüsse, die bei einigen auf der Vorderseite licht fuchsgelb, bei anderen fast schon
weiss wird und bei den meisten auf der Kniebeuge, wo das Haar straffer und kürzer wird,
in einem kleinen Umfange nureine schwarze Stichelung besitzt, die anderen Theilen dieser
Art ganz fehlt. Die an meinen Exemplaren nie weissgespitzten Schwänze zeigen keine Abänderung,
bei den röthlicheren, helleren Thieren erstreckt sich die Farbe des. Hinterrückens
auch noch über den Basaltheil des Schwanzes, erreicht aber nie die Drüse, welche auf dem
Schwanzrücken gelegen, und welche veranlasst, dass hier die Haare im Wirbel gestellt
sind. Diese Stellung der Haare bedingt die hier besonders deutliche, schwarze, hakig-irre-
gulaire Zeichnung, wie wir dies in P allas Abbildung sehr marquirt sehen. Uebrigens
scheint mir diese Abbildung insofern mangelhaft, als sie C. Corsac viel zu dunkel darstellt,
wie denn die S chreber’sche («die Säugethiere», T. 91) zwar die Körperfarbe richtiger,
die des Schwanzes aber falsch giebt und besonders die seitliche Schnauzen-Augenzeichnung
übertrieben darstellt. — Ein Exemplar meiner Thiere vom 2. (14.) April trägt noch den
vollen Winterpelz.
Die Ausmessung des Skeletts von C. Corsac und die Vergleiche mit den ihm nahestehenden
Hundearten des nördlichen Asiens ergeben nachstehende Tabellen und Bemerkungen.
B lainville.in seiner Osteographie des Camassiers giebt auf der 24. Seite seines Artikels
über die Hunde nur wenige Notizen über einen unvollständigen Schädel des Corsac
und zieht ihn zu den Schakalen, mithin zum Wolfstyp der Hunde. In Folge aber der wenig
in die Stirnbeine vortretenden Nasenbeine, die hierin noch weit hinter dem, an den eigentlichen
Füchsen beobachteten Vortreten dieser Knochen Zurückbleiben, 'steht C. Corsac in
dieser Hinsicht dem Fuchse viel näher, als dem Wolfe; denn die Kieferstirnnath sehen wir
im Bogen nach vorne hin weit den äussersten Punkt der Nasenbeinstirnnath überragen, so
dass in den weit vortretendsten Punkten sich eine Differenz von 5 Mmtr. messen lässt.
Dagegen deutet die runde Pupille und die Lebensweise des Corsacs auf die Verwandtschaft
zum Wolfe, indem beide nicht eigene Baue bereiten, sondern nur die zufällig gefun1)
Immer mit licht fachsrothen Flanken gezeichnete Thiere erwähnt A. W agner «die Säugethiere»
Suppl. p. 425 in der Anmerkung als C. villosus aus der Kirgisensteppe.
denen fertigen Höhlen aufsuchen, oder auch schlechtweg sich unter freiem Himmel zur
Ruhe legen. Ebenso' ergiebt der genauere Vergleich der Schädel des Corsacs mit denen des
Schakals und Fuchses, dass er in einzelnen Details sich bald einer, bald der anderen beider
Hundearten nähert. So treten bei ihm die Stirnbeine weiter zu den Nasenbeinen vor, und
ein Gleiches thun die Zwischenkieferbeine, so dass zwischen beiden nur ein 5 Mmtr. langer
Raum durch die Oberkiefer-Nasenbeinnath gefüllt wird, welche hier Stirn- und Zwischen-
kiefemath von einander trennt. Auch sehe ich die Zwischenkiefer an C. Corsac wesentlich
breiter und somit denen des C. aureus ähnlicher, als denen des Fuchses. Andererseits lässt
es sich nicht verkennen, dass bei C. Corsac der Jochbogen schon in seiner oberen Kante, in
der Jochbein-Schläfennath, eine vortretende Ecke bildet,- welche dem Postorbitalfortsatze
des Stirnbeines .gegenüberliegend, ein wenig die Augenhöhle verengt, während sie bei Canis
Vulpes durch die sanft aufwärts genommene Krümmung des Jochbeins nach hinten hin mehr
geöffnet bleibt. Auch in der Contur des Unterkiefers, nämlich in der untern Linie seiner
Hauptäste, sehe ich die Bogenform von Canis aureus und C. Lupus deutlicher, als die hier
mehr zur Geraden werdende bei C. Vulpes, wodurch dem lebenden Thiere die Schnauze
etwas höher und kürzer wird.
Im Gegensätze hierzu bietet der hintere und obere Schädeltheil, wenn ich aus dem
einen Exemplare des C. Corsac, welches mir von meiner Reise zum Vergleiche des Kopfbaues
vorliegt, es wagen darf, die vielleicht allgemein für diese Art gültige Schädelform zu
folgern, mehr Analogie mit den entsprechenden Theilen des Fuchsschädels. Den Unterrand
des Hinterhauptloches finde ich bei C. Corsac und C. Vulpes flacher ausgebuchtet als bei
C. Lupus und C. aureus, wodurch dasselbe bei den beiden erstem weniger hoch und mehr
breit erscheint. Die Hinterhauptleiste und die der Scheitelbeine viel unbedeutender, obgleich
das Thier schon so bejahrt, dass die Schneidezähne ihre seitlichen, lappenförmigen Nebenhöcker
kaum mehr erkennen lassen. Die Stimbeinleisten treten in der Stimscheitelnath am
nächsten zu einander, weichen aber von hier in flachen Bogen von einander ab und vereinigen
sich erst in der Hinterhauptleiste (individuell) wie dies auch an einigen Exemplaren
des Fuchses undeutlicher und an C. Karagan sichtlicher zu bemerken ist.
Gehen wir nun zur genauem Betrachtung des Gebisses.
Die Seitenläppchen der Vorderzähne sind bei C. Vulpes verhältnissmässig schon schwächer
entwickelt als bei C. Lupus, und bei C. Karagan und C. Corsac so gut wie ganz fehlend.
Im Oberkiefer wird der äusserste Vorderzahn bereits eckzahnartig und nach innen gekrümmt.
Im Unterkiefer lässt, am Basaltheile des Aussenrandes, der äusserste Vorderzahn einen lappenförmigen
Höcker erblicken, von dem, schief aufwärts steigend, die Spitze des Zahnes
absetzt, die vorn ihrer Höhe nach dem Innenrande in gleichfalls schiefem Umrisse abfällt.
Ein Gleiches lässt sich am zweiten Vorderzahne sehen, indem hier ein kleiner, stumpfer
Nebenhöcker seitlich vor der Hauptspitze steht. Die beiden mittlem Vorderzähne sind viel
schmäler, etwas kürzer und haben eine stumpfe, gerade Spitze, die der Meisseiform nicht
unähnlioh ist. Den Eckzähnen mangelt verhältnissmässig die Derbheit derer des Wolfes,