rere Gebisse besichtigt wurden, suchte ich mir die in’s Extrem abschweifenden Bildungen
heraus. Dennoch bleiben mir, wie wohl Jedem, welcher einen gewissenhaften Blick dem
Geschlechte der Wühlmäuse zuwirft, manche Zweifel, die ihre Lösung erst im speciellen
Vergleiche anatomischer innerer Anlage dieser Thierchen finden dürften. Zeit und Um-'
stünde aber treiben zum Abschlüsse dieses Bandes und somit unterblieb ein solcher Vergleich.
Uebrigens war es wohl wahrscheinlich, dass diesem Genus in Sibirien noch manche
vervollständigende Art zu finden sein würde und noch zu finden ist, da der SO. von S ib irien
seit P a llas Zeiten, wenigstens in den für Arvicola so günstigen und an Wühlmäusen
reichen m ongolischen Hochsteppen, nicht untersucht wurde. Wir haben bis jetzt folgende
Arten in die Fauna des Südostens von Sibirien aus dem Genus der Wühlmäuse aufzu-
nehnten:
Arvicola amphibius L. Ueberall mehr oder weniger häufig.
» amurensis L. v. Schrenck, untere Amur.
» Bratuiti Radde, m ongolische Hochsteppen. Gobi.
» rulilus Pall., Am urm ündungsland.
» russatus Radde, Sajan.
» rufocanus Sund., Amur.
d schisticolor Lüj., O chotskische Meer.
» oeconomus PaU., D aurien.
» obscurus Eversm., D aurien, Amur.
o> gregalis Pall., D aurien.
» analis PaU., Gobi.
» mongolicus Radde, Gobi.
» saxalilis Patt., Amur.
» Maximowiczii L. v. Schrenck, Amur.
» macrotis Radde, östliche Sajan.
S S . Arvicola amphibius L.
In Grösse und Farbe stimmen die von mir aus dem östlichen Sajan mitgebrachten
Thiere zur typisch europäischen Form der Wasserratte. Eines derselben trägt einen ganz
schwarzen, langhaarigen und weichen Pelz, dessen Deckhaare stark glänzen und welche bis
25 Mmtr. auf dem Rücken messen. Nur zwischen den Vorderfüssen sitzen auf der Brust
einige weisse Haare, Bei drei anderen Exemplaren ist die untere Körperseite mehr oder
weniger stark rostgelh, und auch an ihnen bemerkt man den weissen Längsfleck auf der
Brust. Im Zahnbau finde ich nicht die geringste Abweichung von den durch H. Blasius
iFauna der Wirbelthiere Deutschlands S. 344, fig. 1 8 3 ® 184) gegebenen Abbildungen.
Ausser im Sajan-Gebirge, wo die Wasserratte unweit der T unkinskischen Gi;enzwacht
recht häufig war, habe ich sie noch am mittlem Amur im Bureja-Gebirge einmal in einem
Exemplare gefangen. Hier ist sie recht selten, wie auch im Amurmündungslande nach den
Angaben Herrn L. v. Sehren ck’s.')
56. Arvicola rufocanus Sund. Taf. VII. Fig. 4 a — d.
Bei den Chinesen: chaud-sA (xayde-sA).
Dieser Art, welche ich aus dem Bureja-Gebirge in einem Dutzend von Exemplaren
mitbrachte, muss ich auch ein Thier, im Sommer 1854 am oberen B aikal gefangen, zuzählen,
da sich nach genauer Besichtigung des Zahnbaues, für denselben am letzten Backenzahne
des Oberkiefers nur drei Innenwinkel, getrennt durch zwei Falten heraussteilen1),
obgleich das Colorit und der Habitus dieses Thierchens ganz der A n . rulilus PaU. entsprechen.
Dasselbe ist obenhin weit lebhafter und reiner roth, auf den Flanken in’s Gelbe und
unten reiner weiss. Auf die vorderste innere Schlingenform am Backenzahne des Unterkiefers
darf ich kein so entschiedenes Gewicht legen, da diese an mehreren Exemplaren der
in Spiritus bewahrten Thierchen ein wenig variirt, worüber die Zeichnungen der oben
citirten Tafel das Nähere angeben.
Die meistens grösseren gedrungeneren Thiere dieser Art vom mittlern Amur zeigen
ein ziemlich gleichmässiges Colorit. Ihre Rücken sind bald mehr, bald weniger rein rostbraun,
die Seiten der Köpfe und der vordere Nasenrücken gran, die Flanken bisweilen wenig
gelblich unterlaufen, meistens aber schiefergrau. Die Schwanzlängen der verschiedenen
Exemplare dieser Art halten alle ein sehr constantes Maass ein.
Dieses ergiebt sich an den Thieren vom mittlern Am ur im Fleische gemessen folgenderweise
für die Körpertheile:
Totallänge 125 Mmtr.
K ö r p e r l ä n g e 92 »
Kopflänge 30 * »
. Schwanzlange 32 ®
Zwischen Ange nnd Nasenspitze 11 »
Zwischen Auge und Ohröffnung 13 »
Zwischen Ohröffnung und Nasenspitze.. 22 »
Die längsten Bartborsten 30 »
Vorstehende Schwanzhaare 7 »
Während Herr L. v. S ch ren ck 1) im Mündungslande des Amur die Art. rutihts PaU.
nur fand, brachte ich aus dem Bureja-Gebirge (bis auf ein Exemplar) die A n. rufocanus
Sund, nur mit. Vom U ssuri besitzen wir dieselbe durch Herr Maack. Die genauere
Untersuchung mehrerer (sechs) Gebisse der A n. rufocanus liess mich aber erkennen, dass
die Umrisse des hinteren, oberen Backenzahnes und die des vorderen unteren Backenzahnes
1) Reisen und Forschungen etc. L c. p. 137.
2) Vgl. Isis 1848, p. 393.
3.) Reisen und Forschungen etc. p. 136.
R a d d e , R eisen im Süden von O st-Sibirien. T b l. I. 2 4 H