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 den Aeussern- wie Skelettbau desselben genau kennen gelehrt, wie sie auch den bis  
 dahin  artlich  getrennten  Thieren  Jap an s  und  Chinas  die  richtige  Stellung  im  Systeme  
 anwiesen  und  ihre  Benennungen  auf  den  Werth  einer  überflüssigen  Synonymie  zurückführten. 
  Nicht weniger genau giebt der Verfasser bereits viele Details über die Polargrenze  
 des  Cants procyonoides an und werden  daher  meine Mittheilungen  insofern nur als spärliche  
 Einschaltungen  anzusehen  sein,  als  sie  den Kreis der Farbenvarietäten  für diese Art wohl  
 noch um Einiges erweitern und den «Bau des Thieres und seine Verbreitung anlangen.  Hingegen  
 hat  mir  mein  langer Aufenthalt  im Bureja-Gebirge  vielfach Gelegenheit  gegeben  
 auch  die Lebensweise  des  Cants  procyonoides  in  diesen  nördlichsten  Gebieten  seines Vorkommens, 
   wo  sie  wohl,.schon  durch  kalte,  schneereiche Winter modifizirt sein  dürfte,  zu  
 studiren und insofern  dies zur bessern Kenntniss jeder Thierart nöthig,  werden auch diese,  
 meine  Beiträge  erwünscht  sein.  Ausser  9 vollständigen Bälgen  liegen  mir  12  Häute  und  
 noch  2  ganze Thiere  vor.  Diese  beiden  letztem  und  ein Theil  der  unvollständigen Häute  
 stammen  vom U ssuri  und wurden  durch Herrn Maack,  der  im Jahre  1859  dort gereist,  
 mir  zur Benutzung  gegeben,  während meine Ausbeute dem Bureja-Gebirge angehört und  
 einige Felle  aus  den Ebenen  oberhalb  dieses  Gebirges  gekauft  würden,  um  sie  mit denen  
 der Gebirgsthiere zu vergleichen. 
 Der  Ordnung  und  Uebersicht  halber  bringe  ich  die  nachstehenden Bemerkungen  in  
 drei  Rubriken,  indem  ich  erstens  die  Abweichungen  des  Colorits  im  vollen  Winterkleide,  
 zweitens die Sommer-  und Uebergangskleider  und drittens  das erste Jugendkleid,  für welches  
 mir ein in Allem ganz abweichendes Exemplar vorliegt, bespreche.  : 
 1.  Das volle Winterhaar. 
 12  Exemplare  liegen vor,  sie  sind vom  hellsten  zum  dunkelsten (Bückenseite)  gelegt  
 und  enthalten  die  Zwischenstufen  von  hellgelbgrau  ohne  Bückenmittelstreif bis  zum  vorwaltenden  
 Schwarz,  dass sich auch seitwärts über die Flanken verbreitet und den lehmgelb  
 ben Wollpelz nur durchschimmem lässt. 
 Das ganz helle Thier,  ein Weibchen aus den Ebenen unterhalb  des Bureja-Gebirges,  
 hat  die  verlängerten  vor  dem Öhre  stehenden Haarbüschel)  welche  dieses Thier,  wenn  es  
 erregt und böse wird, nach vorne hin sträubt und so dem an und für Sich kurzen Köpfchen  
 eine grössere Breite noch verleiht,  schon  ganz gelbweiss und die schwarze Stichelung,  wie  
 sie in den gewöhnlichen Kleidern  sehr  deutlich wird,  ist  erst  in  den  zum Halse herabSfei-  
 genden Haaren  bemerkbar,  deren  die  untersten,  seitwärts der Kehle  gestellten,  meistens  
 einfarbig  braunschwarz  werden.  Die  hinter  den Ohren kürzere  und  gleichförmige Behaarung  
 des Oberhalses,  sowie  die  des  ganzen Rückens,  zeigt  eine  Grundfarbe  von  dunkel  
 isabell  in’s  Graue  und  wennschon  auf der Mittellinie  immerhin  die  Spitzen  vieler  Deck1) 
   Siehe  L.  v.  S chrenck’s  Reisen  und  Forsch,  etc.  Bd.  I.  Lief.  I.  p.  53—87, 
 haare s/p ^ l  Zoll lang schwarz sind,  so  ist dies nicht in hinreichendem Maasse vorhanden,  
 um  die  bei' Canis procyonoides  in  der,typisch  am urschen  Form  immer  deutliche  Rückenzeichnung  
 zu  bilden;  vielmehr  lässt  es  sich  nur  als  zerstreut  vertheilte,  schwache Flam-  
 mung unterscheiden. Dadurch werden denn auch die vor und hinter dem Vorderfusse gelegenen  
 hellen Keil- oder länglichen Ovalflecken an  diesem Exemplare sehr viel undeutlicher  
 und  nur die verlängerten,  fast weissen Haare  (in  der vorderen Rippengegend)  deuten  hier  
 den einen der erwähnten Flecken noch an. 
 In der Färbung der untern Körperseite und der Extremitäten bieten meine Exemplare  
 fast  gar  keine Abweichungen,  weder  in  der  Intensität  noch  der Verthcilung des  Colorits.  
 Das  vorwaltende Woilhaar  des  Hinterbauches von  meist schiefergrauer  und  in’s  röthlich-  
 graue ziehenden Farbe, wird um die Geschlechtstheile der Männchen rein Gelb.  Auch die  
 geschlechtlichen Unterschiede  sind  von.  gar  keinem  Einflüsse  auf die  Farbe  des Thieres,  
 wohl  aber  scheint ein vorgeschrittenes Alter darauf insofern zu influiren,  dass die Schnauzenspitze  
 mehr rein weiss und der Augen-Wangenfleck mehr rein schwarz wird. 
 Stellen wir nun dem soeben erörterten, hellsten Winterkleide meiner Thiere das  dunkelste  
 zur Seite,  so bemerken wir Folgendes: 
 Die  für  Canis procyonoides  charakteristischen zwei Fleckenzeichnungen der Halsseiten  
 und  unter  dem  Schulterblatte  hinter  dem Vorderfusse  sind  zwar  in  röthlichem Gelb sehr  
 deutlich  vorhanden,  aber in  ihrer Breite  auflallend reduzirt,  weil den meisten Deckhaaren  
 des Rückens und vielen auch der Flanken nur ein gelber Ring in ihrer oberen Hälfte bleibt,  
 während Spitzen und Basaltheil schwarz sind.  Bei der  hellen Abänderung ist der Basaltheil  
 der Rückenhaare, gleichfalls schwarz,  aber die Spitzen nicht.  Dass Woilhaar bleibt an diesen  
 hellen Körpertheilen  dem  des  übrigen Oberkörpers  fast  gleich,  indem  es  überall  aus  
 dem  licht  rauchgrauen  Grunde  in  ein .helles  Graugelb  übergeht.  Auf  dem  Unterrücken  
 schwindet  das  Gelbliche  des Wollhaares  mehr  und  mehr,  das  Grau des Basaltheiles steigt  
 höher  zur  Spitze  und  wird  durchweg  etwas  dunkler.  Die  schwarzen,  langen  Deckhaare  
 solcher Exemplare betreffend ist zu bemerken,  dass ihnen schon seitwärts des Halses,  dann  
 namentlich  auf  dem Schulterblatte  und  weniger  häufig  auf  den Flanken  und  dem Mittelrücken, 
  jegliche gelbe Ringelung oder Spitzung fehlt und sie im Vereine mit den vielen bis  
 auf  '/¿ihrer Gesammtlänge  schwarzspitzigen  Deckhaaren  eine  ungeregelte  Flammung  der  
 ganzen Obern- und Seitentheile des Thieres hervorrufen,  die  erst durch  das gelblich weisse  
 Bauchhaar von unten her begrenzt wird.  Bei einigen solcher dunklen Exemplare des  Canis  
 procyonoides  verdrängt  das Schwarz  die  gelben Dinten  fast  ganz,  aber  immer  bleiben die  
 oben erwähnten Flecken vor und hinter den Vorderfussen ganz  davon ausgeschlossen. 
 Die  übrigen  zwischen  diesen  Extremen  der  Färbung  stehenden  Winterkleider  des  
 Canis  procyonoides  schliessen  sich  mehr  oder  weniger  an  die  von  Herrn  L.  v.  Schreück  
 genau  beschriebenen;  die Hinneigung  zum  grauen  Ton  ist  ungleich  seltener  als  die  zum  
 gelbbräunlichen. Die Kopfzeichnung und Färbung,  sowie die der untern ganzen Körperseite