Die zu den Schädeln No. 1 und No. 2 gehörigen Rumpfskelette geben nachstehende
Werthe für die einzelnen Theile und durch Vergleich mit dem einen von H. L. v. Schrenck
ausgemessenen die in der dritten Rubrik aufgeführten Mittelwerthe für C. procyonoides.
In Millimetern. N® 1. Ns 2. N® 3.
Länge des Schulterblattes am hinteren Rande von oben nach u n te n .. . . . . 65 65 67,7
B reite desselben von vorne nach hinten (den hinteren Rand als Horizontale
angenommen........................................................................................................ ............... ; ’ 40 42 42,3
Länge des Oberarmbeines am äussern R ande, vom oberen äussern Höcker
an gem essen................................................. 98 96 97 7
Länge der Ulna yom oberen Knorren a n ............................•.. . 101 106 i0 4
Länge des Radius am inneren R a n d e .............................. 86 88 88,7
Länge des Carpus über dem Mittelknochen des M etacarpus................................ 12 12 - 11,3
Länge des m ittleren M etacarpalknochens.. . . . . . . 41 40 39,3
Länge des Mittelfingers bis zur N agelbasis...................................................................... 26 23 24,3
Länge des Beckens vom oberen Rande des Hüftbeines, bis zum hinteren unteren
des Sitzbeines. , v . . . . . . i . . . v . . ' ., 91 88- 92 7
Grösste Breite des Hüftbeines von oben nach u n ten ...................................... . . . . 23 22 23,3
Abstand der vorderen Hüftbeinspitzen beider Seiten von einander......................... 48 50" 52,7
Grösster Abstand der Gelenkpfannen von einander, zwischen den oberen, äussern
Rändern............................................................................................................................ 51 52 .5 1
Abstand der Sitzbeinhöcker von ein an d er................ ' 54 52 55,3
Länge des Schenkelbeines vom äusseren Höcker an der Aussenseite an gemessen 106 106 107
Länge der Tibia am inneren R ande.................................................. 107 110' < 108,7
Länge der F ib u la.............................................................. .......................................................... 101 103 102,3
Länge des Fersenbeines am äussern Rande.................................... ................. ' 27 ■' 25 25,7
Länge des Würfelbeines . . ................................ 10?U 10 ■ 10
Länge des dritten Mittelfussknochens.................................................. 44 46 44.3
Länge der dritten Zehe bis zur N agelbasis............ .......................... .. * . . . 28 25 | 27
Was die Verbreitung des C. procyonoides anbelangt, so hat auch diese Herr L. v.
Schrenck schon damals (1855—‘1856) soweit und genau ermittelt, dass nur weniges
darüber mir zu sagen übrig bleibt. Ich glaube, auch nicht, dass das einzige Beispiel von
dem Vorkommen dieses Thieres in U st-S trelk a, am Vereinigungspunkte der Schilka
und des A rgunj, mir das Recht giebt, die Liniö der ^restlichen Verbreitungsgrenze des
C. procyonoides bis hierher zu ziehen, denn es scheint dies nur ein ausnehmend weites Abschweifen,
ein durch Hunger wahrscheinlich nur veranlasstes Verirren dieses Thieres
gewesen zu sein. Indessen ist es wahr, dass im December des Jahres 1852..auf dem Hofe
eines in U st-S trelk a wohnenden Kosaken früh Morgens bei den Heuschobern ein C. procyonoides
angetroffen und erschlagen wurde und, da er den Jägern dieses Ortes unbekannt,
ihrem Offizieren nach G orbiza zugesandt wurde, der ihn mit dem wunderlichen Namen
«Meerkatze» taufte. Später als eben diese Kosaken am mittlern Amur Gelegenheit hatten
häufig den C. procyonoides zu sehen, erkannten sie in ihm jenes Thier wieder. Erst unterhalb
der D seja und zwar nordwärts von den im Sommer 1857 und 1858 gegründeten
Kosakenansiedelungen (S’itschefskoi, P ojarkofsk oi, K uprianofskoi und Skobelzina)
wurde im Herbste 1858 C. procyonoides ab und zu gefangen, aber überall nur selten angetroffen.
Die B ureja und der Theil ihres Quellgebirges, welcher dem Amurufer ganz nahe
tritt, sind die Gebiete in denen C. procyonoides häufig wird und in diesem' Gebirge sind es
wiederum gewisse, fischreiche Bäche, deren Thäler er vornehmlich sucht, so die des Udir,
D itschun und Golin. In den sich sanft verflachenden, nur licht bewaldeten Ostabhängen
dieses Gebirges traf ich ihn häufig an und in gleicher Weise wurde er. dem Sungari- und
Ussuri-Gebiete angehörend, erkundet.
Die Erfahrung, dass C. procyonoides sich nur dann zum rasch vorübergehenden Winterschlafe
legt (was mir von anderen Hundearten nicht bekannt ist), wenn er sich im Herbste
zu mästen Gelegenheit hatte, im Falle er aber mager blieb, den ganzen Winter hindurch
seiner Nahrung nachgeht; diese Erfahrung lehrt, von wie wesentlichem Einflüsse das individuelle
Wohlbefinden, die Gesundheit, auf die Lebensweise eines Thieres sein kann. Im
Gebirge traf man nur als grösste Seltenheit während der Wintermonate dieses Thier an.
Die feisten legen sich, nachdem auch sie noch, wie der Bär und Dachs die Holzäpfel aufsuchten,
im November in verlassene Fuchshöhlen, oder in tiefer gehende Erdlöcher, wählen
aber immer die tieferen und wärmeren, da die B irar-T u n g u sen meinten, sie würden nur
da gefunden, wo die Erde nicht gefroren sei, nnd eine Tiefe voü V, Arschin mir als die
ungefähre Grenze angaben, bis zu welcher hier der Boden gefriert. Dies mag denn auch
für die geschützter gelegenen Localitäten, in den Thälern des schneereichen Gebirges, annäherungsweise
richtig sein, wennschon es andererseits auch wahr ist, dass an anderen
Orten, so oftmals an dem gegen Norden freiliegenden, rechten Amurufer, das Erdreich viel
tiefer gefriert, und z. B. in über 1 Faden Tiefe Anfangs August am Fusse des Chöchzier-
Gebirges an der Ussuri-Mündung Eisboden gefunden wurde.
C. procyonoides zieht sich für den Winter, um leichter seine Nahrung beschaffen zu
können, an die grösseren Bachgerinne, wo er sammt dem Fnchse besonders auch den Fischen
nachstellt. Im Bureja-Gebirge sind es der U dir und Golin-Fluss, an welchem er
sich im Winter am häufigsten finden lässt. Er schläft am Tage hinter den hohen Carex-
Humpen, die den unteren Theil solcher Thäler in weiter Ausdehnung unwegsam machen,
und nicht selten zur Ellenhöhe sich thürmten. Wie der Fuchs, so geht er Nachts besonders
gerne auf dem Eise, nimmt immer gerne die alte Spur auf, macht kleinere Sätze als der
Fuchs, stellt selten alle vier Füsse in eine gerade Linie und springt öfters,, als er trabt.
Da diese Art viel weniger vorsichtig als der Fuchs und zugleich ausserordentlich gefrässig
ist, so fängt man ihn mit den Strychnin-Pillen recht leichtj aber findet ihn dennoch wenigstens
da, wo viele Spuren sich kreuzen viel schwerer, indem er die ganze Pille verschlingt und
weit mit ihr noch geht, ehe er fällt. Ich habe die so erbeuteten Thiere, wenn ich sie endlich
antraf, an den offenen Blänken des Flüsschens liegen gefunden, wo sie zuletzt noch
getrunken hatten. Uebrigens wirkte an Thieren, die bei mir in der Gefangenschaft lebten,
das in Fleisch gespickte Strychninum nitricum in kleinen Gaben von höchstens nur '/2 Gran
sehr rasch.
In der Gefangenschaft gewöhnt sich dieses Thier ziemlich rasch an den Menschen und