Wäldern der Umgegenden von K ultuk verbessert. Im October und November 1855 als
ich 14 Tage mich hier aufhielt um zu sammeln, trafen fünf Jäger am 29. Oct. (10. Nov.)
nur ein Eichhörnchen während des ganzen Tages an. Mit dem Herbste des Jahres 1857
zogen die Eichhörnchen in grösser Zahl in das alpine, an P. Cembra in den Thalhöhen recht
reiche Land der S’ojoten; diese Eichhörnchen kamen aber nicht von Süden her, sondern
gingen von NO. nach SW. Damals belief sich die Ausbeute für je ein Gewehr auf 250 bis
300 dieser Thiere (Jagdzeit immer durchschnittlich einen Monat, vom Anfänge des October
bis Mitte November). Dagegen will man weiter westlich, in dem starkbejagten Gebirgslande
der K aragassen, bemerkt haben, dass der Hauptandrang der wandernden Eichhörnchen
von SW. nach NO. stattfinde, seltener in entgegengesetzter Richtung, höchst selten aber
über das Saj an-Gebirge, also von S. nach N. Oftmals wollen die K aragassen 200—300
Eichhörnchen im September beisammen auf solchen Wanderungen gesehen haben. Im
Jahre 1859, als im September noch die Eichhörnchen an der Südseite des.Sajan in den
Lärchenbeständen recht häufig waren, verschwanden sie im October aus denselben so sehr,
dass ihrer nur 3 — 4 am Tage von den glücklichsten Jägern gestellt wurden. Sie hatten
sich diesm’al theils wieder direct nordwärts in’s Land der S’ojoten begeben, wo ihrer 20
bis 25 täglich von jedem Jäger geschossen wurden, theils waren sie, wie z. B. bei T uransk,
südlich zu den Mongolen und U rjänchen gewandert, wo ihrer 25 am Tage von guten
Schützen erbeutet wurden. Auch in den T uranskischen Umgegenden hatte sich die Grauwerkjagd
seit den letzten fünf Jahren so verschlechtert, dass allerdings nur l o B l 2 Eichhörnchen
an den Glückstagen des Jägers geschossen wurden, während früher 150 — 200
gewöhnlich auf das Gewehr kamen. In den östlicher gelegenen T unkinskischen Hochgebirgen
klagte man 1849 sehr über den Mangel der Eichhörnchen. Mit Mühe brachten
die Jäger an den Kitoi-Quellen (Nordseite) 30 auf das Gewehr zusammen. Der ganze
Irkutlauf und die zum B aikal vortretenden Gebirge blieben trotz ziemlicher Nussemte
(immer von Pinus Cembra) von den Eichhörnchen nur schwach besucht. Das Jahr 1858
pries man hier als ein in dieser Hinsicht gutes, die mittlere Ausbeute auf je ein Gewehr
belief sich zu 75 Eichhörnchen (sie schwankte von 5 0 ^ 100). Das Jahr 1857 aber war
dagegen ein an Grauwerk sehr armes gewesen, man zählte nicht mehr als 40 Eichhörnchen
auf das Gewehr.
Nicht minder wechseln, je nach dem Vorhandensein reicherer oder ärmlicherer Nahrung
in T ran sbaikalien , im C hingan- und Apfel-Gebirge die Eichhörnchen ihre Aufenthaltsorte.
In einer Gegend, welche sehr schönes und viel Grauwerk liefert, an der
unteren Schilka, bei G orbiza und U st-S trelk a, waren 1858 die Eichhörnchen so selten,
dass ihrer nur 3—4 aufs Gewehr kamen; tiefer nordwärts hin bei den Orotschonen, dem
Apfel-Gebirge nahe, belief sich die Ausbeute auf 30 Thierchen. Ein Jahr früher war sie
dagegen sehr gut gewesen, man rechnete 200—250 auf jeden Jäger. Noch besser war der
Herbst 1856, man rechnete 300 — 350 auf den Mann, aber im Jahre 1855 fehlten die
Eichhörnchen fast gänzlich in diesen Gegenden.
Es kommt auch vor, dass in feuchten Spätsommem, wenn zumal in den Kiefern- und
Lärchenwäldern verschiedene Schwämme anzutreffen sind, diese von den Eichhörnchen gesammelt
und für den Winter als Nahrung benutzt werden. Die Thiere aber legen solche
Vorräthe in ganz andererWeise an, als es viele andere Nager mit anderen Substanzen thun.
Sie sind so wenig egoistisch, dass sie die Pilzvorräthe nicht etwa bergen, sondern um sie
zu trocknen an die Nadeln, oder in Lärchenwäldem an die kleineren Aestchen spiessen, sie
dort trocken werden und zur Zeit der Hungersnoth diesem und jenem durchwandernden
Eichhörnchen zu Nutzen kommen. Immer sind es die Kronen alter Stämme, oder häufiger
das gedrängt stehende Unterholz der Coniferen, welche zum Conserviren der Pilzen gewählt
werden. Nach dem regen Leben der Eichhörnchen im Herbst, bis Anfang November, tritt
dann eine entschiedene, mit der Kälte wohl im Zusammenhänge stehende, winterliche
Trägheit ein, welche sich im December und Januar mit zunehmender Kälte steigert und
an recht kalten Tagen sogar zu einem bald vorübergehenden Winterschlafe ausartet, Ich
habe hierüber seiner Zeit an Herrn v. M iddendorff Einiges berichtet und wiederhole die
darauf bezüglichen Stellen äus den academischen Mélanges biologiques T. III. &. (20.) Oct.
1858 hier, es heisst darin: «Mitte October nahmen die Eichhörnchen im Bureja-Gebirge
plötzlich ab. Seit dem 22. Oct. (3. Nov.) (— 13° Morgens und das erste Treibeis) belief
sich die beste Ausbeute an einem Tage auf 12 Eichhörnchen, gemeiniglich nur auf 7. Mit
dem 1.(13.)Nov., — 17° Morgens, fiel sie auf 3—4 für den Tag. Seit dem 10.(22.)Nov.,
an welchem Tage der erste bedeutende Schnee fiel, der nicht wieder fortthauete, wurden
bis zum 22. Febr. (6. März), (das erste Eichhörnchen wurde an diesem Tage um Mittagszeit
erlegt) gar keine Eichhörnchen angetroffen.' Drei Jäger, die in einem sehr günstig
gelegenen.Thale von Mitte December bis Ende Januar jagten (sie waren vom B u reja-
Posten hierhergekommen) erbeuteten während dieser ganzen Zeit noch kéine 30 Eichhörnchen.
Anfangs glaubte ich, dass abermals wie im Herbste, Nahrungs-Wanderungen die Ursache
des Verschwindens von Sciurus seien, wurde aber eines anderen belehrt, da Spuren
an geeigneten Orten sich überall finden Hessen, die sich aber niemals weit vom Baume, auf
dem das Nest gelegen war, fanden. Die Eichhörnchen verlassen ihr Versteck nur vor
Sonnenaufgang, sobald nämlich strenge Kälte sich hier anhaltend einstellt, und ruhen während
der ganzen übrigen Zeit im Neste. Am B aikal findet dieses nicht in dem Grade wie
hier statt, da ich.bei meinem Aufenthalte in K ultu k im November 1855 die Eichhörnchen
um Mittagszeit antraf (es wird ihnen hier bekanntlich dermaassen nachgestellt, dass man
viele natürlich nicht zu sehen bekommt). Im Apfel-Gebirge (Ingoda-Zuflüsse) wurden
ebenfalls im December und Ende November die Eichhörnchen im Laufe des Tages stets
bemerkt, und die Jäger an der untern S chilka versichern einstimmig, dass dort Sciurus
erst um Neujahr und bis zur Mitte Februars von 10 Uhr Vormittags (noraa co-mne yate
corphjiocb, d. h. wenn die Sonne bereits erwärmt hat), bis 4 Uhr Nachmittags nicht anzutreffen
sei, und sie dann die hohlen Bäume mit dem Beile anschlagen, um die Thiere aus
denVerstecken zu scheuchen. Es scheint demnach von Nordwesten nach Südosten hin sich
Ra d d e , Reisen im Süden von Oslsibinen. Ul i . I. . 1 9