Jagd befolgt, verhältnissmässig doch leicht zu erhalten. Er ist nämlich als ein Bewohner
der Absteilungen an die Geröll- und Trümmersteinfälle gewöhnt, und deshalb kann man
ihn von obenher leicht anschleichen, wobei auch die Gefahr der Witterung vermieden wird.
Zudem blickt er meistens in die Tiefe und lässt sich namentlich bei der Aesung gut ankriechen.
E r zieht gegen Mitternacht an seine Lieblingsplätze zur Aesung und passirt dabei
gemeiniglich schmale, nicht leicht zugängliche Felsvorsprünge um sicher zu bleiben. Diese
nun benutzen die Jäger, indem sie hier die Schlingen befestigen, welche sie stark mit Gras
und Flechten einreiben, damit das Thier die Witterung nicht fasse. Der Hals und die Hüften
werden geschlengt, die Schlinge selbst breit gezogen und seitwärts schwach befestigt,
oben aber sehr stark angelegt. Meistens sind es nur junge Thiere, die sich darin fangen.
Nur auf der Flucht und bei Gefahr stossen die Böcke zischend-pfeifende Töne durch die
Nasenöffnungen aus. Ihr Schrei soll dem junger Ziegen nicht unähnlich sein. Sie haben
vornehmlich* die alpinen Potentillen (P. frigida, cdtaica etc.) und die Rennthierflechten lieb
und werden im Herbste ausserordentlich fett.
Auch im Saj an behaupten die Eingeborenen, dass die Steinböcke sich bei dem Springen
in die Tiefe auf ihre Hörner werfen. Obgleich sie Standthiere sind, so will man doch
seit 1857 im oberen Irkut-T hale bemerkt haben, dass sie sich südwärts in die Gebirge
westlich vom Kossogol begeben. Sie leben jetzt meistens zu zweien oder dreien, bisweilen
noch in Rudeln von 10 Thieren und wurden früher auch wohl zu mehr als 20 in einem
Rudel angetroffen.
SO. Capra liireus L.
Die Hausziege war sowohl bei den nomadisirenden Eingeborenen, sowie bei der russischen
Bevölkerung T ransbaikaliens allgemein anzutreffen und lebte, wie bei uns, mit
den Schafen zusammen. Ihre Felle dienen besonders dem gemeinen Manne zu Pelzen,
deren Haar nach aussen getragen wird und die ihrer Dauerhaftigkeit wegen recht geschätzt
sind.
St. Antilope gntturosa Pall. Taf. XI. Fig. 1 und Taf. IX. Fig. 7 a— b.1)
Bei den Mongolen der hohen Gobi: Dseren. ,
Der alte Bock: One (P allas giebt die Bezeichnung Ohno dem Weibchen); die Kuh; Sergak-
tschin (P allas nennt Scharcholdsi den Bock); das einjährige Kalb: Badarange (Pallas
schreibt Jngdacha). Die von mir erkundeten Namen erfuhr ich am T arei-n or von einem
sogenannten Steppen-T ungusen, also von einem, seiner Sprache nach, nicht zum Mongolenstam
me gehörenden Bewohner dieser Gegenden.
Den B irar-T u ngu sen, sowie den D auren im Osten und den B u rjäten und S’ojot'en im
Westen, waren diese Thiere dem Namön nach unter der Bezeichnung der Mongolen bekannt,
ebenso nennen sie die russisch en Bewohner der dauro-m ongolischen Grenze.
1) Da die Abbildung von P allas (siehe Spec. zool. fase. XII. T. ü . sehr mangelhaft ist, aber den späteren
wenigen, und so auch der durch Schinz (Monogr. der Säugeth. Heft 9—10, Taf. 10) veröffentlichten
zu Grunde lag, so habe ich diese schöne Antilope von Neuem naturgetreu abgebildet.
Antilope gutlurosa. 255
Von der Kropf-Antilope erbeutete ich fünf schöne Thiere von denen vier im frischen
Winterhaare Ende October am oberen A rgunj und eines im Juni ebendaselbst erlegt wurden.
Zu der ausführlichen Beschreibung, welche P allas in den Spec. zool. fas. XII. p. 46
et seqt. giebt, und die den später gegebenen anderer Zoologen zu Grunde gelegt wurde,
erlaube ich mir folgende Zusätze:
1. Das Sommerhaar. Die Unterlippe, sowie die Kehle, ganz weiss, die Oberlippe
im vorderen Theile ebenso, zum Mundwinkel hin und aufwärts den Nasenlöchern entlang
allmählich in das Hellisabell der seitlichen Kopftheile übergehend. Nasenrücken bis zwischen
die inneren Augenwinkel blass bräunlich-grau, zwischen den Nasenlöchern heller und etwas
in’s Gelbliche ziehend. Augenring fast nackt, bräunlich-grau; das obere Augenlied mit
einigen verlängerten, bräunlichen Wimperhaaren besetzt, darüber und auch unter dem unteren
Augenliede wenige, stark verlängerte Borstenhaare von schwarzbräunlicher Farbe.
Seitliche Kopftheile hell isabellgelb, welche Farbe der Schnauze entlang, abwärts vom
Rücken derselben, dunkler wird und auf der Stirn, um die Hörner, im Nacken und auf der
oberen Halsseite stark in’s Rothgelbe zieht. Das Haar ist hier 16 — 18 Mmtr. lang, meistens
einfarbig, bisweilen kurz weisslich gespitzt, selten ganz weiss. Die Ohren auf ihrer
Aussenfläche nur dünn gelblich weiss, innenher, den Rändern entlang, etwas dichter und
weisslich behaart. Die ganze obere Körperseite, sowie die Flanken, intensiv isabellgelb,
das einzelne Haar straff, sehr dicht, am Grunde seitwärts grau, auf dem Rücken ganz gelb
und hier bis 30 Mmtr. Länge erreichend. Um den After ein schneeweisser Spiegel, das
kurze Schwänzchen obenher mit gelblichen, meistens weissgespitzten Haaren besetzt. Die
untere Seite ist dem Halse entlang gelblich weiss, von zwischen den Vorderfüssen an wird
sie schneeweiss, und setzt sich so gegen die gelben Flanken in scharf abgegrenzter jLinie
ab. Ebenso sind die ganzen inneren Schenkel bis zum Laufe und die männlichen Genitalien
rein weiss. Auf dem Hodensacke und der sackartigen Erweiterung des Präputium wird das
Haär sehr viel seltener und fehlt im Sommer seitwärts nach oben zur inneren Schenkelseite
hin fast ganz, so dass hier die nackte Haut sichtbar ist, hier auch findet sich jederseits ein
zitzenförmiger Anhang bei den Männchen. Die Füsse sind vorne hell gelblich, von oben
nach unten blasser werdend, hinten mehr weiss als gelb, besonders im oberen Theile der
Vorderfüsse. Die spitz zulaufenden Hufe schwärzlich hornfarben, von hinten aus mit stark
auswärts und dann einwärts geschwungener Kante der Unterseite; die der Vorderfüsse sind
etwas höher und kräftiger, der Vorderrand aller ist leicht convex gekrümmt; die Afterklauen
sind hoch gestellt, nicht sehr gross, aber hart hornig und mit einigen deutlich aufgeworfenen
Ringelungen versehen.
2. D er W interpelz zeichnet sich durch vorwaltende Helle, ebensowohl auf der oberen
als unteren Körperseite aus. Das matte Braungrau des Nasenrückens tritt auch auf
die vordere, obere Wangengegend und unter den inneren Augenwinkel, wo es von den gelben
Spitzen der Deckhaare gestichelt wird. Die äussere Ohrenfläche ist dicht von blassen,
gelben Haaren bedeckt. Das Haar des Rückens nimmt von vorne nach hinten hin an Länge