indem ich die südöstlichen sibirischen Grenzgegenden in der Richtung von Westen nach
Osfen verfolge, das zunächst bemerken, was mir über die Variabilität der Eichhörnchen
in ihren Kleidern bekannt geworden ist, und daran über die Lebensweise derselben Aus-
führlicheres anknüpfen.
Im östlichen Sajan-Gebirge, an dessen steilen Südabhängen wir in der waldbildenden
Vegetation die Lärche als durchaus vorwaltend zu bezeifchnen haben, bleibt das Eichhörnchen
durchweg noch von untergeordneter Güte in seinem Winterpelze, da derselbe sich
durch das helle Grau und den oft stark röthlichen Anflug auszeichnet. Es ist dies Vorwalten
röthlicher Dinten im Winterpelze der Eichhörnchen so bedeutend, dass in dem Tun-
kinskischen Grenzposten, wo einige Kaufleute wohnen, gemeinlich von diesen unter je
100 Eichhörnchen, die westlich her zu ihnen gebracht werden, nur 30 — 85 als dunkle,
gute angenommen, die übrigen aber zum halben Preise (je 2 auf ein gutes gerechnet) von
ihnen erhandelt werden. Erst in den alpinen Jagdrevieren und auf einzelnen zum oberen
Irk u t als Querjoche vortretenden Gebirgen (C haradaban), die feuchter sind und die
Zirbelkiefer als Hochwälder besitzen, werden die Eichhörnchen zusehends besser, in ihrem
Pelze dunkler und gleichmässiger. Dasselbe gilt auch von dem Gebiete der S’ojoten, welches
nordwärts vom hohen M unku-Sardik gelegen, ein von vielen Steilthälern durchsetztes,
sehr wasserreiches Alpenland ist, dem eine Anzahl grösserer Flüsse entspringen, welche
nordwärts der A ngara Zuströmen. Wie bekannt, sind die Gebirge auch in Europa als
solche Gegenden zu betrachten, in denen die Eichhörnchen dunkel', ja selbst im Sommer
schwarz werden, und dasselbe findet in O stsibirien gleichfalls statt. Denn nördlich vom
östlichen Sajan, wo man, vom Gebirge abwärts steigend, sehr bald in die sich langsam
verflachenden ungeheuren Ebenen tritt, werden die Eichhörnchen wieder heller und röthlicher,
mithin für den Handel viel werthloser. Ausser der Höhe, in welcher sie leben,
scheint aber für die Farbe des Haares der Eichhörnchen- die Waldung von wesentlichem
Einflüsse zu sein und die Classification derselben, welche die Jäger eingeführt haben, indem
sie von Lärchen-, Kiefer- und Zirbelkiefer-Eichhörnchen sprechen, dürfte jedenfalls auf
vielfach erprobte Erfahrung gegründet sein.
Die hochgelegenen Gegenden südlich vom Kossogol (der Spiegel dieses Sees wurde
nach meinen Barometermessungen zu 5671' engl, über dem Meere berechnet), deren sanftere
Höhen oft nur von Lärchenwäldern bestanden sind, liefern ebenso, wie die westlicher
gelegenen Lande der D arch aten nur schlechte Eichhörnchen, sind aber in ihren niedrigsten
Punkten immerhin schon so hoch, dass die Weissbirke in ihnen nur als Krüppel gedeiht.
Ich kann nach diesen Erfahrungen deshalb auch nicht für das hochgelegene Quel-
land des Jenisei der Ansicht beistimmen, dass hier die östlicher vorkommenden Thiere
durchweg dunkler seien. Erst im D shida und mittlem Irkutlanfe, erst mit dem Auftreten
der feuchten Baikal-Gebirge findet dies entschieden statt.
Viel günstiger für das Dunkel des Balges des Eichhörnchen sind im Allgemeinen die
Ufergebirge des B aikal und insbesondere die zu seinem südwestlichen und nördlichen
Ende vortretenden. Diejenigen Jagdreviere dieser Gebirge, welche die vorzüglichsten Zobel
liefern, sind auch durch ihre vorzüglichen Eichhörnchen bekannt; so sind es die Höhen
des Kamara-Gehirges im SW. des B aikals, die B auntischen an seinen nordöstlichen
und die Lena-Quellgebirge an seinem nordwestlichen Ufer. Hier auch sieht man im Sommer
nur ganz schwarze Thiere, von denen ich weiter unten eine genaue Beschreibung gehen
will. Im Selenga-Thale werden sie wieder schlechter, und wo dieses von Selenginsk an
mehr und mehr durch kahle oder von Pinus sylvestris ausschliesslich bewaldete Höhen begrenzt
wird, nehmen die Eichhörnchen sehr an Zahl ab und werden erst in den ferngelege-
nen Gebirgen der Dshida planmässig gejagt.
Waren in diesem Centraltheile des südöstlichen S ibiriens die im Winter dunkelblangrauen,
langhaarigen, mit sehr langen Öhrpinseln versehenen Eichhörnchen auf gewisse
Localitäten angewiesen, welche alle, nicht nur die höher ansteigenden Gebirgsstöcke und
Gruppen einschliessen, sondern erfahrungsmässig als diejenigen bekannt sind, in denen die
wässerigen Niederschläge im Üebermaasse während des ganzen Jahres stattfinden; ist endlich
hierdurch das Vorwalten dichter Coniferenbestände bedingt und wie es scheint die
Häufigkeit von P. Cembra mit eine Folge dieser klimatischen Verhältnisse, und schliessen
wir nach Erwägung aller dieser Einzelnheiten, in welchen Klima, Terrainbildung undVege-
tatiön zu der Mödification der Farbe des Pelzes der hier lebenden Thiere stehen, so wird
uns bei den weiter nach Osten hin in gleicherweise angestellten Untersuchungen Aehühches
bald klar werden. Mit dem Ersteigen des hohen Scheidegebirges, welches die Amurquel-
leh von den östlichen Jenisei-Zuflüssen trennt, mit dem wassersüchtigen Apfel-Gebirge
und überall von ihm südostwärts hin, nehmen die Eichhörnchen durchweg ein gleichmässi-
geres dunkelblaugraues Colorit im Winter an, wie denn überhaupt dem Hauptzuge der drei
von Süden nach Norden sich dem Stanowoi anschliessenden Gebirge folgend, wir die Pelz-
thiere im Allgemeinen und die Eichhörnchen in’s Besondere dunkler finden. — Diese weit-
gedehnten Landschaften ernähren in den. Höhen ihrer Gebirge Pinus Cembra am kräftigsten
und allgemeinsten. Von den Gipfeln desSochondo, auf denen diese Conifere in einer Höhe
von 8000' engl, über dem Meere znm strauchenden, sich weit in die Breite dehnenden,
nur wenige FusS hohen Krüppel wird, bis in die Thalhöhen des Bureja-Gebirges, wo sie
zu den kräftigsten Riesenstämmen gedeiht, durchläuft sie sehr verschiedene Stufen der
Kräftigkeit, sowohl in der Gesammtbildung, als besonders in der Grösse des Zapfens und
der einzelnen Saamen. Sie wird maassgebend für die grössere oder geringere Beständigkeit
der Farbe und Dunkle der Eichhompelze. Denn, wenn wir von W. nach 0. weiter zu
untersuchen fortfahren, so finden wir in den flacheren daurischen Gebirgsparthieen, auf
denen Larix und Betula wachsen, immer die Zahl der zu brakirenden Eichhörnchen-Winterfelle
noch bedeutend. Die Gegenden von M ogoitui, das Ilj a-Thal aufwärts zur Ingo da
von dort zum Onon, Adontscholön-Gebirge, westlich den Gasimur-Quellen vorbei und
dann südöstlich zum mittleren A rgunj, liefern verhältnissmäsäig wenig Eichhörnchen, von
denen im Durchschnitte von je 100, 15 — 20 rothschwänzig oder roth überflogen sind.