Seine Verbreitung in yerticaler Richtung ist eine sehr bedeutende, er bewohnte mit
Spermophilus Eversmanni das Plateau des Sochondo-Gebirges (8259 engl.) und geht bis
zur Schnee- und Gletschergrenze im östlichen Sajari (Munku-Sardik) bis zu einer Höhe
von über 10,000' engl. Die tiefstgelegenen Punkte, an welchen ich ihn beobachtete, lagen
in der Höhe des Baikal-Niveau (1360'), wo er am sogenannten S.chamanen-Felsen
(bei K ultuk) nicht selten war, auch überall in den Ufer-Gebirgen dieses See’s angetroffen
wurde.D
ie Lagomys-Arten alle sind stabil in ihrem Aufenthaltsorte und machen keine Wanderungen,
sie sind industrielle, friedliche, sehr fleissige Nager, welche nicht nur grosse
Vorräthe von Heu machen, sondern dieselben auch in gewissermaassen regelrechter Weise
stapeln und, wie es die Ogötona thut, mit breitblättrigen Pflanzenarten zudecken, um sie
so vor dem Regen zu schützen. Sie schlafen im ^Vinter nicht. Bei Lag. alpinus fand ich
das von P allas schon Erzählte ilj c. p. 48) bestätigt. Als ich nämlich am 5. (17.)Novem-
ber 1855 auf dem Schamanen-Felsen bei K ultuk vergeblich auf die Pfeifhasen lauerte,
zog ich aus ihren Bauen zwischen den Steinklüften eine grosse Menge gesammelter und
sehr schön erhaltener, starkduftender Kräuter hervor, deren so viele beisammen lagen, dass
ich sie kaum mit einem Arme umfassen konnte. Ärlemisien, Tanacetum sibiricum, Gibbaldia,
Thalictrum, waren vornehmlich gesammelt worden. Sie waren in eine 2 lange, */2 breite
Spalte gelegt. Ein zweiter, etwas geringerer Vorrath lag unterhalb des ersten und war
durch überragende Felskanten vor Feuchtigkeit geschützt. Zu diesem Baue führten, wenn
man recht genau zusah, die schmalen Pfade, welche die Thiere den Felsen abwärts auf seinen
zertrümmerten und verwitterten Brocken getreten hatten. Seitwärts von diesen wurden
die kurzen Gräser abgeweidet. Lag. alpinus hat meistens einen. Schrei, der jenem der
Buntspechte sehr ähnlich ist; er wiederholt ihn selten häufiger als drei Mal rasch hintereinander.
Der Alpenpfeifhase wird von den Jägern O stsibiriens nicht verfolgt, es soll
ihm aber, wie man bemerkt haben will, der Zobel nachstellen. E r ist in Folge seiner Lebensweise
und der grossen Vorsicht, die er beobachtet, viel weniger den Raubvögeln und
Raubthieren ausgesetzt, als Lag.Ogolona, dessen Lebensweise ich sogleich beschreiben will.
9*. Lagomys Ogotona Pall.
Bei den Kosaken der dauro-m ongolischen Grenze entweder mit der Bezeichnung der Mongolen
benannt, oder anders betont: Ogotona. .
Bei den Mongolen: Ogotond.
Diese Art brachte ich in 35 Exemplaren aus den Umgegenden des Tarei-nor mit; davon
sind vier kaum halberwachsene Thiere, von den übrigen alten wurden die meisten im
Frühlinge, andere im Herbste gefangen, mehrere davon befinden sich in Spiritüs.
Zu der genauen Beschreibung, welche P allas’) von diesem Thiere giebt, würde ich
Folgendes hinzufügen:
1) Novae species e glir. ordine. p. 59 ff.
1. Das Jug end haar. Das Gelb dieser Thierchen (es liegen mir vier Bälge vom
29. April vor) ist sehr viel dunkler, als bei den. alten und zieht in’s Braune: die Oberlippenränder
sind, besonders der Nase näher, weisslich. Nasenrücken und Kopf leicht lehmgelb,
auf dem letztem von vielen längeren, theils ganz schwarzen, theils schwarzgespitzten
Haaren durchsetzt. Im Nacken schwinden diese, nehmen aber über den ganzen Rücken an
Häufigkeit sehr zu. Der Ohrenrand ist innen schmal, aussen breiter, weiss gesäumt, die rein
gelben Haare vor der Basis reichen bis zum Rande des Ohres und bedecken so die innere,
kurzbehaarte Ohrenfläche. Die Haare der Unterlippe und die zwischen den Unterkieferästen
sind weiss, die ganze Brust und ein Mittelstreifen über den Bauch hell lehmgelb,
seitlich von diesen bis zu den Flanken verbreitet sich weiss. Ueherall schimmert auf der
unteren Körperseite das schiefergraue Wollhaar durch. Die vordere Seite der Füsse ist
hellisabell, die hintere, ganz behaarte, weissgelblich, die Nägel bräunlich, die hinter ihnen
befindliche Knorpelschwiele ist fast ganz vom umstehenden Haar verdeckt. Diese Thierchen
messen in ihrer Totallänge noch nicht 100 Mmtr.
2. A eltere K leider. Bei einer Anzahl im September gefangener Ogotonen tragen
einige derselben und zwar die jungen Thiere, nun, wo sie schon ausgewachsen sind, denselben
Pelz wie in der ersten Jugend zum Unterschiede von alten Thieren, die viel blasser
sind. Der Rückenpelz dieser jüngeren Thiere misst durchschnittlich nur 17 Mmtr. Höhe.,
der der alten Thiere 21— 22 Mmtr. Namentlich auf der Stirn und dem Scheitel, sowie
über den ganzen Rücken, ist die schwarze Stichelung bei den ersteren ungemein stark pro-
noncirt, hinter den Ohren bleibt jederseits ein heller, abgerundeter Fleck stehen, auf welchem
die Deckhaare meistens keine schwarzen Spitzen haben. Die Schnurrborsten sind
häufiger schwarz als weiss, was hei den alten Thieren nicht der Fall ist, hei welchen entweder
alle Vibrissen weiss, oder nur die kurzen schwarz sind. Das Wollhaar des ganzen
Pelzes ■ und die untere Hälfte der Deckhaare ist blau-schiefergrau. Die Halsseiten und
Flanken sind heller und reiner gelb, die Füsse obenher viel lichter gelblich, als hei den
noch nicht erwachsenen Thieren ^ ihre hintere Behaarung schmutzig weiss und bräunlich.
Um den After steht ein rein gelber Pelz. Bei den meisten alten Thieren dieser Art zieht
sich ein gelber Längsstreifen über die Mittellinie des weissen Bauches, bei einigen indessen
fehlt er auch, •
3. A lte T hiere zeigen weniger rothgelbe Tinten überhaupt und zumal am Kopfe
in ihrem Kleide. Ihr Pelz ist obenher gleichmässig fahl gelb, überall mit langer, nicht sehr
dichter Stichelung besetzt; der Innenrand der Ohren ist auf der Rückseite bräunlich
schwarz, der Aussenrand gelblich weiss. Auf der Innenseite ist das Ohr von innen her
bis zur Hälfte nackt, dann von gelblichen, schwarz gestichelten, dichten, aber nicht sehr
langen Haaren besetzt.
4. F rü hling sp elz. Bei den im März gefangenen, zahlreichen, alten Thieren ist
das Kleid während des Winters bedeutend ausgehleicht, die ehedem schwarzen Spitzen der
Haare sind fahl bräunlich, die früher blass lehmgelben fast ganz weiss geworden, ebenso
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