des 'Winterschlafes länger sein. Jene Beispiele an den Bobacs, die im Winter, in ihrem
Schlafe gestört, vollkommen erwachten und den Verfolgungen des Iltis entgehend, sich in
verlassene Sommerhöhlen betteten, dort nicht einschliefen, sondern sie wieder verliessen,
um günstigere Orte aufzusuchen, thun dasselbe dar, was an den Murmelthieren der Alpen
beobachtet wurde, welche einmal erwacht, alle Eigenthümlichkeiten ihres Naturells erken-
nen Iiessen.
So entschieden aber als das Ahmagern der Murmelthiere während der Zeit des Winterschlafes
nachgewieBen ist*), scheint es bei den Bobacs nicht stattzufinden. Im Gegen-
theil davon sollen diese noch feist und schwer ihre Höhlen im Frühlinge verlassen und
erst nach dem Genüsse frischen Grüns stark abmagem. Auch in den Murmelthieren hat
man, zumal im Blinddarm, Excremente gefunden, die theils als schmierige Masse, theils
durch Wasserresorption zu festeren Kothballen geformt, beobachtet wurden. Die Harnblase
wurde bei den Murmelthieren bisweilen ganz mit Urin gefüllt befunden und eine zeitweise
Entleerung von Excrementen bei gleichzeitig stattfindendem Erwachen bemerkt. Jedoch
sind die ausgeschiedenen Excremente der Murmelthiere während des Winterschlafes als
«Ausscheidungserzeugnisse der Körpermasse» und «umgesetzte Gallenstoffe, und in der
Regel auch Gallenfarbestoffe etc.» nach V alen tin 2) zu betrachten und nicht zugleich Nahrungsstoffe
mit aufgefunden worden.
Noch möge hier eine Abbildung der beiden aufgedeckten Bobacbaue folgen, in der
Weise, wie sie der Längendurchschnitt zeigen musste.
a. Querstollen, das Material zum Füllen des Hauptkanals liefernd b. Urin- und Fäces-Cemente. c. Einzelne
Grashalme, d. Arbeit am 1. Tage. e. Arbeit am 2. Tage.
1) 1. e. Bd. III. S. 199 und 208. 2) 1. c. Bd. H. S. 15— 16.
Ich hahe schon oben bei 'der Beschreibung des daurischen Iltis davon gesprochen,
dass er die Bobacbaue im Herbste aufgrabe und im Winter die geringe Erdschicht, welche
er zum Lager hin stehen liess, durchbricht. Bisweilen nun, wenn der Btis viele Bobacs
beisammen trifft, entkommen auch im Frühwinter einige derselben und dies spricht mit dafür,
dass sie dann nicht schlafen. Folgendes hierauf bezügliches Factum, welches sich unweit
der Grenzwacht K ulussutajefsk um Weihnachten 1853 zutrug, theile ich nachstehend
mit. Die Corsacfänger sahen dort im Schnee die Spur eines Thieres, welche sie nicht kannten,
da diese aber sehr undeutlich und ungeregelt umrandet war, so schlossen sie mit Gewissheit,
dass sie einem Thiere angehöre, welchem die Füsse verletzt seien, und dachten
dabei an eine wandernde Manulkatze. Die aufgenommene Spur leitete sie zu einem Sommerbau
des Bobac. Sie stellten vor diesen den Fangbogen, aber erst in der dritten Nacht
ging das Thier hinein, nachdem es in den vorhergehenden Nächten zwar den Bogen berührt,
aber sich nicht gefangen hatte. Dieses Thier war ein Bobac mit stark angefrorenen
Füssen. Es steht dieses Beispiel nicht ganz isolirt da, denn der eifrige Jäger Kusnezoff
am T arei-n o r, wie auch der Kosak Nomochonoff fingen beide einen solchen Bobac.
Was nun noch das Sommerleben dieser Thiere anbelangt, so stelle ich Folgendes darüber
zusammen:
Später als die ersten Zugvögel eintreffen regen sich die unterirdischen Winterschläfer.
Sie graben den im vorigen Spätherbst sorgfältig verschlosseaen Eingang ihrer subterranen
Wohnungen auf und kommen an’s Tageslicht, aber, befremdet durch die noch herrschende
Kälte, ziehen sie sich eiligst zurück und wagen sich erst am Mittage nach einiger Zeit an
die Sonne. Die Bobacs sind die ersten aller Winterschläfer der Hochsteppen, welche auferstehen.
Nach der Versicherung der Jäger verlassen die, welche in der Nähe der Grenzwachen
leben früher ihren Bau als diejenigen, die im Innern der Steppen hausen, wie sich
diese auch später als jene legen sollen. In warmen Wintern nimmt man den 1. (13.) März
als die Anfangszeit des Erwachens der Bobacs an, indessen bemerkt man sie erst allgemein
nach dem 15. (27.) März. Diese Zeit erfreut den M ongolen, S teppentungusen und
B u rjaten ungemein. E r sattelt sein Pferd und ladet seine Büchse; er zieht auf die Bobac
Jagd, denn nach langem Winter, in welchem er selten Fleisch ass und sein Lehen
kümmerlich in kalter Jurte fristete, ist er begierig sich einen Braten zu holen, der an Güte
mit jedem Tage seitdem das Murmelthier an die Luft kam, abnimmt. Denn der Tunguse
weiss aus jahrelanger, reicher Erfahrung, dass die Bobacs im Winter nichts von ihrem Fette
verlieren, dass sie so feist ihre Höhlen verlassen, wie sie sich im Herbste in sie legten, aber
er weiss auch, dass nach wenigen Tagen des Lehens im Freien die Bobacs, oder, wie er sie
nennt, die Tabergani magerer werden und bis in die Mitte des Mai’s oft so stark abnehmen,
dass es nicht lohnt sie zu tödten. Dieses sagt er sehr wahr, hat seine Ursache in dem geringen
Futter, welches in der Nähe der Baue zu finden. So waren auch die Thiere, welche
ich Mitte März erhielt strotzend fett, eines vom Ende dieses Monats schon ganz mager.
Nach dem Genüsse des ersten frischen Grases befällt die Bobais ein starker Durchfall.