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 Thiere hangt wieder wesentlich mit  dem vegetativen Charakter der betreffenden Gegenden  
 zusammen.  Wo,  durch  die Höhe  der Gebirge bedingt,  eine alpine Flora sich in weitgedehnten  
 bleichgelben  und  grauen Flechtenrevieren  findet,  und  als  solche  auch  die  äus-  
 sersten  Grenzen  des  Baumwuchses  schmückt,  lebt MoSchusthier nnd Vielfrass am liebsten  
 und hantigsten.  Wo  dagegen,  allmählich abwärts steigend,  wir in einer durchschnittlichen  
 Höhe von  2000 — 3000' die üppigen Pflanzenformen sib irisch er subalpiner Flora domini-  
 ren finden,  sind beide Thiere nur zufällig und vorübergehend anzutreffen.  In den noch tiefer  
 gelegenen Gebieten  des  mittleren Am ur,  wo  die Flechten  sehr merklich verschwinden  
 und eine Anzahl schöner Farren sie im Gebirge zu ersetzen scheinen, sind Moschusthier und  
 Vielfrass  ausserordentliche  Seltenheiten  und  müssen  beide,  wenigstens  für  solche  Höhen  
 über dem Meere, hier als an ihrer Aequatorialgrenze vorkommend,  bezeichnet werden. 
 Demgemäss  finden  wir Gulo  im östlichen Sajan in den schon öfters erwähnten  Quellgebieten  
 der Oka,  des Irk n t, K itoi und der B jellaja als gemeinen Gebirgsbewohner, der  
 ohne  festen Wohnsitz  zn  haben,  beständig  umherschweift und namentlich diejenigen Loca-  
 litätefi  der Hochgebirge  sucht,  an  denen  den  Moschusthieren  Schlingen  gelegt  werden.  
 Westlicher nnd südlicher fehlt er weder im Lande der K aragassen noch bei den D archa-  
 ten und überschreitet im Quellgebiete des Jen isei den 50° n. Breite südwärts sicherlich.  In  
 den  Baikal-Gebirgen aher wurde  er am Westufer  dieses Sees  durchweg nur als selten erkundet  
 und erst in jenen,  an  Bären  so  überaus  reichen,  Gebirgen,  die  von  der  Halbinsel  
 Swjätoi-noss ^ich  am  Ostnfer  des B aikals  mit  schneegekrönten Häuptern  hinziehen und  
 zum rechten Selenga-Ufer sich allmählich hin verflachen, ist der Vielfrass  häufig nnd wird  
 in  der Nähe  der Ansiedelungen,  so  namentlich  bei  den T urkinskischen  warmen  Bädern  
 eine Plage für das Junghomvieh. 
 In SSOstlicher Bichtung weiter, wird er trotz der hohen Gebirge,  die ajs K entei und  
 A pfelgebirge  bekannt, und  an  der  mongolo-chinesischen Grenze im Sochondo auf russischem  
 Gebiete die Scheitelhöhe  erreichen,  sehr vereinzelt  nur  angetroffen und bleibt den  
 Ostabhängen dieser Gebirge, wo  sie sich ostwärts in die waldlosen daurischen Hochsteppen  
 verflachen,  eben  so  wie  der  Bär  fremd.  Dem A pfelgebirge  im NO. folgend  aber  ist  er  
 überall  und wird  selten  sogar  noch  auf denjenigen  Höhen  angetroffen,  die  sich  zwischen  
 A rgunj,  Onon nnd Schilka hinausdehnen und dem Westabhange des Chingan anschlies-  
 sen.  HermL. v. S chrenck’s 1) Muthmaassungen über das Vorkommen des  Gulo im Gebiete  
 des  Kumara- (Komar-)  Flusses  kann  ich  sicher  bestätigen,  da  die  Kosaken,  welche  das  
 untere  A rgunj-U fer  bewohnen,  in  diese  Gegenden  sehr  häufig der Eichhömchenjagdten  
 wegen  ziehen  und  den Vielfrass  von  daher  kennen.  Ueber  seih Vorkommen  im  Bureja-  
 Gebirge habe ich oben schon so viel angedeutet,  dass man daraus ersieht,  der Vielfrass sei  
 in den Uferparthieen dieses  Gebirges nur  höchst vereinzelt  anzutreffen;  der  Amur-Strom 
 1)  L.  v.  S ch ren ck ’s  R.  u.  F.  im Amurlande B.I.  L. 1.  S. 26. 
 aber macht doch keine  entschiedene Grenze,  da  Gulo  auf  den  Höhen  des  D shew in  nach  
 den Aussagen  der B irar-T ungu sen auch gefunden worden ist.  Fünf Tagereisen  landeinwärts  
 aber (nordwärts) und zwar besonders  am Ostabhange  des  Bureja-Gebirges,  wo  die  
 Coniferen  bereits  in  den Waldbeständen dominiren,  wird  der Vielfrass  häufiger und dürfte  
 daher die Lime der Aequatorialgrenze, wie sie Herr L. v. S chrenck zieht (siehe die Karte  
 seines Werkes)  für  diese  Gegenden recht genau sein;  das Herüberschweifen  südwärts aber  
 einzelner Irrlinge als vereinzelt dastehender Ausnahmefall seine Erklärung finden. 
 Was die Lebensweise  des Vielfrasses  anbelangt,  so  habe  ich  eb'ensowohl  aus  seinen  
 Spuren, als auch durch vielfache Erkundigungen hei den jagdtreibenden Völkern  erfahren,  
 dass  er  schwerfällig  und  sehr  ausdauernd  ist.  E r  wurde  mir  überall  als  ein  furchtsames  
 Thier  geschildert,  welches  6  bis .7  Tage  seine  Beute  verfolgt,  ehe .sie, gestellt  wird.  E r  
 geht  meistens  im kleinen Galopp  und macht Sätze von  l'/2 — 2' Sprungweite.  Trabspuren  
 sah  ich  nie,  entweder  geht  er  bedächtig  oder  er  galoppirt.  E r  stellt  die .ermüdeten Mo<-  
 schusthiere  auf  frei  daliegende Gebirgszinken  und, wirft  sich  gerne  auf sie  von  höheren  
 Stufen  derselben.  E r  erdreistet sich Nachts  die Lagerstätten der Jäger zu bestehlen.  Bei  
 seiner  unstäten  Lebensweise  lässt  er  sich  durch  die  wildesten  Gebirgshöhen  nicht  ab-  
 schrecken  und  übersteigt  sie  ohne  bequemere Passhöhen zu suchen (östliche Sajan).  Die  
 Paarungszeit fällt in den October, sobald der Schnee  schmilzt (April)  werden  1— 2 Junge  
 geworfen.  Um diese Zeit sollen die Vielfrasse noch paarig leben. 
 Schlau  geht er den Schlingen,  die  für Moschusthiere (namentlich an den Quellen der  
 Ingoda und  im östlichen Sajan) gestellt  werden,  nach;  auch  den  Fallen  der  Zobel  folgt  
 er und ist den Jägern, welche beide nicht immer zeitig genug revidiren können,  eine lästige  
 Plage,  indem  er  die  Beute  ausfrisst.  Wie  der  Dachs,  so  ist  auch der Vielfrass  in seiner  
 Schnauze  sehr  empfindlich  und  leicht  durch  einen Schlag  auf sie  zu  tödten.  Dahingegen  
 ist er im Nacken sehr stark. 
 Die  seit  dem Jahre  1855  stattgehabte Auswanderung  der Rennthiere  aus  dem östlichen  
 Sajan  südwärts  in  die Quellgebirge  des Jen isei  blieb  für  Gulo  ohne  Einfluss.  Die  
 K aragassen und S’ojoten  behaupten sogar,  er  habe  hier  nie  ein Rennthier  angegriffen,  
 sondern sei ausschliesslich auf das Moschusthier angewiesen.  Man fängt ihn in Passfallen,  
 wie man solche auch für Wölfe bereitet.  Selten stellt ein Hund den Vielfrass. 
 Seine  Felle  bleiben  ausschliesslich  in  O stsibirien ,  da  die Jak u ten   sie  theuer  bezahlen. 
   Die  Preise  dafür  sind  verschieden, je  nachdem  die  Zwischenhändler  direct  oder  
 indirect den Absatz  derselben vermitteln.  So  kosten  die Vielfrassfelle  am  nördlichen Baikal  
 3  Rbl.  Silb.,  am  südwestüchen  und  in  der  Tunka  4 —  5 Rbl.  Silber;  dagegen  am  
 untern Argunj. nur 5  Rbl. Assig. bis  2 Rbl.  Silb. 
 S .  M u s te la   (M a rte s )  f la v ig u la   Bodd.  Taf. I, Fig.  1 — 5, 
 1.  Wkite-cheeked-Weesel Pennt. History of Quadrp.  1793. 
 2.  B oddaert:  Elenchus  animalium vol.  L  (Rottd.  178Ö).