©iefe ©igenfd;aften erflären and; mand;es in ber 91aturgefd;id)te ber
Satoinen, bic ja burd;aus non bei £ji>i>e bes ©dmeefalles abhängen, bei je nach
ben einzelnen ©cbirgen unb nad; bei §öt>e ber 23erge red;t oerfdneben fein
fann. Jüan bat in früherer Seit angenommen, baß bie 23erge allgemein oon
10 bis 15 m ©d;nee jätjrlicf) bebedt toerben. ©iefe gafjlen müffen offenbar noch
oergrößert toerben, benn gtDölfjätjrige ^Beobachtungen an ber ©r imf el ergaben
bei 1874 m §öl)e 17 m ©d;nee im 3al;re. Tiüerbings finb bagegen anbere
2ltpengegenben getabeju fd;neearm, fo j. 23. ber £ 1;e o b u l p a ß auf bem nur
2,4 m ©chnee fallen, ober b i e S a u e r n t ä l e r , in benen fich toegen ihrer
©dmeearmut unb ©rodenheit fein ridptiges 28interfportleben enttoicfeln fann (47).
©fifaf>rer unb Tlobler hoben längft erfannt, baß bie einzelnen Säler unb
Serge barin fef>r große 23erfd;iebenheiten auftoeifen. • S o toiffen z* .93. alle
23ergfreunbe im b a p e r i f c h e n ^ o c h l a n b , baß, toenn faft alle 0 b e l -
b a h n e n ausgeapertfinb,manbiejenigeam § i r f d; b e r g b e i i e g ’e r n -
f e e noch immer befahren iann, benn biefes „glücfüche“ ©ebiet ¿eidmet fich
nicht nur im ©ommer baburch aus, baß faft alle Partien oerregnen, fonbern
ber Snrfd;berg hot bis fpät in ben Frühling hinein oft noch 70 bis 80 cm ©dmee,
toährenb ber Meteorologe auf bem benachbarten 28 e n b e l ft e i n nur
20 ober 35 cm ©chneehöhe melbet. K i ß b ü h e l in £ i r 0 l ift nid;t nur
bestiegen bas öftlicße ©orabo ber ©fifal;rer getoorben, toeil es eines ber
größten jufammenhängenben, nämlich ein 1400 qkm große Stigelänbe befißt,
fonbern auch, u>eil ft dt fein ©ebiet burd; befonberen ©d;neereid;tum auszeichnet.
gn ähnlich glücflid>er Sage befinbet fich bas © n g o b i n. 2Borüber ber
©ommertourift ilagt, baß er im Quli unb Sluguft bort ©chnee erlebt hot, fommt
bem 2Binterfportler zugute. ©s gibt im O b e r e n g o b i n im fjahre nur
fieben milbe 28od>en; im 28inter aber im ©urchfchnitt 5 m ©chnee (© a 0 0 s)
unb eine treffliche ©fibalm noch ju Seiten, ba man in &ißbül)el unb Ober-
batpern auf bem ©ligelänbe fchon blühenbe SUpenrofen pflüden iann.
©iefe toechfelnben ©chneeoerhältniffe hoben ihren beften zahlenmäßigen
2lusbrud in ben giffern ber t e m p o r ä r e n unb f l i m a t i f d> e n
S c h n e e g r e n z e . £jn $)tyen oon 3000 m ift Segen bereits eine Seltenheit,
hier ift in ben ganzen Sllpen bie ilimatifche Schneegrenze erreicht, unb
nur in ben gliicflicijen ^ e rt n i n i f d; e n Sllpen liegt fie noch 200 m höher (48).
2lls temporäre Schneegrenze bezeichnet ber ©eograph bie 23erbinbungstinie aller
jener fü n fte , bie zu einer beftimmten 3 eit bie ©renze bes fchneefreien ©ebietes
anzeigen. @ie liegt z. 93. an ben Sorbfeiten bes g n n t a l e s bei g n n s -
b r u cf im März bei 720 m, fteigt im Mai auf 1540 m, erreicht ihren höchften
28ert im 2luguft bei 2930 m, erhält fich im Oftober noch immer 1890 m unb
bleibt fogar im Sooember noch bei 1010 m ftehen. hieraus fann man ein fehr
toertoolles 9laturgefeß ablefen, bas jeber £ourift toohl beherzigen möge. Man
hat es in ben ©aß geprägt: baß fich b e r © o m m e r in b e n Sl l p e n
i n b e n § e r b ft o e r f c h i e b t . Unb man fann fnnzufeßen, baß biefe 23erfchiebung
mit zuneßmenber Soße immer bebeutenber toirb.
©as ift ber ©chlüffel ber ©rflärung für bie, oielen aus ©rfaßrung befannte
£atfad)e, baß man bei 23ergtouren im ^rüßling unb fjrühfommer immer
ans. 82 ■ SSjnter im ©ttgabin
Stad) bcnt ©entälbe bon ©. $ e f j t e r * QKünc&en
unangenehm enttäufcht toirb burd; bie Flauheit, Ilnzuoerläffigfeit ber 2Bitterung
unb bas lange Slnbauern bes 2Binters, im ©pätherbft bagegen immer toieber
bie Übetrafchung erlebt, baß es in ben 93ergen oiel mitber unb fcßöner ift als
in ber ©bene. 28er alfo ftug ift, oerlegt feine houptfäd)lichften £ouren auf
ben:©eptember, Oftober unb Slooember, unb er fann getoiß fein, baß er oon
1000 bis zu 2500 m §öße oft noch 'm 93eginn ©ezember gerabezu fjrühlings-
oerhältniffe antrifft gegenüber ber 2Bitterung im heimatlichen £al.
Mit folchen ©rfenntniffen brach ein lang gehegtes 93orurteil zufammen,
bas fich bie 2tlpen im 2Binter fo ausmatte, toie fie ben oertoeichüchten Otömern
überhaupt erfdnenen: als grauenoolle ©inöbe, bie man nur mit äußerfter
Sebensgefaßr befucßen fönne.
©er ©fifaßrer toagt bestoegen ein Mittagsfcf>läfchen auf bem 23erges-
gipfel, toeil bie Suft bort oben mitten im £>ochtointer toirflid) frühlingsmäßig
toarm unb mtlb ift an bert £agen, ba © e m p e r a t u r u m f e ß r u n g
eintritt. ©iefe £emperaturumfehr im 28inter bebeutet, baß es mit toaihfenber
©rßebung toärmer toirb. ©ies tritt namentlid; bei Harem toinbftillen 2Better,
im ©ommer auch in heiteren 2täd)ten ein unb beruht einfach barauf, baß falte
Suft fcßtoerer ift als toarme. ©esßalb toirb, toie in einer 23abetoanne bas 2Baffer,
auch bie Suft unten am fälteften fein unb in einer getoiffen S>öhe <mt toärmften.
®s fließen außerbem bie burd; bie 28ärmeftrahlung bes 93obens abgefühlten
Suftfchichten am ©ehänge ber 93erge abtoärts, fie bilben toahre „S? ä 11 e -
f e e n“ , bie ben unglücflichen £albetoohner aud; geroöfmlich noch mit hurt-
näcfigem unb unburd>bringlichen 91ebel plagen.