gagott. ©er ©enner reit>t feine Butterfäffer an eine 2l<hfe unb läßt fie »an ber
Kraft bes an ber Sjiütte aorbeiraufcf)enben Bad>es umtreiben, um ficf> felbft
Blühe unb Seit ju erfparen. Sin Heines Stäbchen unter einer Brunnenröhre
angebracht, fe |t butd; ein ©eftänge bie SBiege bes Kinbes im Sjaufe in ftete
Bemegung. Oben im ©ebirge fiet>ft bu ©ted)sler, melcf)e an Ort unb ©teile,
tao fie bas befte fjolj finben, if)re taanbernbe ©rechfelbanl an bem Xlfer eines
reifsenben Baches auffchlagen unb feinen fjall jum Betriebe ii)rer Blafd)ine
b e ra ten .“
Unb © cf> a u b a d) hat ganj recht, taenn er biefe fleinen 3üge aon 8nge-
nium, benen ich noch bi« munberbar aielgliebrige, aoltstümliche Bl e t a 11 -
t e ch> n i f in © t e i e r m a r t unb in ber „® i f e n ta u r 5“ genannten ©e-
genb anreihen möchte, als bas taahre Keimbett aon Kunft unb 2Biffenfcf>aft
betrachtet, bie in einer Beoölfetung aon fo gefunben ©runblagen leicht auf-
fließen muffen -Btoenn man eben ihrem ©ebeihen nicht tünftlich fjemmniffe
in ben 9Beg legt. Borbbeutfchlanb hat ben Bul>m, einen einfachen £anbmann
heraorgebracht ju haben, ber ein bebeutenber 2lftronom mar, © i r o l aber
meift gleich mehrere folche Blänner auf. ©iner baaon, ^ e t e r 2t n i <h , hflt
bis heute ben Buf, bie befte £anbtarte ©irols angefertigt ju haben unb mit
©taunen unb Führung fieht man im gnnsbructer f f e r b i n a n b e u m bie
unfäglich primitioen 22tehinftrumente, mit benen er feine Beobachtungen ausführte.
©abei mar biefer 21 n i cf> ein echter, rechter, naiaer ©iroler Bauer,
nicht etma ein ©elehrter aon bäuerlicher Sebensmeife. ©ies bezeugt fchon bie
originelle unb ganj aus bem ©eifte bes 2Upen»oltes heraus geborne 3 nfd)tift
feines ©rabes ju O b e r p e r f u f ; im gnntal:
„3n biefem ©rabe liegt 2lnich ifSeter,
©ie g ra u begrub man hier erft fpäter.
2Han hat fie neben ihm begraben,
2öirb er bie emige Buh' nun haben?“
2lud> ein ©aljburger Bauer, namens 5 ü r ft a 11 e r , jeicfmete fich als
Kartograph aus unb ber Barne bes oberöfterreichifchen Bauernphilofophen
K o n r a b © e u b l e r , ben aiele ber beften Köpfe ©uropas hoch fchähten, ift
ju belannt, als baß hier mehr als bie blofte ©rinnerung ju bieten märe (18).
©ie aielen Kunftfertigieiten, melche bie 2llpler in B e r c h t e s g a b e n ,
in © r ö b e n , in O b e r a m m e r g a u ausüben als § o l ä f<f >n i ^ e r ober
als © e i g e n b a u e r ju B t i t t e n m a l b , haben immer mieber aus ihren
Beiljen mahre Künftler entftehen laffen, fo namentlich 3 a u n e r , ober um
in ber ©egenb aon 3nnsbrud ju bleiben, 3 a i o b © t a i n e r ju 2 l b f am,
beffen tragifches ©chidfal © i l m , bie „tiroüfche Bachtigall“, in einem feiner
fchönften ©ebichte aeremigt hat (19).
©ag bie 22tufit aon jeher ihre erbgefeffene ©omäne in ben Bergen unb
jtoar in ben Oftalpen aon ©irot bis Bieberöfterreich hat, ift ben Bichtälplern
aus ben jahtlofen Bilbern ber alpinen Btaler betannt, unb menn nicht burch
anberes, fo burch t>ie nicht meniger jahllofen, in ganj ©uropa manbernben
©iroler unb oberbaprifchen 3 ither- unb ©efangstruppen. ©s erfcheint faft
9166 428 Qttpine SCunftfertigieit- ©in Spinnraö aug S t ro l
QIuS ben Sammlungen Qilpinen gRufeumsS in Qltünc&en
nicht ju iüjm, menn © ch a u b a ch meint, bah bie jaud;jenbe greube ber
2llpen fich jum Sänbler unb SBaljer aerfeinert tmt» ber urfprünglich ein
fteirifcher B o l t s t a n j mar, fomie bie © t r a u fo fchen unb £ a n n e r fchen
3 aubermaljer nichts anberes als bie »ertlärten ©öne ber heimatlichen 3 ither-
fpieler unb gobter finb. ©atfache ift, bah menigftens bie £ a n n e r fchen
Btelobien reine unb naiae Bolfsprobutte finb, ba ihr Urheber niemals irgenb
melden mufi!alifd)en Unterricht genoffen hat. Unb fo mag es benn auch tein 3 U"
fall fein, bah gerabeaon 2öien feit 150 3 af)ren an ber Kette „§apbn, ©d^ubert,
Beethoaen, £anner, ©trauh, Blillöder, geller, Suppe, £ehär-gall“ eine uner-
fchöpfli«he gülle aon Bielobien ausging, unb bah gerabe © a l j b u r g ben
Buhm befiht, bie §eimat B io j a r t s ju fein, ©benfomenig mie es uns bei
fol<hem ©ebantengang munbern iann, bah im jmeiten Brennpuntt alpiner
Kultur, in SKünch en ber anbere Kunftjmeig: bie Btalerei ju folcher Blüte
gelangte unb einen guten ©eil bes tünftlerifchen Buhmes aus ben 2llpen,
unb jrnar gerabe aus ©irol bejog.