9tb6. 464 ® i e ©Imauer ©alt tm SaifergeBirge (Siroi)
Original Don S). ¡D ö r fe r , Qltündjen
XIII. S ie ©efafjrert in Öen Qlipen
SBieber einmal gleitet i>er Sug mit fünftem Bütteln burd) bie i)erjüebe
SBeibe- unb SBalblanbfchaft um 91 o f e n h e i m bie felber fo frifd) unb
frei) im S au funfelt, als toärs ein übermütig blipugiges Rinb ber 93erge.
SBieber ift ber erfte atorgenjug überfüllt nad> R u f ft e i n non gremben bie
fiel) jubelnb jebe neu auftaud;enbe 23ergfilt>ouette in ben ©infehnitten ¿toifchen
ben tleinen 2Bälbd)en feigen, bie ber 8 ug burd>eilt, unb fo rec^t bie SfOoefie
biefes allmählichen §erantommens an bie 93erge burdüeben, aber auch non 93erg-
fteigern benen biefer Slnblid längft getoofmt ift, bie if>n ballet nur bann eines
23licfes toürbigen, trenn fie bie ©ebirgslette prüfenb muftern nad; ben Stßolfen,
bie auf einzelnen als SBetterprophet geltenben 23ergen, oor allem auf bem
2 8 e n b e l f t e i n , leife jiefjen.
,,©a tommt ber Raifer ra u s /' fagt nun ber eine ber SBetterfeften, bem
gebräunte Rniee, bas einfache 93ereinsjeid;en am f>ut unb bas befcf>eibene
ruhige 28efen bas 2ltteft eines roirflkhen Souriften ausftellen.
©as gegenüberfi^enbe Oberhaupt einer Familie, bie aus fernem gtacf>-
lanb „nun auch mal in bie 23erge toill", fängt bie 23emerfung auf unb fnüpft
an fie flugs ein ©efpräd), bas ihm offenbar fd>on längft auf bem gerjen lag.
„3 ft bas bie © I m a u e r § a lt? " fragt § e rr 2Rüller, unb beutet auf bie
im 3nneneinfcf>nitt 3«tage tretenbe toeijjblanfe fdjartige gelfenmauer, bie fcfjeinbar
ben Salausgang oerfperrt. „Sieht, bas ift erft ber £ r e f f a u e r unb
bas bas © o n n e ct. 2lber bie § a 11 f p i h e n toerben gleich rausfommen.“
©ie 2lnhoort toar fo freunblicf) gegeben, bafj fie ju toeiteren fra g e n ermunterte.
,,©ie § a lt ift toofü eine fei>r fdjtoierige Sour? " frug ^ a p a 92iüller oor-
fichtig. „2Bir möchten fie nämlich machen, glauben ©ie, bafe bas für uns toas
geeignetes ift. . . toir toaren nämlich fd;on in ben 23ergen, ooriges 3af>r auf
ber © d) m i 11 e n ö f) e . ,
92lüller jun., ein ©tubent oon jtoanjig Sa^rcrt, langaufgefd)offen unb
felbftbetoufct, litt fold>e bemütige 2lngftmeierei nicht, besgleicfjen nicht gebtoig,
bas faft gleichartige ©dnoefterlein. 93eibe fallen bem "papa ins Söort:
„gtäule in Seemann fagte, bie ©Imauer § a lt fei gar nichts. 2Bie fie oben
toar, f>at fie nicht einmal 2iagelfd)ul)e gehabt" — SKüller ber 3 üngere muftert
befriebigt feine S tete r“ mit 9liefenflügelnägetn — „es fei alles fo gut oer-
fichert unb . . / '
©er Sourift liefe ben 9tebeftrom über fiel) ergeben unb faf> babei bie brei
fjaltfanbibaten an, ii>re garten, ber Slnftrengungen ungetoöfmten, in ©tabtluft
getoachfenen ©üebmagen, baju bie 93ambusftö<ie, bie noch oon feiner itbungs-
tour jeugenben funfelnagelneuen 23ergfd;uf)e. . . bann begann er fein ernft
unb gemütlich:
- ,,©ie ©Imauer § a lt ift toir£Ucf> ein fd;toerer unb gefäf>rlicf)er 93erg. ©d)on
beim oberen © c h a r l i n g e r 2 3 o b e n f)ört 5. 93. bie ganje ©teiganlage
auf, unb ©ie müffen fich ©riffe unb Sritte felber fud)en. ®s gibt jtoar 9Kar-
fierungsfleden unb genug Rri^er oon 2Iagelfd>uf>en, bie ©ie leiten fönnen,
aber gerabe biefe fönnen 3 imen jeigen, toie leid;t man ausgleitet, ©ann müffen
©ie lange über fef>r fteilen ©cfmtt, unb bas ift fefjr anftrengenb. 93or ber r o t e n
9Un n f d > a r t e gef>t es aud> über red>t brüchiges ©efdmöfe, bann fommt
ein fef>r fd>ma(es ©efimfe, bas oolle Sd)toinbelfreil)eit erforbert; es geht
ber Slnftieg über eine glatte g la tte , bie um 50° geneigt ift. ©as fommt 3hnen
oielleid>t toenig oor, toirb aber am 93erg oben faft toie fenfred)t ausfdjauen.
2lud> ber ©rat oor ber 21 f e l r i n n e ift fef>r brühig. Unb toenn ©ie burcl)
bie 2lcf)felrinne toollen, ba überbeeft nod> ber ©dmee bie ©raptfeile. ©ie anbere
9foute aber gef)t recf>t epponiert hinaus in bie SBanb. Unb gerabe oorm ©ipfel
gibt es nod> gefürchtet glatte «platten. 3 d> toeife nid)t, ob ©ie an fo toas fd>on
getoöl>nt finb.“
©ie brei Ranbibaten fa^en fid) beftürjt unb fleinlaut an unb «Papa 9Küller
flocl>t in feinen ©anf bie heilige 93erfid)erung, einen folgen SBahntoih nicht
ju begehen.
©ann oerfenften fich bie atoei ©efellfchaften in ihre eigenen ©efpräd>e,
unb nur ab unb ju brang ein oernehmüches 9Bort oon ber einen 23anf ju r
anberen.
Stamentlid) bie ©efellfchaft F ü lle r toar in eine eifrige ©ebatte oertoidelt,
in ber bie 2lutorität bes „Fräulein Sehmann mit ben ©töcfelfchuhen“ unb bie
foeben gehörte 2lusfunft abgemogen tourbe. ©tubiofus 9Ilüller erfdjien es un-
erträglid), baheim oor Fräulein Sehmann geftehen ju follen,. fie feien nicht