I ©eofiiontcn auá £intenftricf>en unb ©paltenfjumuä, Bei [tarier QSergr.
ä®6- 16 (átaíi.&er Statur gej. turn Dr. ® u n jin g « r )
es hat bennoch ferne ©puren hmterlaffen in ©eftalt non langen ,,£ i n t e n -
ft r i d> e n". Oft Diele Steter lang jietjen fie an Bern gellen Kalt ¡entrecht hinab
unt> finb wirtlich angufehen, wie wenn jemanö oor langer Seit bas ©eftem mit
£inte ober Ölfarbe befiept hätte. RUt biefen Sintenftrichen beginnt bas 2Berf
bes SSaffers unb bes Sjimmels, bie beibe nid>t rul;en, bis nid)t biefer gange Verg
in feinen ©anb verfallen fein wirb. (33e 1. 3lbb. 18*)
Suerft bebienen fie fiel; bagu bes Sebens, benn nichts anberes als ©puren
bes Sebens ¡teilen bie Sintenfttidge bar. 2öenn man ein toenig oon ihnen ab-
fra^t, mertt man, bag fie ein feinfiljiger Überjug finb, ettoa toie eine gledgte
unb wenn man ein toenig baoon unter bas Rtitroftop bringt, fielet.man, baf;
man fid) wirtlich nid)t geirrt l)abe, ba man nun mitroftopifch tleine qjflangen
por ficf> l>at. Allerlei fähige 211 g e n finb es, unb gwifchen ihnen trieben winzige
e i n j e l l i g e S i e r e unb K i e f e l a l g e n oftmals in folct>er Rtenge,
bafg audg ein Stropfen ©umpftoaffer nidjt mef>r baoon beherbergen iann. (J )
©ie müffen ungewöhnlich genügfam fein, biefe felfenbewofmenben Sierdpen
unb spflanjen, benen nur wenige 2Bod)en über im gangen gaf>re fooi^l geud)tig'
feit geboten ift, bag fie forgenlos leben tönnen, wäfjrenb fie faft immer gufammen-
gefchrumpft unb eingetapfelt bie für fie fchredlid>en Stage ber ©ütre abwarten
müffen. 2Benn man einmal auf bie Sintenftridpe aufmertfam geworben tft,
fällt einem balb auf, bafg ber Rietet merftoürbig graugrüne Rieden ba unb bort
im ©eftein fd>lägt unb man fann fiel) überzeugen, bag bie meiften nadten gelfen,
fofern fie nid)t eine frifd>e Vrudpfläche barbieten, mit einem gang feinen leben-
bigen Übergug folcher Kleinpflangen unb Kleintiere oerfei>en finb. (2lbb. 16).
©¡eie 2Befen finb nid>t ohne 93ebeutung für bie ©efdjichte ber Verge, benn
fie bereiten bie 93 e r to i 11 e r u n g oor. ©arunter oerfteht man für gewöhnlich
bie Soderung, gerfehung unb Berftörung ber ©efteine unter bem ©influg bes
Segens, bes ©onnenfeheines, bes ©chnees unb bes groftes. Namentlich fchreibt
man bem 5 r o ft gang befonbere 2Birtung gu; man nimmt tymbei an, baf$ bas
©eftein burch bie Kälte gufammengegogen, burd) bas 2luftauen ausgebehnt,
feinfte ©palten erhalte, in bie bann wieber ©iderwaffer einbringt, bas neuer-
bings gefriert, wobei es fich betanntlich ausbehnt unb fo immer wieber neue
cpartiielchen bes ©efteins abfprengt. 2luch bem © a u e r f t o f f g e h a l t
b e r S u f t unb bes R e g e n w a f f e r s fowie ber K o h l e n f ä u r e barin
wirb eine chemifdge SEBitfung gugefdgrieben, burch bie bas ©eftein aufgelöft wirb,
unb fchliepd) glaubt man fogar, baf) bas 2luffallen ber Regentropfen im Saufe
ber gahrtmnberte nid)t ohne medganifdge S®ir!ung bleibe, ffn biefe gattoren
jerlöft,,fich bem 2laturforfd)er bas, was ber ©idgter ben gafm ber Seit nennt,
ber auch an ben fcheinbar ewigen Vergen nagt.
gu biefen g a tte ten mufe man aber nach meinen Xlnterfuchungen als einen
ber wichtigften auch bie g e l s l e b e w e f e n rechnen, benn fie, bie in ihrem
Seben auf bas ©eftein angewiefen finb, üben noch n>eit mehr chemifche 28irtung
barauf aus unb tragen auch mechanifd) bagu bei, bafg bie oberfte ©chicht mürbe
wirb, ©as betannte ©pperiment bes cpflangenforfchers, ber eine glatt polierte
Rlarmortafel in ben Vlumentopf fo oerfenit, bafg bie SSurgeln einer barin
wachfenben fPflange barüber t>inweggiehen unb ber uns bann nad> einiger Beit
geigt, baf; bie 2üarmorplatte oon ben 2Burgeln total gerfreffen unb angeäigt ift,
gilt auch für bie Kalt- unb ©ranitwänbe bes ©ebirges. V o b e n b a t t e r i e n
unb © r b l e b e w e f e n arbeiten bem (fr oft unb Regen oor, unb ihnen folgen
bann bie g 1 e d> t e n , bie ebenfalls faft niemals auf einer, fchon feit langem
ber Suft ausgefallen gelswanb fehlen. 2lud) fie werben natürlich bort begünftigt,
wo bie gelswanb etwas feucht ift, aber fie tönnen bas ©eftein fchon träftiger
in 2lngriff nehmen, inbem fie feine SBurgelfäben hinein fenten.
©em erfahrenen Kletterer in ben © o l o m i t e n , nod> mehr aber in ben
nörblichen Kaltalpen, gang befonbers im K a r w e n b e l , ift bas, was hier gejagt
wirb, oon feiner ‘•prapis her nur gu wohl befannt. 2Bie oft bleibt ihm bort,
wo er glaubt in feftes ©eftein greifen gu tönnen, nur ©rbe unb ©cf>utt in ber
fganb, unb biefe tiefgehenbe Verwitterung ber oberflächlichen gelsfdgid)ten gehört
fogar gu ben größten objettioen ©efaljren im Karwenbel.
2luf ber Verwitterung beruht auch eine gweite ©efafw, bie bem getsgänger
allenthalben broht, nämliclg ber © t e i n f a 11. ©as oon ©palten unb Riffen
burdgfeigte gelsicht hängt überall an ben ¡teilen 2Bänben nur mehr loder auf
feinem Xlntergrunb unb wirb burch ben 2Binb, burd) Siete, fowie burch ben
groft ber Rächt gum ©dglug in Vewegung gebracht. Rachmittag, noch mehr
aber etwa oon 10 Rfw oormittags an, erbröhnen alle gelswänbe oon bem ©e-
polter bes ©teinfalles. ©in immerwährenber, auf taufenb Verge oerteilter
Vergfturg geht ftänbig in ben 2llpen nieber. ©a tollern topfgrofje ober manchmal
nod> größere gelsblöde gu Sal, ein Regen oon tleinen ©efcfwffen geht ihnen
o°ran, ein ganger ©turgbach feinfter ©teinchen folgt ilgnen. ©o wie es in einem
©teinbrud) ununterbrochen riefelt unb poltert, fo fdjütten auch bie Verge jeben
Sag bie oerwitterten ©teine in bie Säler.
g r a n e é , Qlfyen. 6