©er güljrer mußte bies natürlich nicht aii5 6er Meteorologie, fonbern aus 6er
beften unb unbeirrbarften, toenn aucf> oft bunt unb phantaftifd) oertleibeten
SBiffenfchaft aller Seiten, nämlich aus ber taufenbjährigen ©rfat)rung bes
Voltes.
Mas toir f)ier erfahren haben, gilt ganj befonbers für bie T ä l e r , benn
in biefen finb bie TemperaturfchtoanEungen größer als in ben fjöhett. ©as
toirb natürüd; oerrounbern, toenn man fd;on einmal bie ©rfaßvung gemacht 1>at,
toie'heiß bie Sonne auf ben Vergen ftid;t unb toie empfinblich iü£)l, ja felbft
fröftelnb es in ber $öl>e auf einmal toirb, toenn bas fcf>öne geuertoerE ber
Slbenb r ö t e ausgebrannt ift, unb bie buftig oioletten unb rötlichen Verg-
l)äupter nun auf einmal tloßig unb plump in einem ftumpfen ©rau baliegen,
©ennod; haben bie forgfältigen Meffungen, mit benen man gerabe in ben Sllpen
in § ö ^ e n - ( !) unb T a l ft a t i o n e n ben ©ang ber Witterung perfolgt,
mit Sicherheit ergeben, bas 3. 93. bie Xlnterfdnebe bes Thermometers im © t f d; -
t a l im ganjen galjre 25 ©rab betragen, faft basfelbe auch im <p u ft e r t a l
ober in Ä l a g e n f u r t , ' toährenb bägegen auf bem © 0 n n b l i <f bei
3103 Meter biefe ©iffereng nur 15,4 ©rab beträgt, greilid) bebeutet bas bei
£id)t beferen nur einen fefjr ¿toeifelhaften Vorteil, benn es ift bod> nid>ts anberes
als eine Annäherung an ben SBinter. ©ies toirb fofort !lar, toenn man biefes
©efeß anbers ausbrüdt, benn ba lautet es: m i t j e 100 M e t e r S t e i g u n g
n i m m t b e r S l l p e n f o mm e r um 11 Vi J a g e a b t ©ementfprechenb
gibt es in ben ijöljen, bie ettoa bem ©ipfel bes £> i m a l a j a gleid>iommen,
überhaupt ieinen Safires^eitentoed^el mehr, fonbern gleichmäßig nur einen
etoigen SBinter.
©iefe Slbnafmte ber Temperatur mit juneßmenber S>öt>e hängt nicht oon ber
©rtoärmung ber Suft ab, noch toeniger hot fie natürlich irgenb ettoas mit bem
Verhältnis ju r ©onne ju tun, fonbern fie ift einjig allein eine ffolge ber ©nt-
fernung oon unferer Mutter ©rbe. ©er ©rbboben ift bie eigentliche SBärme-
quelle für bie Sttmofphäre unb fo toie bie ¡Jingerfpißen bes Menfchen am leid>-
teften frieren, ift es auch auf ber freien Vergesljöhe leichter ialt, als unten im
toohlig toarmen Tal. ©a bie Slbnahme ber Temperatur 00m ©rbboben abhängt,
ift es eine ©egenprobe ber Nid>tigteit biefer Slnficht, toenn bie Temperaturabnahme
in ber Sföhe nicht 311 allen Setten gleichmäßig groß ift. Unb
tatfächlich fehen toir, baß es im ©ejember auf ber 23ergesl;öhe r e l a t i 0 toeniger
talt ift, als im ©ommer. Namentlich gilt bies für ben fjrühfommer, ber
bie unglücElichfte Seit ber 93erge ift, ba fie ba einen großen Teil ihrer Märme
3ur ©chneefd^melje oertoenben müffen. ©elbftoerftänblich toirb bie Temperaturabnahme
auch baoon abhängen, ob toir uns an ber ©üb- ober Norbfeite bes
Verges befinben. 3m großen ganzen gilt bies auch für bie ©üb- unb Norb-
feite bes gefamten Sllpengebirges (9).
©iefe ettoas trocEenen ©rörterungen haben ihren ©influß auf bas ©elingen
unferer Tour, ©enn toir toiffen fcßon, toelcßer fjreunb bes Touriften bie Tem-
peraturerniebrigung ift unb roerben es gleich oerftehen, toas es bebeutet, toenn
ber ftlitnatologe ber Sllpen fagt: ,,©ie relatioe fjeuchtigteit, als ber ©rab ber
Sättigung ber Suft mit Mafferbampf ift in ber flöhe infolge ber tieferen
S r a n c ö , Qlfyen. 5