pon ©palten unb Klüften fiel) aud) in feen unterften Legionen fees ©letfehers f;in-
jieht, fo oerbanft man bas feen Stählungen non 33erunglüdten, feie, toie es fict)
einmal an einem Sd;toeiäer ©letfcljer ereignete, oben in eine ©isfpalte ftürjten
unb mit feiler § au t burd> bas ©letfchertor toieber an bas £ageslicf>t tarnen. (6S)
©ie Slbfdjmeljung eines ©letfd;ers muß man an einem feer Reiften Sommer-
tage gefeijert haben, ba es über allen firn e n raucht unb qualmt oon 28afferbampf,
ba auf ihm raufd;enb unb gurgelnb jahltofe Schmeljtoafferbäche fiel) ihren
2Beg bahnen, in jahtlofen 2Binfeungen ifen tief feurd;furchen, oon feen Nloränen
Steine mit fid> reifen, fie in tollem 2Birbel umfeerbreben unb fcf)leifen, bis fie
mit ihnen tiefe Strubellöcher, feie „© l e t f d> e r t ö p f e“, eingegraben haben,
feie fogar bann nid;t rillen, toenn fie am ©runbe fees ©ifes angelangt, auf harten
gelsboben ftoßen. @s legt bas befte geugnis ab oon feer Kraft feiefer 6 d>melj-
toäffer, baß aud; bann noch feie oon ilmen mitgeführten fjelsblöde tiefe Keffel
im ©erippe feer ©rfee ausl)öl;len. 2lm l l n t e r g r i n f e e l r o a l f e g l e t f c h e r
finbet man j. 23. fold;e ©letfd>ertöpfe an ben ©altoänben, bort too fchott längft
tein ©is mehr ift, als ficljeres 3 eid;en beffen, baß jener ©isftrom einft oiel be-
beutenber mar.
©ie Scbmeljtoäffer finb aud) feie eigentlichen lltfaci;en feer pracl)toollen
„© let fcf>er t i f^> toie man fie, allerfeings manchmal fef>r unanfefmlid),
auf faft allen ©isfeibern finbet. ®em 28efen nach f'ub fie nichts anberes, als
herabgetollerte gelfenblöde, unter benen ber ©letfeher nicht abgefchmoljen ift
unb feie phantaftifchfte unb geheimnisoollfte Naturform erflärt ficf> auch h*er
toieber aus ben einfachften ©efeßen.
©iefe Sdmtelätoäffer bilben jufammen ben ©letfd>erbacf> unb baraus er-
tlärt fi<h, baß alle feie fjlüffe unb Ströme in ben 2llpen, feie aus ben ©ismulben
gefpeift toerben, nicht nur eine bebeutenbe tägliche Schtoantung in ihrer 2Baffer-
fiihrung erfennen laffen, inbem fie in ben erften Nlorgenftunben am toaffer-
ärmften finb unb bis jurn Nachmittag f)od>toaffer erreichen, fonbern fogar
fcheinbar alle Naturgefeße umfehren, inbem fie an ben trodenften unb haißo'
ften Sommertagen bas meifte 2Baffer führen, im niefeerfd>lagrei<hen 28 int er
ober bei 28etterftürjen aber faft oerfiegen. So erClärt fi<h bas TBunberlicße, bafj
ber N f> 6 n e nicht roeit oon feinem 2lustritte aus bem ihn fpeifenben ©letfeher
im 28inter nur ben oierjigften Seil ber 28affermenge führt, feie fein Nett im
Sommer feurd>raufcht.
Unb aus ber 2lblation erflärt fich fd;ließüd; aud; noch bas leiste große ©e-
heimnis ber ©isfönigin: nämlich ber ftänbige 20echfel in ber ©röße ber ©letfeher.
28er im Saufe ber fjahre immer toieber in basfelbe 2llpental jurücHehrt,
toirb mit ©rftaunen finbeti, baß faft jebes 3 aßt bas Sanbfd;aftsbilb toechfelt.
©ie ©isjunge, feie fich fo brohenb oom 23erggel)änge in bas Sal horabiegt,
toeicht immer mehr juriid. Nur feiten erlebt man bas ©egenteil unb fieht ein
mächtiges No r f t o ß e n b e s © l e t f d> e r s , ber bann in feie Nafenbede,
oft in ben 2Balb eingreift unb fogar unter Xlmftänben feie 28ohnftätten ber
27tenfd;en bebroht bat. ©¡es gilt namentlich oon bem 2 3 e r n a g t f e r n e r
in ben Öß t a l e r -Nl p e n , ber getoöhnlich mit 17m ©efchtoinbigteit im 3 ahre
oorrüdt, im 3ahre 1899 Jebod> plößlid) um 280 m tiefer herabging.
®ie S?ßnig§fpi$e itt Ber Ortlergruppe (Sirol) mit Ben ©efeänge»
s®6-104 gleticfeern Be^ SuIBner ¡Jeroerß
Origtnalaufnaiimc öon 5j. © oD fc r, QHündhen
©ie ©rfcheimmgen ber Natur oolljiehen fid> jebo<h getoöhnlich auch hier
mit fo großartiger Sangfamleit, baß folche gälte ju ben Nusnahmen gehören
unb getoöhnlich bie ©rfahrung eines Nlenfchenlebens gar nicht jureicht, um
bas ganje Phänomen ju übcrbliden. 2Bir haben Nufjeicfmungen, bie uns
betoeifen, baß in bei 8 eit oom 3al;re 1815 bis 1818 fo jiemlid; alte Nlpenglet-
fcher oorgerüdt finb; oon 1822 bis 1825 finb fie toieber gurüdgegangen. ©ine
neue 'periobe ber 3unabme feßte im 3ahre 1848 ein, aber feßon oom 3ahre 1871
an 3'ogen fie fich toieber jurüd. ©egemoärtig finb faft alle ©letfeher im 3 urüd-
toeichen begriffen unb baßer rül;rt ber fläglicße Nnblid, beri bie meiften oon
ihnen getoäßren, ba man erft roeit, oft fogar ftunbenlang bureß bie Nloränen
unb bie Schutttoüfte toanbertt muß, bie fie juriidgelaffen haben.64)
©ie ©rfchéinung ber © l e t f eh e r f d; to a ri 1 u n g e n toar fo lange unbegreiflich,
fid) ihrer nicht bie Nleteorologie bemächtigte. ©. 2 3 r ü d n e r
hat nachgetoiefen, baß fich bas Klima ber Nlpen in Nerioben oon 35 bis 36 Saßren
©auer fonbern laffe, toobei allerfeings bie auf ber ganzen ©rbe auftretenben
Semperaturfd;toaniungen feßr gering finb unb einen halben ©rab ©elfius nicht
überfchreiten. Hm fo mehr bebeutenfeer finb jefeoeß bie Schtoanfungen ber Nieber-
fchläge, bie 25 bis 50 Nro<3* betragen, ©a bas Nlapimum ber lebten bebeutenben
Negenperiobe um bas 3 ahr 1880 fiel, ift ju erroarten, baß um bie 28enbe oon
1910 bis 1915 bie 3al)l ber oerregneten Sommer abnehmen müffe, toomit
jtoar bas Verhalten ber ©letfeher, leiber aber nicht bas bes Sommers 1912