Kantons SB a 11 i s einer ein Kretin ift. ©arnad; lebten im Kanton 3500 Kretins.
8 u berfelben Seit gäl;lte man im Sloftatal allein 2000 Kretins.“
3m italienifchen Sllpenanteil beträgt bie Suhl ber Kretinen überhaupt 6,6°/00
28,7°/00 in Spiemont unb in ber Sombarbei. ßm öfierreicfnfchen Sllpenanteil ift
nach ben Untersuchungen oon K l e b s unb SB a g n e r o o n 3 o u r e g g (79)
bie Kraniheit am meiften enbemifch in K ä r n t e n , © a l g b u r g unb © t e i e r -
m a r f. Sluffallenb feiten ift fie in ben füböftlichen Kaltalpen (namentlich tu
3 ft r i e n), unb aud; in © i r o l ift fie nicht fo oerbreitet toie ber 93olfsglaube
meint. 3 n ß t e i e r m a r l tommen 16,9 Kretins auf je 10 000 ©inwolmer,
in ©algburg aber 38,9.
3m reichsbeutfchen Sllpengebirge tritt bie Kraniheit gang gurüd unb hat nur
einen nennenswerten 93erbrcitungsbegirt, bort too in 93 a p e r n e o j ä n e
'91 u m m u l i t e n f a 11 e unb m i o g ä n e S 3 i t b u n g e n gutage treten (80).
©iefe merftoürbige geologifcf>e S3eftimmung oerrät gugleicf) bas Slierf-
toürbigfte, toas bie neuere fjorfchung über biefe fchauberhafte Kranfheit ermittelt
hat.
©cf>on feit längerem toufjte man aus © t e i e r m a r t , baß ber Kretinismus
bort überall auf Kalfboben jurüd'tritt, bagegen bas Urgebirge namentlich ¡n ber
8one gwifchen 300 unb 1000 m ©rhebung heimfucht. Slls man biefem 8 u -
f a m m e n h a n g ¿ t oi f c he n g e o l o g i f d ) e r 9 3 e f c h a f f e n h e i t u n b
K r a n f h e i t eingehenb nachforfcbte, ergaben fich folgenbe höd;ft eigenartige
93egief)ungen, bie hier nad; ben Sufammenftellungen oon Dr. 91 e o e s g in
feiner ©tubie über bie raffenpfpchiatrifchen ©rfafnungen toiebergegeben finb:
©iefe Kranfheit — heißt es bort — ift in ber ©dnoeij „an getoiffe geologifche
Formationen gebunben, f;auptfäd;lich an Sias, OTeermolaffe unb ©rias.
93ulfanif<her S3oben, 3 ura, Kreibe unb Kohle finb frei, ebenfo ©iluoium;
Sllluoium ift nur bort K r o p f g e g e n b , too fich aus Kropfgegenben ftam-
menbe angefchtoemmte ©dmttmaffen oorfinben. ©oef) too über Suta, toie
über bem 93 e r n e r 3 u r a , ein tertiäres 921eer epiftiert hotte, fommt Kropf
oor. 3nt fränfifdjen, fcptoäbifdjen, englifchen unb frangöfifd)en 3uta ift er nicht
oorhanben. ©ies fonnte f). 9 3 i r c h e r i m 2 l a r g a u auf bas genauefte betoeifen,
nachbem fchon früher S ü cf e unb 93 i r ch o to als ipoftulate bes Kretinismus
ein SKiasma unb eine entfpreeßenbe 93obenformation aufgeftellt hotten, ©a
bie ©chweig bas flaffifche Sanb bes Kretinismus ift unb gugleid) ihre ©eologie
auch in i>en ©etaits befannt toar, oermochte S). 93 i r ch e r fogar feine Ilnter-
fchiebe gu finben. ©o tommen auf ber ©riasformation bie meiften Folie oon
Kretinismus auf 92lufchelfalf oor, weniger auf buntem ©anbftein, noch weniger
auf Keuper. SBo bie 921eermoloffe abnimmt unb b i e © ü ^ w a f f e r m o l a f f e
gunimmt, wirb bie ©nbemie grabuell geringer. 3uca ift frei, aber wo auf
ihm ©ebimente ber 9U o l a f f e ober bes ©rias gu finben finb, ift auch
Kretinismus oorhanben.
©iefen fombinierten Hnterfudmngen entfprechenb geigte es fich nun, baff
bie ©nbemie oom SBeften bis gum 8«ntrum ber ©chweig gwifchen 3ura unb
2llpen gunimmt unb gegen ben Often abnimmt. 3n ber ©chweig ift nämlich
bie ©üßwaffetmolaffe im SBeften mächtig, nimmt gegen ben Oftranb wieber
rungen.
©iefe oon H* 93ir e h e r
nad) mühfeligen ©tubien
gefunbenen ©djlüffe ent-
fprechen fo fehr ben ©at-
fad>en, bafg in geologifch
nid)t ober wenig unterfuchten
©egenben bas 93orfommen
bes Kropfes gerabegu als
Seicht fretinöfe g r a u
geologifches Seitfoffil gelten
9lbB. 313 a u g 6 em c ß iiin 6 g t a i ( $ i t o i)
fann.“ ©urch biefe ©infichten
lief; fich olfo ber alte 93olfs-
glauben betätigen, wonach wenigftens ber Kropf oon bem ©rinfwaffer abhänge.
©er S u f omme n h o n g gwi fchen Kr opf unb K r e t i n i smu s feinerfeits ift
wieber fo ungweifelfjaft geworben, baff ber Kropf oon oielen Slrgten als leichtefter
Fall oon Kretinismus angefehen wirb, ©atfächlid) ift er ftets bamit oerfnüpft.
Kretinismus fommt niemals oor, ohne baff ihm biefe merfwürbige Skrgröjjerung
ber ©chilbbrüfe oorangeht. ©ie Kropfbilbung fd;eint eine Slrt Sd;ußoerfud)
bes Organismus gegen bie fretinifche ©egeneration gu fein, • fo wie wir auch
ein 9lnfd>wellen ber Spmphbrüfen bei ©uberfulöfen unb fonftigen Fufeftionen
bemerfen, was fdjon längft feine biologifcfje ©rflärung barin gefunben hot, baß
in biefen ©rüfen eingebrungene Kraniijeitserreger eingefangen unb gurüd-
gehatten werben, wobei bie ©rüfe, wie alle hefHs arbeitenben Organe, fich
oergröfjert. Sluf biefen Sufommenhong weifen nämlich bie 93erfuche hin, baf;
man nad) operatioer oollftänbiger ©ntfernung oon Kröpfen bgw. ber ©chilbbrüfe
fretinähnlid)e Suftänbe hot auftreten fehen.
Original
ab. ©elbft bie Slusnahmen
(g.93.Kropf im 3 u r a wegen
einftmaligen itberftrömens
burch ein tertiäres Slteer) be-
ftätigen bie oon § . 93 ir eher
aufgeftellt«? Siegel: K r o p f
fommt nur auf marinen 9lb-
lagerungen oor, unb gwar
auf ben marinen ©ebimenten
bes Spaläogoifum, ber ©rias
unb ber ©ertiärgeit. Kropffrei
finb bie ©ruptiogebilbe
(©ranit, ©neis, 93afalt), bas
friftaltinifche ©eftein bes
ard>aifd)en Feitalters, bie
maffioen ©ebimente bes
3ura unb ber Kreibe, bes
quaternären SHeeres unb
fämtlicher ©üfjwafferablage