©as ift 6er „t o t e 22t a n n“ bes Silplers; ein turiofer Kaug, in feiner gangen
Stumpfheit unb Hnbeweglid)feit ein broltiges Ster, bas bie rieten grufetigen
3Kärd>en, bie mm atters her an ¡Im gefnüpft werben, nicht perbient, wenngleich
es auch abfotut nicht harmlos ift unb in feinen ©rüfen bas auffallenb nad;
22tofd)us riechenbe S a m a n b a t r i n enthält, ein 2lltaloib, bas merftoürbige
SButfpmptome heroorruft: teud>enbe Sltmung, Sltemnot, Krämpfe, bie ben
gangen Körper befallen, fchließlid) eine Sälnrtung unb rollftänbige @rfd>öpfung,
bie nod) baburch fchredlicher wirb, baß bei einmal eingetretenen 93ergiftungs-
fpmptomen niemals ©enefung eintritt, alfo ber ©ob unausbleiblich ift. ©iefe
(Erfahrungen mögen wot>l gu folcl) fonbetbaren ©chüberungen Slnlaß gegeben
haben, toie fie fich im alten sp l i n i u s finben, wo es haifit, bas gräßüd;fte
oon allen Sieren fei ber © a l a m a n b e r. ,,©ie anberen beiden bo«4> wenig-
ftens nur eingelne unb töten nicht niete auf einmal; ber ©alamanber aber tann
gange 93ölter morben, ohne baß man merft, woher bas Unheil iommt. Kriecht
er an einem 23aum, fo toerben alle Früchte baran oergiftet, unb toer baoon
ißt, ber ftirbt unter groftfchauern, als hätte er Schierling genoffen. ©in SBaffer,
in bem ein ©alamanber geftorben ift, roirft töblich; berührt fein ©eifer irgenb-
einen Seil bes Körpers, fo fallen alle ifaare a u s . . . "
Satfad;e ift, baß nicht nur ber J e u c r - , fonbern auch ber f cf> to a r g e
S l l p e n f a l a m a n b e r (Salamandra atra) in feinem ffautbrüferifefret ein
Krampfgift oon immerhin fold>er SBirfung hat, baß, toie ‘■profeffor S a f d; e n -
b e r g (28) mitteilt, ein in einem Slquarium ertruntener Jeuerfalamanber
baburch 45 5ifd)e tötete. Silan taffe alfo bie „toten Silänner“ ruhig auf ihrem
Reifen fitgen unb oermeibe es, fie in bie fjanb gu nehmen.
8 um ©lüd für ihn hält fich ber SK o h r e n f a l a m a n b e r ohnebies
faft ben gangen Sag in feinen unterirbifchen ©ängen auf, an bie er fo angepaßt
ift, baß ihm gu lange bauernber ©onnenfchein fogar gefährlich toirb. grei-
toülig r>erläßt er feine £jöi>le nur bei großer Suftfeucßtigteit; er gilt baher bem
erfahrenen Souriften als untrüglicher SBetterprophet. Sllterbings ift es mit
feiner ‘prophegeiüngstunft getoöhnlich aud) nur fotoeit her, bafg ber ihr 23er-
trauenbe fchon bis auf bie ffaut burcßnäßt ift, toenn bie ©alamanber erfcheinen.
©iefe mertoürbig phlegmatifchen unb unbeweglichen Siere, bie man in
ben gangen Sllpen toohl nirgenbs unter 600 m finöet, bie aber auch nicht höher
als 2600 m fteigen, leben unbegreiflid>erweife oom ©pinnen- unb ffnfetten-
fang, bem fie natürlich nur bes Stachts nachgehen. 93ei ihrer großen Seelenruhe
tann fich &iefe 3 aSÖ roohl nicht gut anbers abfpielen, als baff ber SJlolch
ruhig wartet, bis ihm bie 93eute in ben Stachen läuft, benn nichts in ber SBelt
tann ihn bewegen, aud) nur einmal fid> flint umgubrehen. Sem fyabeii biefe
Siere wohl auch 'hren Siroler 93olfsnamen Sattermann gu oerbanten. ©iefer
mertwürbigen ©rftarrung gufolge müffen fie gewiß oft hungern, ertragen aber
ben Slahrungsmangel monatelang ebenfogut wie bie gemeine K r ö t e , bie
im ©ebirge betanntlich im feuchten Süoos noch hoch über ber 93aumgrenge
lebt unb oft nicht weniger buntel gefärbt ift wie ber SJlohrenfalamanber, beffen
©efchlecht fd)on baburch im Slusfterben begriffen ift, baff er nie mehr als gwei
ffunge auf einmal auf bie SBelt bringt.
Stad; 21. 93 r e 1; m hat er eine fehr eigentümliche fjortpflangung, bie ber
genannte fjorfcßer im folgenben b e tr e ib t: „Obgleich bie ©ierftöde bes SBeibcßens
ebenfo groß unb gehaltreich finb, auch oiele ©ier auf einmal in bie ©iergänge
gelangen, wie beim geuerfalamanber, fo bilbet fich bod> in jebem ©iergänge
nur eines aus, unb ber Keim entwictelt fich auf Koften ber übrigen ©ier, bie
in eine gemeinfchaftliche ©ottermaffe gufammenfließen, welche ben Keim
einfd>ließt, bis er bie ©ihülle fprengt unb fich frei in berfelben bewegen tann.
gwangig unb mehr ©ier in jebem ©iergang bleiben alfo unbefruchtet unb bieten
als gleichförmige gähftüffige SBaffe bem Keime Stahrung. g u r Seit ber ©eburt
ift ber 93orrat jener Sit affe rein aufgegehrt.
©er eingelne Keim enthält hier nicht bloß feine oöllige Slusbübung, fonbern
wächft auch anfehnlich hcran» füllt bas hintere ©nbe bes ©ierganges gang aus,
liegt mit an ben Seib gebogenem, oft gweimal getrümmtem Schwange, bewegt
fich frei unb lebhaft, wenbet fich oft gang um unb wirb balb mit bem Kopfe,
balb mit bem Schwange ooran geboren, ©eine Kiemen oerfchwinben fchon
oor ber ©eburt unb geigen frd> an ben Steugeborenen nur in ©eftalt tleiner
©tümpfchen ober Knötchen, fo baß man alfo, wenn man ben Quappenguftanb
fehen will, ben Keim im £eibe ber Süutter felbft unterfuchen m u |. 3 u biefem
93ehufe tötet man bie SHutter in SBeingeift, ber auf bie gungeri fo wenig ein-
wirit, baß fie außer bem Seibe ber SItutter noch fortleben, fogar mehrere SBochen
nod; am Seben bleiben, ©iefe wunberbare Sebensfähigteit beweift, bafg biefen
gungen bas SBaffer entbehrlich ift. Unb in ber S a t feist bie Sttutter ihre Keime
felbft in ber ©efangenfd;aft, wenn man ihr reichlich SBaffer barbietet, auf bas
Srodene. ©er SRol;renfalamanber lehrt uns alfo eine abfonberlid>e 5ort-
pflangung iennen, welche in ber gangen Orbnung nicht wieber bemerit wirb.“
SBer eines oon biefen mertwürbigen, ped)fcf)warg getleibeten ©efcßöpfen
eine geit hinburch im Serrarium beobachten will, tann es mit SKehl", Stegen-
würmern, auch Küchenfchaben unb fjnfetten leid;t ernähren, er muß nur Sorge
tragen, feinem ^Pfleglinge genügenb ©chlupfwintel gu bieten, ffm übrigen
wirb er bie ©rfaßrung machen, bafj bie 2Koi>renfalamanber Kannibalen finb,
bie unbebenflich tleinere ©pemplare ber eigenen Slrt aufgehren. SBer jeboch
aus irgenbeiner llrfache fich oon ben unheimlichen Sierchen rafch befreien will,
ber braucht fie nur mit ©alg gu beftreuen; unertlärlicherweife werben fie auf
bas rafchefte baburch getötet.
S o bieten biefe mißachteten Sllpiniften nicht nur bem Staturfreunb, fonbern
auch noch bem Slaturforfcher genug Stätfelfragen unb oerlocten, fich mit ihrem
©efchlechte boch eingehenber gu befaffen, als man es bisher getan hflt* ©in
reigenber 93ertreter ihrer ©ippe, ber bis gu 3000 m bie 93erge mit £eid)tigteit
befteigt, ift wohl ben wenigften ber Souriften befannt. ffd; meine hiebei bie
©e r g e i b e c h f e (Zootoca pyrrhogastra), auch Lacerta vivipara genannt,
ein ©ier oon ber bewunberungswürbigften £eberisgäl;igteit, bas fogar ohne
Slnftanb über ben Schnee unb über ©letfcßer triecht, allerbings am liebften
an ber SBalbgrenge unb in ben ©teintaren lebt, wo es auf Käfer unb fliegen
eifrigft unb überaus flint gagb macht, hierbei tann man an ihm bie ©igen-
tümlid;teit bemerten, baß es, wenn es felbft oerfolgt wirb, rafch in ben nächften