gj55. 414 Qtlttlroler ©affe. QîîotiC auê ^ laufen S iro t
Original
foeben gitiertcn 2ltt ermähnte Qat)! oon 600 ©ericf;teten ift ccfd^recEItd^; mir
befiifen aber aud> anbere 2lnhaltspun£te, bie noch gu meit höheren 3af>len
führen. So, menn mir oernehmen, baff im 3ai>re 1585 fo eiet 93olt aus bem
©<hroeiger Sanbe unb bem 9 3 r e g e n g e r 9B a l b aus religiös freiheitlichen
©rünben ausmanberte, baß man an etlichen Orten bie ©tabttore gufperren
mußte, ba man bie Seute nicht alte aufnehmen tonnte. Ober toenn Jerbinartb I.
am 28. ©eptember 1539 fdmeibt, er habe oernommen, baß [ich eine grofje
2lngaf>l toiebertäuferifcher ^3erforten „fo fich in etlich hunbert erftreden“ fid>
in bas ©tift 93 r i p e n gemenbet habe, ©inmal erfahren mir, bafj fich einem
eingigen Ort, gu & o r t f d; allein 50 SBiebertäufer fanben; oon bem bereits
genannten, “-prebiger S) a n s 9Kän b l fagen bie Sitten, er habe nach feiner
Slngabe allein 400 SRenfchen getauft.
2lm 12. Booember 1560 melbet bie Regierung an bie ipfleger „an uns ift
gelangt, mie turg oerfchienen bis in bie 1000 SBiebertäufer in bem ©erichte
©d p l a n b e r s oerfammelt unb allba oiele in bie oerführerifche ©ette gebracht,
bie auch m*b SBeib unb Kinb unb mit großer 23arfcf;aft meggefüf>rt. ©s maren
Qtuê einfameit S iroter Sötern
Q166. 416 QHotib auê Bem 6ee6acijtal mit Ber ©oc&atmipifee
Original Oon ©.SR a O e r , 2Sien
jebod) nicht bloff einzelne Orte unb abgelegene Säler, in benen fich bie neue
Sehre ausbreitete, fonbern bie Sitten geigen uns bas gefamte Sanb Sirol unb
feine Bachbarlänber in hellem 93ranb. ©s mirb getlagt, baff fich ffunberte unb
Slberhunberte oon ©aufgefinnten unter ber ®nappfd>aft oon © d> m a g be-
fänben, bie an fich iuimer gut fogialen Beoolution geneigt, nach anfänglichem
Reichtum feit bem Bücfgang ber ©rjausbeutung in unfäglithem gammer
bahinlebte. 9Sir erfahren oon 93erfolgungen i n S a n b e c t , S f a u f e r s unb
im © t u b a i , roo oiele '■perfonen aus bem Sanb jogen, aus K l a u f e n
unb © t e i n a ch, aus 23r une c t im 5p u f t e r t a l , bas gang befonbers
oon bem ©eift bes Slufruhrs ergriffen gu fein fehlen. 93iele 9ßiebertäufer maren
im 93 i n t f ch g a u ; ein f)auptfiif mar bas 93 i l n ö ff t a l , namentlich
©u f i b a u n . 93 r i p e n unb © t e r g i n g maren #od)fihe, irt B a t t e n b
e r g mütete bie graufamfte 93erfolgung, in ß i i; b ü h e l mürben oiele im1"
gerichtet unb auch aus bem melfchen ©irol tlagten bie Spriefter, baff fi<h bie
©ette immer mehr ausbreite, ©s ift alfo bas Urteil mohlbegrünbet, menn man
annimmt, baff gmifchen 1525 unb 1630 in Sirol oiele ©aufenbe, jebenfalls ein
gang erheblicher 93ru<hteil ber gefamten 93eoölterung nach Befotmen ftrebte,
feine freiheitliche ©efinnung auch eis Blärtprer begeugte, fo baff fich aus ©irol
unb ben angrengenben Sänbern ein fjodhiif bes ‘•proteftantismus unb ein
©egenftüd gur ©hmeig entmicfelt hätte, menn bie ©egenreformation hier eben
nicht mit größerem ©ifer unb mehr Büdfichtslofigteit betrieben morben märe