hinausgebauten ©tangengerüfte, beten ©erbinbungsbrüde mit bem Sanbe
rafd) abgetragen mar.
933er nacf> anfd)aulid)iter ©elefnung über bie untergegangene Kultur ber
Pfat>lbaugeiten fud;t, bem bieten fid) brei S tätten an, bie fid> gemeinfam er-
gängenb ein überaus malerifcf>es unb farbenprächtiges ©ilb einer ber roman-
tifcf>ften ©pochen ber 9Henfchheitsgefchichte entwerfen.
©ie roiffenfchaftlichfte baoon befinbet fid) gu K o n ft a n g , ber uralten
;©tabt am ©obenfee unb fie ift als 9t o s g a r t e n m u f e u m weit unb
breit berühmt, ©ie gweite berartige Hehrftätte fmt bas 92lufeum für
¡92teifterwerte ber ©aturwiffenfchaften unb Sechnit in 921 ü n d> e n errichtet.
Unb bie britte ift nichts anberes als ein Pfahlbaubotf felbft, gum minbeften
ein oolllommenes §aus, allerbings lein lebenbes in ©ebrauch genommenes,
fonbern ein lünfttiches fjoffil, bas man aus Siebe gur 9Utertumslunbe am
9111 e r f e e errichtete, unb gewiffermafgen als 92lufeum ber Pfat)tbau-
wiffenf<haft einrichtete.
| ©af; es eine fold>e gibt, begeugt bie Konftanger ©ammlung gur ©enüge.
©ie tarn guftanbe aus ben gahllefen gmnben am unb um ben ©obenf e e , ber
allein mit feinen Verlängerungen 51 Pfat)Ibauöörfer beherbergte; namentlich
eines, bas oon 9t obenhauf en, enthält noch immer an imnberttaufenb Pfähle,
ernährte alfo ficherlid) eine toahre ©tabt. ©iefe ift übrigens teinesroegs
oereingelt, auch bie im 9 t e u e n b u r g e r © e e aufgebedten Pfahlbauten
boten 9taum für etwa 5000 ©ewohner unb ber Pfahlbau oon 93t o r g e s
ift etwa 400 m lang, 100 m breit, alfo auch l>t>m Umfang einer mittleren
9teichsftabt.
©as lehrreid>fte biefer ©chauobjelte fcheint mir jeboch bie Pfahlbauhütte
bes beutfchen 93tufeums gu fein, benn man tann in fie eintreten unb fiej>t oon ihr
weit hinaus auf b e n©t a r n b e r g e r ©ee mit ber Fgugfpitge im §intergrunbe,
auf ben langen ©teg, ber hinaus führt gu ben anberen,Jü tte n bes ©orfes,
was alles täufdjenb bargeftellt ift auf bem lünftlerifchen panorama, bas in
oollenbet gefd>madooller 933eife bie innere Einrichtung ber fjütte abfd>liefgt.
2Bir treten ein unb wenigftens ber Kenner ber 9llpen finbet fid) in einer
gang oertrautenUmgebung. 9tid)t anbers mutet ihn biefe SBoimftätte feiner
©erfahren oon fünf unb gehn gahrtauferiben an, wie bie nächftbefte 9llmhütte.
9lus gut behauenen ©allen finb bie 9Bänbe gefügt, bas gange ijaus ftellt eine
wohnliche ©lodhütte bar, beren ©oben aus feftgeftampftem £ef)m bereitet
unb beren geuerplaig nid>t weniger behaglich erfd>eint, als auf irgenb einer ber
3 agbl)ütten im Hochgebirge, jjreilid) waren bie Häufer bes pfai>lbaumenfd>en
nicht immer fo lomfortabel. ©ies beutet auch bie 9tüdwanb unferes 93tobetles
an, bie aus grobem 9teifiggefled>t befteht, beffen fjugen mit £ef)m belleibet
waren, ©ie ©ebadmng befteht aus ©troh ober ©cf)ilf, was fich heute in ben 9llpen
auch luurn mehr finbet. ©och ift auch bies nichts urwettüches; in Ungarn
auf ber Siefebene, wo man ©teine mit ©otb aufwiegen müßte, errichtet ber
©auer feine Häuf er ebenfalls aus geflochtenem 9leifig, bas mit Set)m beworfen
wirb unb ber nahe ©umpf liefert ihm bas 9tohrbad> bagu. ©eshalb ereignet es
fich in Ungarn noch immer, ba% bei einer ber häufigen Uberfchwemmungen
93erlan6eter ©ee, an Beffen ©runBe ffcb ffSfafflbauten beffnBen
291 Qltotib bom Sorffticf) bei Seutftetten (®ap e rn )
Original
gange ©örfer oon ben flu te n umgeriffen werben; fie löfen fich einfach im 2öaffer
auf. ©em fernen SBeften erfcheint bas als ungeheuerliche Kataftrophe, was
für ben gleichmütigen 92tabjaren nur etwas oermehrte 9lrbeit bebeutet, beim
SBeibengweige, ©chlamm unb Schilf hat er gur Errichtung neuer 28ohnftätten
jebergeit gur Hanb.
©in wohlhabenber Pfahlbauer hatte alfo ein behaglicheres Heini als oiete
feiner 2lad)tommen nach Sahrgefmtaufenben. gn manchen berartigen Hütten
gab es wahre ©äle oon 7 m im ©eoiert, beren ©oben mit ©ielen belegt war.
2luf einem ©teinpflafter in ber ©de glimmt bas Herbfeuer, über bem ein
brongener Keffel an einer Kette hängt, ebenfalls nicht wefentlid) anbers wie
noch jetgt in manchen ©auernhäufern oerlaffener 9llpentäler. ©s gibt Pfahl"
bauhäufer, welche gwei folcher 20ohn£üd)en umfaffen, bie miteinanber burch
eine Sure oerbunben finb; gewöhnlich begnügte fich jeboch eine gange jjamilie
mit einem eingigen berartigen 91aum. ©ine unweit oon © c h u f f e n r i e b
in Oberfchwaben ausgegrabene Hütte aus ber ©teingeit ift g. ©. 10 m lang,
7 m breit unb enthielt gwei Ttäume, oon benen nur ber eine als Küd)e biente,
ber anbere aber offenbar einen Schlaf- ober ©mpfangsraum oorftellte.
3n ber 922itte ber Stube führt eine gang Heine fjalltüre gum SBaffer hinab,
beren ©eftimmung fid) leicht oermuten läßt. 9ln ben 933änben finb gelle ausgebreitet,
benn ber Pfaf>lbaUer war nicht nur ein grofger Säger oor bem Herrn,
fonbern auch ein gefcfndter Siergüd>ter. @r hielt fich Kühe, Schweine, auch