noch befonbers 5U beachten ift, baß bie in ben 33ergfeen gefangenen SBacßforellen
burd; ihr toeid;eres g=Icifcf> weniger oerwertbar finb, als bie fcßroieriger gu
fangenben 23achbewoßner, bie mit Steh unb Singel nur mühfam erbeutet werben.
®s ift eine Slusnaßme, wenn im S u g e r ©e e , wie angegeben wirb, ein
tüchtiger gifcßer täglich an 400 bis 600 STotforellen fängt, wobei allerbings auch
gu bebenten ift, baf; bies nur für ben STooember unb ©egember gilt unb äuget
biefer Seit bort niemals eine Stotforelle gefehen wirb, ©agu tommt, baf; bie
Forellen felbft ihren eigenen £aid> unb ihre S3rut oergehren, baß bie g i f cf> -
o t t e r n , bie S) e <ß t e unb fogar bie ber 23rut nachftellenben ©nten einen
großen ©eil bes Slacßwucßfes oertilgen, unb baß bie Forellen infolge ber unoer-
antwortlichen STacßftellungen überall ftarf abgenommen haben. @s ift hierbei
mand;es auf Kofien ber in ben Sllpen oon jeher mächtigen 23ifßöfe unb Klöfter
gu feßen, beren häufige Saften S3erorbnungen geitigten, wie etwa bie bes
23ifd;ofs oon © ß u r , bem bie 0=ifcf)er feines ©prengels jeben greitag 500
fpannenlange Sorelien gu liefern hatten, wobei bie gifcßer oon © i l o a p l a n a
unb © i l s noch bas befonbere cprioileg traf, jährlich 4500 gorellen außerbem
gu liefern.
3m allgemeinen tritt baßer bie gorelle ber Sllpen bereits langfam gegen
bie übrigen europäifcßen ©ebirge gutüd, in beren ©ewäffern fie überall oom
äußerften N o r w e g e n bis gur ©ürtei lebt, ba, wie bie neueren gücßtungs-
»erfucße geigten, ißr Kares bewegtes SBaffer genügt, unb fie leinesfalls, wie
früher angenommen würbe, ber alpinen Quellbäche bebarf. Slllerbings fühlt
fie ficß in bem iriftallKaren SBaffer ber alpinen ©een unb ©turgbäcße außergewöhnlich
woßl unb fteigt in ißnen fogar bis gu 2400 m ijöße hinauf. §ier
ift jebocß ihrer 33erbreitung eine ©renge gegogen, benn g. 23. im ©ee bes großen
© t. 2 3 e r n h a r b geheißen weber Sorelien nocß fonftige gifcße. ©ies fann
ficßer nicßt mit ißter Siaßrung gufammenßängen, ba bas ^lantton, bas fie in
SRaffen oergeßren, wie wir bereits wiffen, in jenen nocß gang gut geheißt. Slußer
biefen Keinften fiebewefen lebt bie S t e l l e oon SRüdenlaroen, SBürmern,
Sifcßbrut, ©cßneden, gröfcßen, Krebfen, anberen Keinen gifcßen, unb fogar,
wenn fie fie erlangt, oon jungen ©pißmäufen. SRartcßes an biefen Slngaben
wirb nocß gu unterfucßen fein, wie benn überhaupt ißre Sebensweife bem
Slaturbeobacßter oiele Slufgaben ftellt. Ilm oon ben umgeßenben Srgäßlungen
nur einige gu erwähnen, ift es nocß unbeiannt, warum bie Setellen mit fold;er
Singftlicßfeit bas ©letfcßerwaffer oermeiben. ©obalb im SBieberießren ber
wärmeren Saßresgeit bas ©cßmelgwaffer bie 23äcße trübt, wanbern bie Setellen
eilig oon ben 23äcßen, wenn es geht, in bie großen Seen, beren Kares SBaffer
ficß um biefe Seit nur wenig änbert. Slnbererfeits gießen fie ficß wieber mit 23or-
liebe oon ben ©een in bie fließenben ©ewäffer, wesßalb es allgemeine Slnficßt
ift, in einem rafcß baßinfcßießenben Karen 23äcßlein ein gorellenwaffer gu
oermuten. SRöglicßerweife berußt biefe S3orliebe für bas Kare SBaffer auf beffen
©auerftoffreicßtum, ber ben gifcß iicßtlicß beeinflußt, ba ficß g. 23. fein weißes
Sleifcß feßr balb rötlich färbt, wenn er in fteßenbes SBaffer gerät.
©ehr angießenö ift es aucß, bie Sebensweife biefes fd)eueften aller ein-
ßeimifcßen Slftße gu beobachten. SRan ergößt fid) an feinen gewanbten unb
überaus eleganten 23ewegungen, unb feine übermäßige 23orficßt bereitet oiel
©paß — wenn man nicßt eben gifcßer ift. Slur gu einer Seit finb bie Sifcße
gerabegu bumm unb fo wenig ißrer ©inne mäcßtig, baß man fie bann fogar
mit bloßen ijänben fangen fann. ©ies gilt für ben STooember bis etwa SBeiß-
nacßten. ©ie laicßen um biefe "Seit unb fucßen bann mit befonberer 23orliebe
bie 23äcße auf, an beren ©runbe fie im ©anb Söcßer aufwüßlen. ©ort finbet
man bann aud) ißre orangeroten ©iermaffen, aus benen ficß etwa nach fecßs
SBocßen bie anfangs »olltommen bewegungslofen gungen entwideln. STacß-
bem biefe ben ißnen anßängenben ©otterfad aufgefaugt haben, oergeßren fie
bie wingigen '•pianitontiere, wecßfeln aber beinahe oon SBocße gu SBocße ißren
©peifegettel, oergreifen ficß balb an tleinen SBürmern, an gnfettenlaroen,
beweifen fcßon nacß etwa acßt SBocßen baß fie waßre Staubfifcße finb, ba fie
um biefe Seit gifcßbrut auffucßen, um fie gu oergeßren. Slacß brei SRonaten
finb fie »otlftänbig erwacßfen, tragen jebocß bann nocß ein SugenbKeib, bas
man ßauptfäcßlich an feinen braunen Querbinben ertennt.
©s liegt oiel S3oefie in bem befcßwerlicßen unb müßfamen ©efcßäft, biefe
fcßeuen unb liftigen ©iete gu fangen, unb es ßat gar mancße eigentümliche
23olfsfitte gegeitigt, einen befonberen Sßpus bes gorellenfifcßers gefcßaffen,
ber „fcßweigfam wie feine 23eute unb Hißt wie ißr ©lement" einen SRenfcßen
oon feinfter 23eobacßtungsgabe barftellt, ein Original, wie bie alten Säger
ber ijalboergangenßeit, bie SBurgelgräber, Kräuterfammler ober bie Kriftall-
fcßürfer unb fonftigen merhoürbigen SRenfcßen, bie nur meßr in ber einfamen
SBelt ber Sllpen nocß gäß ißre ©afeinsberecßtigung waßren fönnen in ber allgemeinen
23erflacßung unb Uniformierung unferer Seit.
Slber fcßon längft ßat aucß für bie gorellenfifcßer bie groölfte ©tunbe ge-
fcßlagen; fcßon ßeute loßnt es ficß meßr, gorellen gu gücßten als gu fangen.
SRit feinem anberen gifcße ßat man günftigere ©rfaßrungen gemacßt bei ber
burcß ben SRenfcßen felbft bewirften 23efrucßtung unb Stusbrütung ber ©ier,
unb fo gibt es benn bereits allenthalben, wo nocß ein reiner 23acß mit fiefigem
©runb unb ftarier ©trömung fließt, gorellenteicße, in benen bie gifcße gerabegu
nacß ben «pringipien ber ©roßinbuftrie wie eine gammelßerbe gegücßtet, mit
cpferbefleifcß gefüttert, unb fordert werben. Itnb gu guter Seßt ßat ber nirgenbs
raftenbe Kapitalismus ausgefpäßt, baß bie norbamerifanifcße ST e g e n -
b o g e n f o r e l l e oiel „rentabler" fei, weil fie bie beutfcße 23acßforelle an
SBacßstum unb S3ermeßrung, an Sebensiraft unb Slusbauer bebeutenb übertrifft.
ünb feitbem oerbrängt ber Sluslänber, wenn aucß nocß langfam, aber
gewiß ben munteren 23ewoßner unferer, ©ebirgsbäcße, unb balb wirb bie gange
cpoefie, bie ficß an ißn unb feinen gang fnüpft, aucß nur meßr ber 23ergangenßeit
angeßören, wie fo oieles, mancße behaupten, bas STeigoollfte an ber ©cßönßeit
ber Sllpen.