II. S e r QSergtoali)
Qv 2Bol)l (ein ©hema ift in Literatur unb Blaliunft fo bis ¿um Ilberbruß bemäntelt
worben, wie ber Bergwalb. Es ift ein i)eciömmlicf)es JBifcbee entftanben,
gemifcht aus „Blaienbuft unb 28albesgrün“, „Bogelgefang unb Blurnen-
¿auber“, „heilige ©ämmemng" unb „anbäd;tigen ©efühlen"; ein in gelectter
S a n ie r ¿urechtgepinfeltes Bilb, auf bem ein recht „fcfmeibiger Sagersbua"
ober als Erfaß aud) ein bämlid>er Bef)bocf unter fürtfl)unbertjäf)rigen Sannen
ftef)t unb bie 2lusfid)t genießt, bie aus einem 8 tpifci>enbing oon Montblanc unb
Himalaja bei oiolettpurpurner Effe£tbeleucf)tung beftef>t.
©er baburd; begeifterte Blpenroanberer füf>lt baßer eine gemiffe Ent-
täufcfmng, wenn er oon ber Salftation in ben erften brei ©tunben, burd) ben
oielgerühmten Bergwalb wanbernb, teine anberen beftimmenben Einbrücfe
erhält, als ben eines unbefd;reiblid) holperigen unb [teilen 2Beges unb fefjr ge-
fittet ausfehenber, fid) etoig gleidibleibenber Richten, toie er fie in feiner §eimat
aud) tennt. Sroß allebem möchte ich es wagen, bem Bergwalb bod> noch eine
Betrachtung ¿u wibmen, in Erinnerung an bas 28ort Rlauberts: wenn man
einen ©egenftanb nur recht liebt unb [ich innig barein oerfentt, tann man
auch • i>em SlUtäglicbften unb burdjaus ©ewofmten noch eine neue ©eite ab-
getoinnen.
28enn man mit offenen Bugen oom Sal hinanfteigt, begegnet man im 28alb
einer Blenge Rragen, auf bie noch iein Bud; antroortete. 28of>l finbet man .es
im oolfstümlichen Schrifttum ber Batur überall auseinanbergefeßt, baß in ber
28 a l b b t l b u n g unb 28 a l b o e r t e i l u n g eine ganj beftimmte ©efeß-
mäßtgfeit walte, toortad; im Sal unb bis ¿u einer getoiffen £>öf)e Saubbätime,
bariiber bann Babelbäume gebeihen; hierauf folge eine ftampfregion, ¿um
- lug eine Sone ber Krüppelbüfcfje unb fd)üeßltd) höre mit einjelnen 28 e t -
t e r b ä u m e n bie 28albregion auf unb überlaffe ben 23oben ben Blatten unb
Blpenblumen. Bl an ift gefpannt, biefe Beobad;tungen felbft ¿u beftätigen unb
finbet bie 28irflid)teit boch ettoas anbers geftaltet. Buf ben alten Bübern,
b B. im „Seuerbant“ * ober in ben B l p e n l a n b f c h a f t e n bes
B 11 b o r f e r , ebenfo in ber großen alpinen £anbfcf)aft bes S e o n a r b o
ba B i n c i , in benen bes älteren Br u e g j >e l - u n b bes B r i l , fotoie
bes E o e r b i n g e n finbet man überall bie ungeheuer phantaftifchen unb
¿artigen Relfenberge bis hinauf ¿ur Ewigfcfmeegre^e mit ben fchönften £aub-
baumen befeßt, bie großenteils toie fd>öne fugelige Bpfelbäume anmuten.
Es gibt fogar toelche unter biefen Blpenmalern, bie toie B o e l a n b B o g [> -
m a n eine richtige ©¿enerie hochalpiner Berge im B l g ä u bis hinauf mit
Bappeln bepflan¿en, unb fogar ber fonft fo getoiffenhafte Bl e r i a n bichtet ¿. B.
m feiner „©c hwe i ¿ e r £ o p o gr a p h i e“; bem ©l ä r ni f c f ) bis bort
hinauf, too in 2Birflichteit feine erften ©chneefelber beginnen, in allen Reifen-
Hüften herrliche 28älber an, bie aus einem ©etnifd) oon Bappeln unb Eichen
¿u beftehen fcheinen.
©iefe alten Zünftler oerfielen in benfelben Reßlet, ber auch ben meiften
Baturbefchreibungen anhaftet, fie oerallgemeinern ein einmaliges Erlebnis,
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oibb. 133 QKatij- Qlterian, Qiniicfjt t>on ©iaruä mit bem ©lätnifcfj (©djtoeis)
fie fchematifieren bie Batur. ©ie aber ift inbioibuell, unb forbert an jebem
Buntt anbere Ertlärungen.
Saubbätime gibt es in ben Blpen oon Batur aus nur bort, too bie Bege-
tation8¿eit im Rat>re ettoa oier Blonate überfcf)reitet. Bn allen übrigen ©teilen,
hanble es fid> nun um bie Salfoßle ober ben Bergeshang, gewinnen ftets bie
Babelbäume bas Übergetoid;t aus einer höchft einfachen Hrfad;e. ©ie Bud>e
ober Erle, als bie ¿toei oerbreiteteften Saubbäume bes Blpengebietes, bebürfen
¿iemlich lange Seit, bis fie im Senj ihr £aub aüsbilben. ©ie Blattfnofpen ber
Bu c h e muten ¿war bereits Enbe B lä ^ fo an, als fei ihr Bufbredjen mit jebem
Sage ¿u gewärtigen, in 28ir£lid>£eit bauert es aber auch unter ben günftigften
Xlmftänben boch immer bis Blai, beoor [ich ber Buchenwalb mit neuem ©rün
fchmüctt. ©er Baum oerliert oier bis fed)s 28ochen ber beften [ ^ [ ^ ¿ e i t bamit,
baß er feine Blätter jebes Rat>r neu bilbet. ©as bebeutet einen argen Berluft
für B fla ^ e n , benen im g a ^ e n Ral)r für ißre Blattätigieit nur ¿wölf bis íech¿ehn
2Bochen ¿ur Berfügung ftef)en. ©er Babelbaum hat baburch einen mächtigen