bewohner am groft fterbcn. gm fßrühjahr erwachen fie, fobalb ber Schnee oon
ber Alp weicht, legen gellen an, fammeln Zonig unb legen ©ier, alles mit wunber-
barer ©dmelligfeit in fü n fte r Seit, ghre 2Baben finb unregelmäßig, weißlichgelb
unb ftehen ohne Orbnung; oft enthalten fie Saroen, oft Vlumenftaub ober
Zalbwachs unb ¡Puppenfpeife. ©er Zonig liegt in eigenen «einen, bicfwanbigen,
walzenförmigen 23ed;erchen ber oberen fflaben unb ift nid>t feiten fehr giftig,
oon ©ifenfmten, Aanunfeln unb ©ermern gefammelt. Zirtenbuben, beeren-
¡udjenbe Kinber unb 2Bilbheuer haben fdwn oft ben flüd>tigen ©enuß biefes
oerführerifchen £abfals mit bem Leben bezahlt.
©ie etwas Heineren, fd;mußiggelben, mit grauen Viriben gezeichneten
A t o o s h u m m e l n fiebeln fich auf ben 28eiben unb ©riften an, graben ebenfalls
Zählen, zu benen ein fßuß langer, fd;maler ©ang führt, unb über
welchen fie einen eiförmigen Zaufen oon 28oos, ¡Pflanzenfafern ober Zalmen
auftürmen. Zö<hft intereffant ift es, bas Vaugefd>äft biefer meland)olifChen,
aber fleißigen ©ierchen zu beobachten, ©ie ftellen fich in eine Aeihe oon bem
Vauplaß bis zu ber ©teile, wo bas Alaterial wächft. ©ie biefem zunächft ftehenbe
Zummel beißt bas Aloos mit ben Kiefern ab, zerrt es mit ben Vorberfüßen aus-
einanber, fcßiebt es unter ben Leib, wo es bas zweite jjußpaar ergreift unb bem
brüten übergibt, bas es wieber bem Aad)barn zuftößt. ©o wanbert bas Atoos-
büfchel oon Vein zu S ein bis zu bem Aeft; hier ftehen anbere Zummeln, welche
es oerteilen, feftbrüden unb bomartig auftürmen,
©ie Alooshummeln finb fo friebfertig, baß man ihnen, ohne ©efahr geftodmi
zu werben, bas Atooshäusdjen oon ber Zähle abbeden fann. gn biefer liegen,
faum hanbgroß, bie SOaben, auf benen bie Zummeln umhertriechen. ©owie
fie aber bie Serftörung bes Oberbaues bemerfen, ben auch oft ein fcßarfer 2Binb,
ein fcharrenbes ©teinfmhit, ein flüchtiger Alpenhafe, ein rutfchenber ©tein zer-
Zaufet, fuchen fie auf ber ©teile in aller ©utmütigleit ben ©«haben zu reparieren,
©tört man fie im Vaugefcßäft unb nimmt ihnen oon bem transportierten Atoofe
weg, fo behelfen fie fich mit bem Aeft. Aimmt man ihnen fogar alle 28aben weg,
fo bauen fie fofort wieber neue.
©iefe Zummeln finb oft oon K ä f e r m i l b e n geplagt, oft tragen fie
auch 28affen oon ©«hmaroßern in ¡ich unb magern bann ab; Ameifen fteßlen
ihnen bie Vorräte weg, twmißartige fliegen ¡reffen ihre Laroen, 28 i e f e l ,
f ^ e l bmä u f e unb g 11 i f f e freffen bie 28aben famt ben Zummeln. ®s finb
alfo fehr geplagte ©iere; bod> fangen bie übriggebliebenen gnfaffen unoerbroffen
ibre Arbeit wieber oon oorne gn.“
Ober ben Almen hört bas gnfeftenleben plößlich auf; bie Käfer finben faft
feine Aaßrung, gmmen unb galtet finb an bie ©piftenj ber Vlumen gebunben,
auch öie fleinen A I p e n z i r p e n , bie fo munter über bas trodene ©ras
hüpfen, oerlaffen ben 2llmboben nicht, unb bie anberen ©ruppen ber gnfeften
wagen fich nicht einmal fo hoch hinauf. Als Kuriofum fei erwähnt, baß nur bie
V e t t w a n z e eine Ausnahme macht, fie oerläßt uns felbft auf ber luftigen
Zähe nicht, ift in ben Sennhütten feineswegs feiten, ja, wenn ber Aienfd) ihr
treulos wirb, bann begnügt fie fich noch mit öer Alooshummel, feßt ¡ich lu beren
warmes Aeft, wenn es auch unbegreiflich *fß wooon fie hier lebt, ©s ift überhaupt
tragifh, baß in biefer treulofen 2Bett uns nur bie Quälgeifter rührenbe ©reue
bewahren, ©ine gnfeftengruppe wanbert bis auf alte ©ipfel mit, nämlich bie
f l i e g e n . *gn ber höchften Sllpenhütte fcßwirren fie zu Zunberten umher;
bie © ch n a f e n leben noch tu 2600 m Zöß»c; troß groft unb ©cfmee leben im
Aloofe ber ©ipfel noch immer A t ü d e n l a r o e n , unb wohin fid> eine Kuh
ober Biege oerirrt, folgt ihr auch bie fted>enbe V r e m f e unb jene wibertid>e,
graue, große fliege, beren fchmerzenber ©tid> uns allen fd>on ©chreie ber 2But
erpreßt hut.
Alan fann annehmen, baß bie Alpen etwa oon 6 bis 800 Käferarten bewohntwerben,
oon benen, nebenbei erwähnt, nicht ein einziger nüßlicf) ift. An fid;
ift biefe Suhl nicht allzu hoch, ba aus ©eutfd)lanb über 4000 Käferarten befannt
finb, unb bie Alpen fo überaus mannigfaltige Sebensoerhältniffe barbieten.
Aud) fonft ift eine Amtel)r ber gewohnten Verhältniffe zu bemerfen, ba im
©ieflanb bie pftanzenfreffenben Käfer bie Zälfte aller fo rm en ausmachen,
bie A a u b f ä f e r bagegen fogar nur ein ©rittet, ©anz anbers im hochalpinen
Vereich; in ber Aegion ber höchften 2Beiöen unb ber Reifen finb zwei ©rittel
aller oorhanbenen Käfer Aaubtiere. Suhlreich finb auch noch bie 28 i ft f ä f e r,
was naturgemäß mit ber Almwirtfdjaft zufammenhängt. ©ine rapibe Abnahme
zeigen bie ¡Pflanzenfreffer, benn fie umfaffen nur ein ©echftel aller befannten
Arten, gn ber ©dmeeregion prägen fih biefe Verhältniffe nod; fd)ärfer aus;
ba finb brei Viertel aller Käfer Aaubtiere, unter ihnen wiegen befonbers bie
flinfen S a u f f ä f e r oor, beren in ben herrlichften Atetallfarben erfchimmernbe
Vertreter nirgenbs fo oft wie in ben Vergen bem 2Banberer über ben 20eg
laufen 20).
©roß ben Vefonberßeiten ber Lebenslage gibt es jebocß nicßt fo oiele be-
fonbere Zucßgebirgsformen, wie zum Veifpiel unter ben Vlütepflanzen. Am
meiften finbet man beren noch unter ben 0 a 11 e t n , beren fd>önfie fo rmen
in ber ©infamfeit ber 2Balbwiefen, wenigftens in ©eutfhlanb, gewiffermaßen
noch ihren leßten gufludüsort gefunben hüben. Zier fann man fid) noch an ben
herrlichen jjarben bes A u r o r a f a l t e r s unb bes © r a u e r m a n t e l s ,
an bem entzüdenben Anblid bes © h ü l e r f a l t e r s unb bes 2t p o 11 o s,
bes ©< h wa l b e n f < h wa n z e s unb bes Ab mi r a l s erfreuen; © a g -
p f a u e n a u g e n fißen oft in Alaffen an ben feuchten ©teilen, unb ¡p e r l -
m u t t e r f a l t e r jagen fid) im nedifcßen ©piel über ben ¡Pfab. Auf ben Almen
fheint bie Suhl ber ©ommeroögel noch zuzunehmen; an manchen ©teilen belebt
ein wahrer Vlumenregen bie £uft ober bem ©efilb. V l ä u l i n g e , A e f f e l -
f a l t er unb K o h l w e i ß l i n g e leben iner zu ©aufenben, höher oben
herrfhen bie V r ä u n 1 i n g e. Janira ift ein ausgefprochenes ©ier ber alpinen
Aegion, bas bis zur ©dmeelinie hinauf flattert. Zygaena exulans ift ebenfalls
ein ausgefprochenes Zocbulpentier, bas man im guli nur über ber Vaumgrenze,
ba unb bort fogar häufig finben tann, unb beffen fhwarze, rot punftierte
Aaupe fogar auf bem Schweizer © t o d ß o r n g i p f e l angetroffen würbe.
©in eigentliches Z°d;gebirgsinfett ift auch ber graue S ä r c b e n w i d l e r
(Steganoptycha pinicolana), oon bem ¡profeffor ©. K e l l e r , berzeit wohl
ber befte Kenner ber alpinen ©ierwelt, berichtet, baß er in neuerer Seit ber