träufeln am flachen fanbigen ©tranb. 2ln ben Klippen flutet ein ©idid;t ber
Steerestange, mie heute an ben Xlferfelfen §e(golanbs. llnb bort mo eine flache
©üne mit flaummeid;em ©anb roeit in bie f lu te n greift, ba frod> gur ©bbe
©emürm unb Heines Steergeüer auf ber ©d;orre umher unb falffd;alige Urtiere
Rauften im feud;ten Sd;lid.
©iefes ibpllifd;e 93ilb mutet abenteuerlicher an, als bas oon ben meiften
ermattete ©emälbe furditbarer oulfanifcher Kataftrophen. 9Sie fann benn ein
Steer Serge bilben? ©s iann f)öd;ftens ein oorfjanbenes ©ebirge ausroafd)en
unb gerfliiften, aber Steeresfanb gu biefen Sergen auftürmen, bie nod; jeßt
mit 1200 unb 1300 Steter i>öi>er finb als ber Sjarj, bas fann fein 2Beüenfd;lag
unb feine SBanberbüne. ©a fteßen mir oor neuen Unbegreiflicheren.
2lber gemach! Ilnfere Suffdüüffe im S a i n b a c h t a l haben uns aud;
bas ergäfüt, mie aus flachem Steerftranb Serge merben.' Ilnb bie ffeßtgeit gibt
uns fo mie oorhin bei ber fjrage ber Sinnen im ©eftein ben ©djlüffel gur S er-
gangenheit. 2lud; bas mad;t geologifdies ©tubium befonbers reigooll, baß es
gur Sielfeitigteit gmingt. Stan muß tier- unb pflangenfunbig fein um ©rb-
gefd)icf)te beuten gu fönnen, bas haben mir oorhin gefehen. S u n erfahren mir,
baß ber ©eologe aud; ein oielgereifter Stann fein muß, ein ©eograpß, ber
offenen Suges bie 2öelt burd;roanbert, um Slnalogien gu fud;en gu ben Silbern
ber Sergangenf>eit, ba er bie Srfal;rung machte, baß bie Saturfräfte emig finb,
unb bas mas heute mirft: ißinb, SEöaffer, £uft, ©onne unb fjeuer, gu allen
Seiten in gleicher Steife mirffam mar.
©o oerriet bas ©tubium bes Steeresgrunbes, baß bort bureßaus nicht
lauter ©anb liegt, mie man mof)l oon oornherein glaubt. 2lm Soben ber SBelt-
meere bilbet fiel) über ber ©rbrinbe ein ungemein feiner © o n , ein grauer
©d)lamm, beftehenb aus bem in bas Steer fallenben ©taub, ber teils aus ber
j£uft, teils aus bem SSeltenraum ftammt, aus ben oermeften Seibern, ben
Kalt- unb Kiefelffeletten all ber ungezählten ©d;aren größerer ünb allerfleinfter
Sleeresmefen, bie als f^ifcf) unb Qualle, als Sang unb Kiefelalge, als Sabiolar
unb ‘■pianftonfrebschen if>r ©piel im Söaffer treiben. Sin ununterbrochener
Segen ausgelebter Organismen finit auf bie füllen bunflen ©rünbe nieber,
unb aus ihm fammelt fid> ein feiner Srei, ©taub oermengt mit Kiefel- unb
Kalfförnd;en. 28as im gdhrcc^taur einen 3entimeter aüsmacht, finb im 3al;r-
hunbert meterbiefe ©d)id;ien, in ffahrtaufenben mehrere fmnbert Sieter fyotye
Saften.
©agu fommt noch eines, ©er Steeresgrunb ruht nicht, ©ang leife hebt er
fich, mie menn ber ©rbriefe atmen mürbe. 2öer Seapel befudjte, mürbe unbe-
bingt nach 93 0 g g u o l i oermiefen, mo an ben brei hohen ©äulen bes ©erapis-
tempels oier Sieter über bem Soben ©puren oon Sohrmufcheln ficf>tbar finb,
als untrügliches Seichen, baß biefer ©empel in hiftorifd;er Seit noch tiefer unter
bas Sleer gefunfen mar unb bann mieber emporftieg. ©o finft bie 28afferfante feit
Sahrtaufenben hinab unb ©fanbinaoien fteigt empor, ©o finb gange Kontinente
um hunberte, mof)i auch taufenbe oon Sletern emporgegogen morben unb ber
einftige Sleeresgrunb trat ans Sicht als oöllig glatte ©bene. 3hr Soben be-
ftanb aus ©on, mar aber nid;t oöllig gleichmäßig in feiner gangen Stoffe, ©enn
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mie man fid; leicht oorftellen fann, mit mechfelnber Staffertiefe unb an oer-
fd;iebenen ©teilen mar bie ©iermelt nicht gleich- Sls bas St aff er feichter mürbe,
oerfchmanben gemiffe ©iere, anbere traten auf; als nur mehr flache ©ee über
ben Soben rollte, befiebelten bie falffcßaligen fjoraminiferen in Staffen be t
Soben, ober es entftanben K a l f f d n c h t e n , ober ©ange ergriffen Sefiß
oom füllen ©runb, ober alles mürbe mieber rüdgängig menn ber Soben mieber
abfanf. Unb meil jebes. Stört biefer ©d>ilberungen, in bie Seit umgerechnet
oft gabrtaufenbe bebeutet, fo hatte jebe Snberung ber Sobenablagerungen
Seit, fich anguhäufen. ©s entftanb eine ©hronif ber Saiten, niebergelegt in ber
mechfelnben ©iefe ber Slätter. ©as eine oiele Sieter bief, meil feine ©ntftefmng
Sonen mährte, bas anbere begimeterbünn, meil fich nach einigen ffahrhunberten
plößlid) bie Serhältniffe änberten. Serftefü man, mas baraus guftanbe fam?
©ie mechfelnbe ©chichtenfolge. ©as bunte Silb ber Suffdüüffe, in benen grauer
©on mit meißem Kalt mechfelt, bort rötlicher ©anbftein, bagmifchen bunfle
Kohlenbänber ber ©ange unb erbige Stergel ruhen.
©ie ©chichten lagerten aufeinanber unb brüeften fich. ©cfmn bie Staffer-
fäule über ihnen, als fie nod; Sleeresgrunb maren, härtete fie burd> ihr ©emid>t.
©s rourbe ©anb : © a n b ft e i n , aus ©chlamm unb ©on mürben © cf> i e -
f e r , aus ben Kalfleibern ber ©¡ere machte ber ungeheuere ©ruef harten Kalf-
ftein, aus Sobenfaß unb ©chlamm mürben ©effeine unb Reifen, bis fie ans
©ageslicht geftiegen maren.
llnb biefe Reifen ergriff ber ©rbe ©emalt noch einmal. S e i ©rbbeben fdmb
fich ber Soben burcheinanber, in ©palten flaffte ber Soben auf unb bie fo ent-
ftanbenen ©chollen mürben gegeneinanber geftemmt, mit fürchterlicher Kraft,
baß fie ftch bogen unb falteten, oft auch brachen, llnb es blieb nach ber Kata-
ftrophe an ©teile ber ©bene ein §ügellanb, benn bie Schichten maren oft fteil
aufgeftellt, gerfnittert, oerbogen, ©in «profil - mie Sbb. 5 macht es auch
benen begreiflich, i>ie an folchen Slöglichfeiten groeifeln. Slenn fich ber Soben
nod; meiter hob, mürbe ber einftige Sleeresgrunb. immer höher in bas S la u
emporgefchoben; fo mie cinft mit ber blauen ftlut mieberholten fid; bie Sorgänge
als ihr ©runb fchon troefen lag, unb es entftanb bas Sorberglanb ber fjlpfchgone.