tilger ¿a^Uofer überaus fßäblißer gnfelten ber größten Schonung würbig
ift. 3Ran I>at fiß überhaupt ju ber Überzeugung burßgerungen, b a ß
b i e S t a t u r e i n r o u n b e r b a r a b g e w o g e n es i > a rmo n i f d; e s
© a n j e s b a r f t e l l t , i n b e m j e b em e i n z e l n e n ©l i e b e
f e i n e b e f t i m m t e S l u f g a b e ¡ y u e r t ' e i l t i ft u n b i n b e m
es ü b l e 9 t ü d w i r t u n g e n h a t , t r e n n a u ß n u r e i n ©l i e b
a u s b e r g r o ß e n K e t t e b es S e b e n s , b i e b u r ß b a s 2111 g e -
f d; l u n g e n i ft, f e f) 11. Stod; ftets t>at es fiel) gerächt, wenn irgenb-
eine, unb fei es fogar eine anertannt )d;äöliße Sierart, t> o 11 ft ä n b i g ausgerottet
tourbe. Kann man alfo felbft für bie großen Stäuber unter ben 93ögeln
in einer getoiffen 93eziet)ung ein gutes SSort einlegen, toieoiel met>r gilt bies,
abgefetjen oon allen eßifßen ©rroägungert, für bie zaitllofen tleinen unb unbe-
bingt nüßüßen gugoögel, bie leiber gerabe aud; in ben Sllpert einer finnlofen
Vernißtungswut bes Sltenfcfien zum Opfer fallen!
23on ihnen ief>rt, foweit fie 8 u g o ö g e l finb, jebes 3a hr ofmebies nur
ein Heiner Seil zu ben altgewohnten SBälbern unb ffecten zurüd. Oie große
Steife naef> bem ©üben ftellt ungeheuere Slnftrengungen an fie, perfekt fie in
fo oiele ©efaßren, baß aud; unter natürlichen Verhältniffen baburd; ihrer übermäßigen
Vermehrung oorgebeugt ift. Slamentlich finb es bie SBegelagerer
unter ben Vögeln, bie Stauboögel felbft, bie ben Heineren gefieberten ©äften
bes ©übens in ben Sagen ihrer SBanberung unbarmherzig naßftellen. SBas
foll man Jeboß bazu fagen, baß fich ihnen auch menfßliße geinbe ber
©ingoögel beigefeilen? SItan wirb erraten haben, worauf hier angefpielt ift;
auf ben ©ßanbfled im ©haratter bes italienifchen 93olfes, einerStaffe, bie fich
fonft in Kultur unb ©efittung hunbertfättig ausgezeichnet l;at, aber feit ben
Sagen ber Slntiie, niemals in ein menfßlißes Verhältnis zu ben Sieren hat
treten tönnen. S2tan iann barüber ftreiten, ob Sierhaßen unb ©labiatoreniämpfe
jene ungeheuere S3errohung mit fich gebracht haben ober ob biefe ihren Zlrfprung
nicht oielmehr barin fenben, baß ber Italiener zu wenig tierfreunblich ift. Sat-
fache ift, baß in gtalien bie über bie Sllpen wanbernben Qugpögel feit Saßr-
hunberten unabläffig oerfolgt unb gefangen werben, unb leiber macht hierin
Storb- unb ©übitalien, bie fich fonft fo vorteilhaft ooneinanber unterfßeiben, nur
wenig Ztnterfßieb. Sllterbings hat Steapel unb ©iziüen auch biesmat ben Vor-
rang, baß bort bas SOürgegefßäft am großartigften betrieben wirb. Oort
werben alljährliß hunberttaufenbe oon SOaßteln, ©raffeln unb Sauben getötet,
in fo fpftematifd;er unb offiziell fanftionierter SBeife, baß für bie Vogel-
jäger in gelbiapellen eigener ©ottesbienft zum befferen ©elingen ber gagb
abgehalten wirb. Oie Heineren ©änger werben bort etwas mehr oerfßont
aus ber einfachen Zlrfaße, weil fie gar nicht mehr in fo großen SJtaffen nach bem
©üben gelangen. 8 u Sjunberttaufenben werben fie bereits in ben © ü b -
a l p e n gemorbet. Oas ^ a r a b i e s ber 23erge: ber S a g o SHa g g i o r e
brüftet fich, fraß bort jährlich 60 000 ©ingoögel auf ben S ifß tommen. Ilm
2 3 e r g amo , 9 3 e r o n a unb ben anberen großen ©täbten am ©übfuß
mögen es SJlillionen fein. SJtit befonberer 93orliebe ißt ber Italiener bie
©c ß wa l b e n , S l a c h t i g a t l e n , 9 l o t i e h l ß e n , ©r a s m ü c t e n ,
V a ß f t e l z e n , allerbings. oerfßont er auch fr*e 91 e i h e r , S ü öwe n ,
felbft bie Slauboögel n iß t, bie ihm einen gefßäßten ©onntagsbraten liefern.
infolge biefer grauenhaften 93erwüftungen finb bie füblid;en 2llpenteile,
wo Qtaliener wohnen, fehr arm an Vögeln. S f ch u b i erzählt, baß er auf
oielwößentlißen SBanberungen im Kanton S e f f i n nicht einen ©perüng,
nicht einmal eine Krähe ober S>ol;te bemertte. Sille Vogelnefter, bie ber
3taliener erreichen tann, werben ausgenommen; mit ©chlingen unb Sleßen
ben ©ingoögeln nachzuftetlen gehört zu ben größten Vergnügungen bes Voltes
im italienifchen Seile ber ©ßweiz unb Sirol. ©efeße helfen hier wenig, fooiel
ihrer auch, namentlich in ber Schweiz, erlaffen würben, unb eine Vefferung
ift nicht zu erwarten angefißts einer ©rfßeimmg, bie beswegen in bem italie-
nifßen Voltsßaratter begrünbet zu fein fcheint, weil fie feit zwei 3ahrtaufenben
unoerminbert anbauert.
©arnit wir Slißtitaliener uns in moralifßer ©ntrüftung jeboch n iß t zu
fehr überheben, berißtet uns a u ß bie beutfd;e Kulturgefßißte oom feinen
Sederbiffen ber „leipziger S erßen“, in weißer ©tabt fßon im 3 <ßre 1?20
monatliß an 400 000 ber fingenben unb jubilierenben Serßen oerfpeift würben.
K a r l Vogt . , ber berühmte Vortämpfer bes Sllaterialismus, hat biefem
Serßenfang warm bas SOort gerebet. „Sroß aller Humanität,“ fagte er, „finb
fette Seipziger Serßen ein ausgezeißneter Sederbiffen, unb man hat bis jeßt
n o ß n iß t gehört, baß bie fo frußtbare leipziger ©bene burß ben Serßenfang
in ihrem ©rtrag ©ßaben gelitten hat.“ Unb bamit zum ©ßluß ©nglänber
unb granzofen auf ben lerßenoerzetwenben ©eutfßen n iß t mit zuoiel Sßpo-
trifie herabbliden, möge unfere Vetraßtung ber alpinen Vögel mit einer 2ln-
gabe aus bem trefflißen S l t a r f ß a l l s „Veiten ©paziergängen eines Slatur-
forfßers“ befßloffen fein, ©enn bort fanb iß ben intereffanten ©aß: Von
Vrigßton an ber ©übtüfte ©nglanbs gehen wäiwenb ber ganzen ©aifon tägliß
12 bis 20 Körbe ooll Serßen unb ©ingbroffeln, ber Korb b u rß fß n ittliß 7 kg
fßwer, n a ß ißaris, außerbem werben n o ß oiele an Ort unb ©teile unb in ber
Slaßbarfßaft oerzehrt."