baft fie in bezug auf ben Voben
nicht fo wählerifch ift, wie oiele
anbre ©ebirgspflanzen, wenngleich
fie aud) im allgemeinen
ben Kall oorzuzieljen fctjeint. ©inft
gehörte fie ju ben ©harafterpflan-
Zen oon ganz Mitteleuropa, bie in
fo unglaublichen Mengen länber-
weit bie ©rbe überzogen fyaben
muf, baft fie fogar eine ausgedehnte
Formation, ben foge-
nannten „© r p a s t o n “ bilbete.
6 ie toar bie Seitpflanje für ben
StücEjug bes ©ifes unb l;at biefer
Seit bie 93e}eid>nung © r p a s -
p e r i o b e ertoorben. 2lls oer-
binbenbe jjnfel biefer gegenwär-
tig alpinen unb norbifd>en Verbreitungsgebiete
gilt unter ben
beutfcf>en Mittelgebirgen ber
M e i ß n e r in R e f f e n , auf
Qlelientourä (Geum) im j bem m an im 3 ai>re 1857 6 i«
2t6b. 211 ©cfc&röf bcr ^alfalpen i leftten Silberwurzblüten pflüdte.
ariainalbonS.Sobfer.gtün^en ■ j @e{t5em C ß ^ e j)prt
ausgerottet f27),
Su ben Schuttftauern gehört auch eine Sie ¡he oon ©räfern, oon benen be-
fonbers bie fo anpaffungsfähigen S t i f p e n g r ä f e r (Poa alpina) u. a. l>eroor-
ftechen. ©in Sdmttftauer erften la n g e s ift bie 211 p e n g e m s t r e f f e
(Hutchinsia alpina), bie auf bem Kali, namentlich toenn fein ©eröll überriefelt
ift, unglaublich bid>tgebrängte «Polfter über bem Schutte hübet. So unanfefm-
lich unb Mein fie auch im einzelnen ift, ba bod> bie Pflänzchen feiten mehr als
5 bis 10 cm Höhe erreichen, fo roichtig ift fie für bie Verge, beren Schutt fich in
bem ©eflecht ihrer imlbholzigen ©riebe oerfängt, bie mehrere Stofetten über-
einanber in mähren Stocfwerfen bilben, unb gewöhnlich bid)t oerfilzt mit bem
locterften ©ries finb. ®s ift nur bebauerlich, bag biefe überaus nützliche Pflanze
burchaus hoci)alpin ift; in 23 a p e rn finbet fie fich nicht unter 1700 m, fteigt jeboch
gerne bis zur §öf>e ber Sugfpifte auf. gm SB a 11 i s finbet fie ihr Verbreitungsgebiet
gar nur jtoifchen 2000 bis 3000 m. ©ies fchlieftt natürlich nicht aus, baß
einzelne p fla n z te n mit ben ©ebirgsbäcf>en bis jur ©bene herabfteigen, unb es
ift ein gar holber ©ruf, bes ©ebirges für ben fammelnben Votanifus, roenn er
am £ e cf> u f e r bei 21 u g s b u r g ober in ben Schottern her 3 f ä r bei £ a n b s-
h u t bie ©iroler ©amsfreft toieberfinbet.
Mit ben ©amsfreffen zufammen fiebeln fich auch Zahlreiche Steinbreche
auf bem Schutt an, bie jeboch ebenfogut auf ben reinen fjels übergehen unb
baher auch bei ber Schilberung oon beffen «Pflanzenwelt betrachtet werben Jollen.
91ur ber m o o s a r t i g e S t e i n b r e c h (Saxifraga muscoides) mit feinen
graufchimmernben Vlättchen unb zitronengelben Vlüten oerbient hier befonbers
heroorgehoben zu werben, benn er ift eine richtige fd>uttftauenbe polfterpflanze,
bie allerbings nur in ben füblicheren 2llpenietten ihre ©afeinsbebingungen finbet.
©en fchönften ber Scfmttftauer aber habe ich bis zuletzt aufgehoben, wenn
ich nun erft bie 211 p e n m o h n e erwähne. Papaver alpinum ift ber fcfjönfte
Schmud ber fahlen Schutthalben. Stur barf man oon einem alpinen Mohn
■nicht bas teucf>tenbe Slot ber ©benen erwarten; er ift entweder fdmeeweift, wie
bei ber mofchusbuftigen fjorm ober er blüht leuchtend golbgelb (Papaver
pyrenaicüm), in welch leftterer fjorm, bie beim ©rod’nen übrigens merfwürbiger-
weife orangerot wirb, er im ©eröll ber i)od)alpen nur feiten zu finben ift. So
fommt er z* 23. in ber ganzen Sd;weiz nur im © n g a b i n , im SB a 11 i s unb
im Danton SB a a b t oor; in © i r o l eigentlich nur in ben © o l o m i t e n auf
einigen füblichen Vergen ber S t e i e r m a r f unb im © r i g l a o g e b i e t .
©roftbem ich befürchten muh, ben £efer burch bie grofte 8 ahi ber oorge-
führten ‘¡Pflanzen zu ermüben, finb alle biefe Schuttgewächfe zufammen nur
ein Vruchteil ber fchönen giota jener unwirtlichen Siegion. Sticht erwähnt finb
babei bie Olafen ber prachtoollen Silenen, oerfd>wiegen ift ber üppige g io t ber
2t lpenminbrös<hen, bie fich in wunberbarer SBeife fo oerteilen, bah bio weifte
Vlüte bas ©eröll ber SM!alpen fchmitcft, bie fchwefelgelbe bagegen nur bie Schutthalben
bes Itrgefteins. ©er 2lnfänger in ber fchmierigen Kunft ber «Pflanzen-
beftimmung fann fie baher leicht oerwechfeln mit ben groften golbgelben Vlüten
ber Slelfenwurz (Geum‘ reptans), ba fie ihr auf ben erften Vlicf ähnlich fehen
unb es fd>on einiger botanifcher Kenntniffe bebarf, um ben ¡Jlofenblütler Geum
oon bem fjahnerifuf; ’Anemone auseinanber zu halten. 3m §o<hfommer ftellt
fich bann im oben Steinfelb noch ein befonberer f^lor ein, ber ber Körbd)en-
blütler, oon benen ber Slichtbotanifer nur bie „© a m s b l ü h“ (Aster alpinus)
ficher erfennen wirb, ba fie helloiolett blüht, währenb bie Kreuz- unb Jjabid)ts-
fräuter (Senecio unb Hieracium) mit ihren fchönen orange überlaufenen gelben
Vlumen fogar bem Jachbotanifer einen Verg ber Sdiwierigfeiten entgegen
türmen, will er ihre Stamen unb 2lrt feftftellen.
2llle biefe pfiänz<hen unb Vlumen zufammen oerbienen wirflid; ben
ehrenben Veinamen ber „SBohttäter ber Verge“. Sie finb in einem gewiffen
Sinn Flüchtlinge bes £ebens; burch bie Stberbefiebelung ber SBiefen finb fie
hinweggebrängt oon ben beften pläften unb auf ben unwirtlichen Schutt oerbannt.
Sie führen ein mühfeliges unb mit oiel Xlngemach belabenes £eben unb
wenn irgenbwelche '¡Pflanze bes Hochgebirges, fo finb fie es, beren ©afein einen
ununterbrochenen Kampf barftellt, nicht nur mit ben SBettermächten, fonbern
mit ber rohen ©ewalt ber Vergeslaften felbft. 3hnen es aufgebürbet, ber
Verwitterung entgegen zu arbeiten unb bem 3crfall ber Verge ©inhalt zu tun.
©in ergreifenber Kontraft liegt in ber Vorftellung, baft biefe h°löen, Zal'ten
Vlumenarme mit ihrer fchwachen Kraft bas zufammenhalten Jollen, was bie
ungefchlachte Kraft bes fjelsriefen felbft nicht mehr feftigen fonnte. ©ine taufenb-
fältige feine grüne ©irlanbe umfpinnt alle §od;gipfel, ein liebliches Vlumenneft
umftricft fie mit oerführerifd>er Schönheit, unb ber tiefe Sinn bes wie ein heiterer