Snnsbrud. Offen erilärten fie, ,fie tonnten in biefer Sache nicht gehorchen,
ihnen gefd>ehe „gleich mie ©ott molle“ ; auch bie anberen geigten fich, toenngleich
nicht fo entfchloffen, ftörrifch, unb nur einer meinte, toolle man bas burchaus
haben, fo toolle er es tun unb bestoegen nicht aus bem Sanbe gieljen.
Bun oerfuchte man es mit Spolitit; man liefe bie Sache ruhen unb gog unter
bet ijanb ©rtunbigungen ein. Sn einem oorliegenben ©utachten ber Sanbes-
regierung oom 27. fjebruar 1561 über ben Sali, toirb ausbrüdlich angemertt,
man tonne feinestoegs geftatten, bafe bie brei SBiebertäufer nicht nach ben 92lan-
baten, fonbern nach bem ©utbünten ber ©efchtoorenen gerichtet unb geurteilt
toerben, benn bas Begiment habe in glaubtoürbiger Steife erfahren, bafe fämt-
liche ©efcfetoorene befchloffen hätten, tein ©obesurteil, fonbern blofee Sanbes-
oertoeifung ausgufprechen. SBenn man fie bagegen gtoinge, ben ®ib gu leiften,
fo toürben fie bei Veröffentlichung bes Urteils ben Bnljang mitlaufen laffen,
bafe fie fo hätten urteilen müffen, unb bas toütbe im Volt ein fef)t „fcfeieches"
Bnfehen gebären. Sagmifchen liefe man auch bie ©efangenen nicht unbehelligt;
h a n s Bl ä n b l tourbe toieberholt gefoltert. Sa einem oon ihm erhalten
gebliebenen Briefe heifet es; „S h ging fo unerfchroden in bie Blätter, als toann's
tein Blarter toäre. Bachbem fie brei Sage mit mir gehanbelt, haben fie mich
mieber in ben ©urm gelegt, ©ie Stürm' höre ich 3U Seiten in ber Blauer, bie
Slebermäufe fliegen bes Ba<hts bei mir in bem ©urm um, bafe es nur fcfmurtt
unb bie anberen Bläufe, bafe es raufchet, aber ©ott macht mir alles leicht."
S e r b i n a n b I., gu feiner ©f)re fei es gefagt, mar nicht gemillt, auf ben
Vorfcfelag feiner Begierung eingugefeen unb ben SBiberftanb ber Bechtsfprecher
mit ©emalt gu brechen. 3 n feiner Bntmort oom 13. Blärg fagt er, bafe folcfees
in ben Becfeten unb ©ebräucfeen bes Sanbes nicht begrünbet fei, unb bafe auch
bie ©efaf>t entftehe, bafe fich fürberlnn niemanb mehr gur Befefeung oon ©e-
fchroorenenftellen mirb bemegen laffen. Überhaupt bürfte ein fold>es Vorgehen
in ber SBelt mehr Brgernis ergeugen als 3rucf)t bringen, ©rum müfeten
anbere Stege gefunben merben; er felbft habe an ben gebaut, ben meiteren
Vrogefe niebergufchlagen unb traft taiferlicher unb lanbesfürftlicher SJlacht bie
brei oerftodten Stiebertäufer auf bie ©aleere fchmieben gu laffen. „©amit
tomme man aus bem Sabprintf) ber ürteilsfprecher halber; fo bliebe bies Übel
auch ai<ht unbeftraft, unb ber gemeine Blann hätte meniger ©tunb, fich gu
entfefeen.
©ie Begierung erhob bagegen mieber Vorftellungen unb erreichte, bafe am
7. Bpril ein ©rlafe oon Stien ben 12 ©efchmorenen eine Büge erteilte unb ihnen
auftrug, nicht nach ihrem ©utachten, fonbern nach öen faiferlichen Befehlen
gu urteilen, unb bie Begierung erhielt bie Vollmacht, miber bie Bid>ter nach
Bebarf mit Sanbesoermeifung, ©ntfefeung oom Bmt, Verluft ber Bürgerrechte
unb ©efängnis oorgugehen.
Bun mürben bie ©efchmorenen oom Sanbrichter gu ©onnenburg gur enb-
gültigen ürteilsfällung für ben 19. Btai oorgelaben; hierbei mürben ihnen bie
Blanbate neuerbings oorgelefen, unb jeber mürbe im ©ingelnen befragt, ob er
feiner Blajeftät gehorfam fein molle; er habe nur gu antmorten: ja ober nein,
©a ermies es fich, bafe ber gröfeere ©eil ber Bicfeter bereits mürbe gemorben mar,
benn nur brei meigerten fich unb mürben auch gefänglich eingelegt, ©ie Begierung
mar offenbar entfchloffen, mit allen Blitteln oorgugehen, benn es
mürben auch t>ei ben Pfarrern gu 3 a n s b r u d , § a 11 unb © öfe e n s
©rtunbigungen über bas religiöfe Verhalten ber ©efchmorenen eingegogen.
©ie Bustunft mürbe „in aller ©title" oerlangt. Buf biefe Söeife mürbe ber
©nbgmed auch erreicht. Bm 10. Sani mürbe bas ürteil gefprochen, monacf) „ber
SBiebertäufer § a n s Bl ä n b l als ein Vorfteher unb Sehrer folcher ©ette
lebenbig oerbrannt, bie anbern gmei enthauptet unb batnach auch oerbrannt
merben" follten.
©o mürbe bas ürteil auch ootlgogen, S o f e r t h fchreibt hierüber: „Buf
ber Bichtftätte mürben ihnen ürgichten unb ürteil oerlefen. ©ie machten ben
Sperren oon ber Begierung unb ben ©efchmorenen Vormürfe, bafe fie alfo un-
fdmtbiges Blut oergiefeen. ©iefe entfchulbigten fich: fie mufeten fo tun, nach
ben Blanbaten bes Kaifers. „O bu blinbe SBelt“, fagte 921 ä n b 1, „es foll ein
jeber nach feiaem eigenen bergen unb ©emiffen richten, ihr aber richtet uns
nach bes Kaifers Blanbaten." „SBas gehen uns bie an", fefete ©uf t ach K o t t e r
hingu. „Verlefet unfere Betenntniffe, bie mir mit göttlicher ©chrift begeugt
haben." Bl ä n b l hielt eine lange Bebe an bas Volt. SBietoolü ihm ber B ie te r
fagte „mein ijans hör ein menig auf", fo rebete er bo<h meiter, bis er fchier
heifer marb, unb gar bis in ihren ©ob haben fie gum Volte gerebet, „benn fie
mürben nit oerfürgt, man liefe fie genug reben."
© u ft a ch i u s , ber am gleifche f<hma<h mar, mürbe guerft enthauptet,
bann brehte fich 3 ö r g B a d gum Eenter unb f<hrie „mit frohem Blut“ : „Eier
oerlaffe ich 28eib unb Kinb, f)aus unb Stof, Seib unb Seben um bes ©laubens
unb ber SBalnheit millen“, bann tniete er nieber unb bot fein Sjaupt gum ©obes-
ftreich. fjans Blänbl mürbe an eine Seiter gebunben unb lebenbig in bie fjlammen
gu ben Seichen ber ©ericf>teten gemorfen.
©er Vrogefe Sllänbl hatte jebo<h fein Bachfpiel. ©ie miberfpenftigen
©efchmorenen tarnen unter poligeiliche Buffi<ht unb V a u l S e n g oon ©öfeens
nahm fich bie ©acf>e fo gu ijergen, bafe er — felbft unter bie SBiebertäufer ging,
ünb fo hatte ber Vrogefe im Volt gulefet bo<h gerabe bas „fctneche Bnfehen“, bas
man um jeben Vrete oermeiben mollte.
Bber trofebem erreichte bie Begierung ihren ©nbgmed, unb bie SBiebertaufe
erlofch im Sanbe gufehenbs. ©er ©«hreden, ben bie Einrichtung 921 ä n b l s
unb feiner ©enoffen unter ben SBiebertäufern heroorrufen follte, hielt freilich
nicht lange an. Smmerhin fcheinen gerabe um biefe Seit befonbers oiele heimlich
nach 921 ä h r e n gegogen gu fein, mo unter ber Eerrfcfeaft einiger erleuchteter
©utsbefifeer bie SBiebertäufer ein fidleres Bfpl fanben unb fich bort bur<h ruhiges,
fittfames Betragen, grofeen Steife unb E aaöroertsgefd)idUd)teit ausgeicjmeten,
fo bafe fie gerabegu einen ©egen für bas Sanb bebeuteten bem fie fich gumenbeten.
©<hon biefe geugniffe oerraten es, menn es anfonft nicht aus ber feltenen Sa*
telligeng bie aus ben ürgichten gefangener SBiebertäufer fpricht, begeugt mürbe,
bafe in ber grofeen 92tehrgat>l fittUch ho<hfteheabe unb gmeifelsofme bie beften
©lemente bes Voltes es maren, bie ihr ©treben nach Beformen mit ©ut unb
Blut begahlten ober ausmanberten. ©as Bufblühen ber mährifchen ©emeinben,