fogar nur fd;wer moglid;, fich in bie Süfte ju ergeben, in benen er fonft allerbings
als unbefd>ränfter perrfcher eines ganjen ©ebirges, in S)öf)en, in bie. nur bie
tülmften ©ipfel ber Sllpen emporreid;en, leid;t unb fidjer bat}infci)tt>ebt.
Söir oetbanfen Dr. © i r t a n n e r einefei>r fd)öne unb intereffante Sltono-
graphie über bas Ster, ber bas folgenbe entnommen ift: H
«Soweit bie Sebensweife bes Sartgeiers beiannt ift, fd;einen aud; biefe
93öget paarweife gleich nad> Sonnenaufgang ausjufliegen, um mit Vorliebe bie
höchften Serge in ber ©is- unb Sdmeeregion abjuftreifen. 3hr ©efid)tsfinn wirb
nur oon bem fein ausgebilbeten ©eruchsoermögen übertroffen; fie erblid’en ein
f)uim,.ein auf bem Soben ba()infd;teid;enbes SBiefel, eine nad; Seute fpäi;enbe
Kaße ober einen 3ud;s aus 4000 m pöl;e ebenfo fidjer, wie fie ein Sias auf bie
gteid>e ©ntfernung fnu ju wittern oermögen, ©as finb Eingaben, bie bem ■ gerechteren
Streife! begegnen, wenn fie nid;t burd> bie ©rfal)tung beftätigt wären.
SBenn man jebocf), wie Dr. © i r t a n n e r oerfid;ert, fieht, wie ber roinjige
SPunft am Firmament, ben natüriid; fein £ier beachtet, feine tanggejogenen
Greife plößlid; einfteiit unb bann fd)wer unb blißfdmell wie ein Slteteor auf einen
ganj beftimmten spunft nieberfättt, eben auf jenen, an bem irgenbein SKurmeltier
ober ein S^meefmfm harmlos auf ber SBeibe faß, tann man nicf>t annef;men,
baß ben Soge! hierbei glüdlicfte Qufälle leiten, fonbern muß bie. obigen B e hauptungen
jugeben.
©er Sartgeier befitjt übrigens nicbt bie Starte.wie ber Steinabier; er ift
nid)t imftanbe ein größeres $ie r als ein Samm mit feinen Krallen ju entführen,
©r erwirbt fiel) feine Seute gewöhnlich aud) auf anberem SBege. ©ie © e m f e n -
ober Qi e g e n l; e r b e n überfällt er unb fud)t bie Siere burcl) enggejogene
Greife über ihnen ju ängftigen; er treibt fie oor fiel) her unb brängt fie gegen bie
Stbgrünbe i>in. ©ann ftürjt er mit faufenbem jjlug biept auf fte ju unb füprt mit
feinem gewaltigen Schnabel gegen fie piebe, bis es it;m gelingt, fie. auf biefe
SBeife in ben Slbgturtb ju ftürjen., ©rft jetjt polt er fiel) in aller ©emäd)iid>ieit
bie beften Stüde feiner jerfchmetterten Seute, ber er nad) Nauboogelart juerft
bie Slugen ausf>adt, bann ben Saud) öffnet, um bie ©ingeweibe ju oerjehren.
©er Lämmergeier beforgt feine Slrbeit grünblid>; er oerfd>ont felbft bie.Knochen
niept. „Ossifraga“ nannten ilm bie alten Sörrier, bie fid> mit bem Sogei oiel be-
fd)äftigten, beshaib, weil er bie großen Knochen in bie §öl;e emporträgt unb bann
fallen läßt, um fie |i l jerfd)mettern.. Jüan pat biefe Siußerung oon Klugheit oft
bejweifelt, muß fie aber nad) ben Seobacl>tungen S r e l; m s jugeben.
©iefe fdjredlidjen Singriffe mad;en ben Sogei felbft für große ©iere unb ben
9Henfd>en gefäprlicf), unb man will gefet>en haben, wie Sartgeier felbft Od>fen
auf biefe SBeife in ben Slbgrunb ju ftürjen trachteten, allerbings ot>ne baß es
ihnen gelang. Sluch Qäger, bie burch ben Sogei in eine tritifcf>e Sage tarnen,
oerfid)erten, bafj bie ©ewalt ber ungeheueren Qtügel naheju betäubte unb
in bie hödjfte ©efahr brachte.
©as Xlnglaublichfie über biefes ©¡er wirb jeboch über feine Serbauungs-
fähigteit berichtet. Silan fanb im Silagen ber Sartgeier j. S . ein 45 cm langes
Nippenftüd oon einem guchs, einen ganjen guchsfchwanj, mehrere S<hulter-
blatttnochen, ben §interfd)enfel eines pafen unb einen S ailen § aare. ©er Silagen
eines anberen Sogeis enthielt: ben großen püftfnochen einer Kuf>, ein 20 cm
langes ©emfenfehienbein, ein halboerbautes ©emfenrüdenftüd, oiele tleinere
Knochen unb bie Gebern unb bie Klauen eines Sirthafms. ©aju ift ber Sogei fo
gierig, baß er, wenn er bie Knochen eines feiner Opfer nicht mehr hinunterwürgen
tann, er fiep noch ben ganjen Sdjlunb bamit oollftopft, baß fie ihm fd>ließlich beim
Schnabel herausragen. SBenigftens hat man biefes bei gefangenen Sögeln
beobachtet, bie allerbings auch gerne an ber 5 ettfucf>t ftarben.
3m ganjen wirb biefes Sebensbilb wohl bei niemanbem ben ©inbrud er-
weden, bafj es für unfere Sllpen einen befonberen Slachteil bebeutet, biefen
etelhaften Släuber oerloren ju hüben, wenn auch fonft ber Slaturfreunb gerabe
für bie überflüffige Sertügung ber Sögel, biefes fü n fte n Schmudes oon SBalb
unb Serg, befonbers empfinblich fein mag. Sorläufig ift ja bas Sllpengebirge
im allgemeinen noch «uf bas reicplicpfte oon ihnen bewohnt; befipt boch bie
Schweij allein etwa 320 Slrten oon Sögeln, oon benen allerbings nur 90 Stanb-
oögel finb. ©iefe'3 ai)ten gelten felbftoerftänblich nur für bie Säler, in benen
auch alle formen, felbft aus ben größten £)öf>en jur Seit bes Nahrungsmangels,
am fidjerften jeboep im SBinter als ©äfte erfcheinen. Überaus reich 'ft auch noch
bie SBalbregion, fchon beshalb, weil il;re jahllofen fjrüd>te ftets ben ©ifch reich
beden(33). ©as gleiche« gilt für bie Sroergftrauchjone, bie ben beerenfreffertben
Sögeln noch günftigere Sebingungen bietet; aud) 3 nfettenfreffer tönnen nod)
bis jur ©renje bes ewigen Schnees bie Sebingungen ihres ©afeins finben.
©och befi^t immerhin bie untere 2tlpenregion taum mehr bie pälfte ber Sögel,
weld;e bie Säler beleben. Unb oberhalb ber Saumgrenje oerminbert fich beren
Sahl gar nur auf ein Siertel. 3m ewigen Schnee unb ©is leben nur mehr bie
wenigften fo rm en : einige 3nfettenfreffer, bie fid) ber oerfdjlagenen Sed;sfüf;ler
bemächtigen unb bie großen Nauboögel, bie fich in ben unjügängüchen paläften
ber ©isjungfrauen am ficherften fühlen.
SBelpe Staffen oon Sögel bie Sllpen jeitweife berühren, würbe bereits
erwähnt, nid)t bagegen bas ungeheuere Serbrecf>en an ber Natur, beffen fid)
ber Stenfd) bei biefer ©elegenheit aud; in ben Sllpen fdmtbig macht..
SBenn er ben Sämmergeier ausrottete unb bie Steinabier bejimierte,
war er in feinem oollften Ned;te; bies brüden aud) bie re ife n ©aben aus, mit
ben bas Sanbooli einen folgen glüdlichen Schüfen belohnte, wenn er nach
alter Sitte mit feiner Seute oon ©orf ju ©orf unb oon Slip ju Slip jog, um. fich
ihrer ju rühmen. Söar boch jebes folcpes ©reignis ein greubenfeft unb tat-
fäd;lid) ein wirtlicher Nut,en, beffen ©röfje man ermeffen tann, wenn man
oernimmt, baf; einjelne ber großen Näuber in manchen ©egenben in wenigen
3 ahren mehrere jmnbert SBeibetiere raubten. Sluch einer ©ejimierung ber
tleinen Nauboögel ober ber ©ulenartigen täfjt fich noch einigermaßen bas SBort
reben, wenngleich manche oon ihnen, wie j. S . ber S l t ä u f e b u f f a r b aus-
gefprochen ju ben nüßlichen Sieren jählen. Silan tmt in biefer Sejiehung gar
oft umlernen muffen unb es fpäter bitter bereut, in ber Sertilgung manches
früher für außergewöhnlich fchäblich gehaltenen Sieres übereifrig gewefen
ju fein. So h^t man ben S c h w a r j f p e d > t einftmals als argen SBalb-
fchäbiger oerbächtigt, aber erft in neuerer Seit eingefehen, baß er als S e r