Solches tann fcec Bergtenner ben ©d;tchtenfolgen unb Berfteinerungen
ablefen. Xlnb hier ftet)t er r>or ber zweiten großen ©d;wierigfeit in ber Slatur-
gefd>i<hte ber Sllpen. Sie finb nicht nur arm an guterhaltenen Berfteinerungen,
fonbern fte finb aud; non fet>r oerwideltem Bau. 31;re Schichten finb außet-
gewöhnlid; burcheinanbergeworfen, fie finb ntd;t nur vielfältig, fonbern aud;
oielfad; oeränbert, nachträglich getnetet, in ifrer ©truftur anbers geworben,
auf bas Siußerfte oertoirrt.
©er Jlpfcfjgürtel ift noch am beften baran; er ift oon retatio einfachem Bau.
3m Often ber Sllpen um SB i e n lagerten ficf> feine unterften ©d;id;ten fchon
um bie Seit ab, ba fid> bie Kreibefelfen bilbeten aus ben Kalffd;alen ber Foraminiferen,
in bie man tre ib e unter bem Btitroftop aufiöfen tann. 3 n ® u 9 e r n
unb in ber © d) w e i z aber raufd)te bamals bort too heute bie Flpfd;berge flehen,
tein SQleer, fonbern es lagerte fid; an ge b lief) nörblicf) oon ben Kaltalpen ein lang-
geftredter ©ebirgsrüden aus Mrgeftein, ben bie ©eologen als oinbel igi fcf jes
© e b i r g e bezeiefmeten.
3n biefes ©ebirge brach nun mit ben gebirgsbübenben Faltungen jenes
öftlicije STieer ein. Bielleicht in fo gewaltigen Sudungen, wie jene ungeheuere
Flutwelle, bie im 3 ahrc 1883 nad> bem Stusbrucf) bes K r a t a t a u
oerl;eerenb ben inbifd;en unb füllen Ojean bis an bie Küßen ©übameritas,
alfo bie halbe ©rbtugel burchftürmte. 92tand;e ©eologen, fo F t a a s (2),
bem wir hier folgen, nehmen eine fdwedliche Kataftrophenreil;e an, bie bem
oinbelijifd;en ©ebirge ein ©nbe bereitete, ifören wir, was ber genannte
Forfdjer hierüber fagt: ,,©ie gewaltigen ‘preffungen unb Störungen, welche
eine berartige große 93eränberung in bem Bilbe bes Sllpenlanbes herbeiführten,
mußten ihren jerftörenben Cginflufj auch außerhalb ber Sllpen an
bem SBiberlager, bas biefelben im Slorben begrenzte, geltenb machen. 3 n
erfter . Sinie war bies jener langgeftredte triftallinifche ©ebirgsrüden, ben
wir als ©cheibewanb gwifchen bem alpinen unb außeralpinen ©ebiete annehmen
mußten unb ben wir als o i n b e l i z i f <h e s © e b i r g e bezeichnet haben.
93on biefem, in ben älteften perioben vielleicht mächtigftem ©ebirgslanbe war
ununterbrochen in ben folgenben petioben fo oiel abgewafchen unb abge-
fchwemmt worben, baß zur Kreiöejeit wohl nur noch bas letzte ©erüfte übrig
geblieben, bas nicht mehr im ©tanbe war, bem mächtigen ©rüde, ber oon
©üben her auf basfelbe einwirtte, ben genügenben SBiberftanb entgegenjufeßen,
fonbern in fid> zufammenbrach. ©ie zertrümmerte 91taffe würbe fofort wieber
oon ben Kreibe- unb ©ertiärmeeren oerarbeitet unb lieferte reichliches SKa-
terial zu ber Sleubilbung oon Schichten, welche, ber ©leichartigteit bes llr-
fprunges entfprechenb, alle ein gleichmäßiges ©epräge trägen, ©iefe ©igen-
fchaft bilbet ben © r u n b d > a r a t t e r b e s F l ^ f ^ S ^ f t ^ i u 10; über es
laffen fich auch uod; bie anberen @tfd;einungen mit unferer Einnahme in Beziehung
bringen. Bor allem ftetü bamit auch bie Beobachtung, zu welcher uns
fchon bie Sagerungsoerhältniffe ber oberen Kreibe geführt haben, baß nämlid;
bie © e b i r g s b e w e g u n g e n b e r 211 p e n im Often ihren Slnfang genommen
haben, allmählich nach SBeften übergreifen unb in ben SBeftalpen fich
nahezu oollftänbig oerlieren, auf bas fdwnfte im ©intlang. ©enn wie bie ©e-
7 ^Ipid^fuloiBen (Phycopsis expansa) auö ben Sllpen
birgsbewegung, nimmt auch bie Fl?)id>bitbung ihren Slnfang im Often, greift
allmählich nach SBeften über unb fd;ließt fich in ber © ch w e i z normal an
bie oberften Kreibegebilbe an, fo baß bort zwifd;en ber K r e i b e unb bem
tertiären Flpf'h E«ine größeren 92teeresfd;wanEungen angenommen werben bürfen.
SBir tommen alfo zu bem ©d;luß, baß bie Flpfdibilbung auf bie Serftörung
bes fogenannten oinbelizifcßen ©ebirgsrüden zurüdzuführen ift, unb baß ber
Flpfch bemnach ein oom Stteere umgearbeitetes Sertrümmecungsprobuft meift
i r i f t a l l i n i f c h e r © e ft e i n e barftellt, welche zum größten ©eil aus
bem Storben, zum tleinften ©eil aus bem ©üben ftammen.“
©iefe anfchaulid>e ©chilberung löft uns jebenfalls auch bas Bätfel, warum
bie fanften Flpfchberge fo jäh unb unoermittelt, fo ganz °f>ue Übergänge oor ben
Bergmauern ber Kaltalpen lagern, ©iefe ftanben eben fchon, beoor es bie
ijöhen bes S B i e n e r w a l b e s , beoor es einen B l o m b e r g unb 3 w i e f e l
im baperifchen Boralpenlanb gegeben. 3ui mächtigen fentre<hten SBänben
führten fie zum Kreibemeere ab. ®s muß ein ähnliches Sanbfd;aftsbilb ge-
wefen fein, wie es heute ein ©eil ber grönlänbifd>en Küfte bem bewunbernben
Sluge bietet, wo auch oiele hunbert SNeter hoch lotred;t eine Fdfenwanb zum
Ozean abfällt. Btit wütenbem ©ofen müffen hier einft bie SBellen gegen bie
B e n e b i t t e n w a n b herangeftürmt fein, baß bie Felfen erzitterten unb
ein ftänbiges ©onnerrollen bas Sd>o ber Berge wach erhielt, ©as ift tein Phan