‘Bartgeier
Qiuö &cr Siergruppe beä Qllpinen QKufeumö in QRünc&en
©ie ©teinabler ¡mb in neuerer Seit nad;gerabe fo feiten geworben, baß eine
gelungene Sagt) tn einer ©egenb reichlich ©efpräd)sftoff für ein Qa^rjeftnt bietet,
3mmeri)in haben fie. 93. i m 9 3 e r n e r O b e r l a n b nod) in ben neunziger
Jahren mehrere fmnbert Sämmer geraubt unb non 1850 bis 1900 toutbe in ber
©cj>weiz allein faft jebes Jahr etwa ein ©uijenb erlegt, ©ort ereignete es fid>
auch, utas, non Dielen ©eiten angejtueifelt, jebod> non © f d> u b i Derbürgt wirb,
baff ein ©teinabler ein Kinb angefallen hat. J n einem g r a u b ü n b e n f d) e n
93ergborfe fcf>0ß er auf ein zweijähriges Kinb unb trug es weg. ©urd) bas ©e-
fcftrei herbeigerufen, »erfolgte ber 23ater ben Stäuber in bie Reifen, unb es gelang
if)m aud;, bas Kinb abzujagen. ©ro^bem ftarb biefes nad) turjem, ba es an ben
Singen auf bas ©räfjlichfte jeritadt war. 28as nun folgt, ift recht iennjeidtnenb
für bie Ißfpche bes Silplers. ©er 93ater t>at feinen anberen Sebensjtoed mehr,
als an bem SHörber feines Kinbes Städte ju üben, ©ie 21bter haben bie ©ewofm-
heit, fiel) längere Seit in berfelben ©egenb umherzutreiben, unb fo gelang es bem
Stärker enblid;, ben Übeltäter in einer Jud>sfalle lebenbig ju fangen. 3 n toütenber
Jreube überfällt er if;n, unb nun ftebt ein mörberifeftes Stingen zwifcf>en Sllenfd)
unb 93ogel an, inbem ber le^tere, trot^bem er am Jujje feftgettalten ift, beinalte
©ieger bleibt. ©d;were 28unben fügt bas rafenbe ©e r feinem 9Dibetfad;er ju
unb fonnte erft überroältigt roerben, als anbere 93auern bes ©orfes in ben Kampf
eingriffen. ©iefer @teinabler foll gegenwärtig ausgeftopft im Sllufeum ju
9B i n t e r t l ) u r fteften.
©ie gleichen ©rjältlungen finb im alpinen Segenbarium aud> bejüglid; bes
S ä m m e r g e i e r s (Oypaetus barbatus) weit Derbreitet, beffen richtiger Stame
eigentlich) 93 a r t g e i e r heijjen follte, was übrigens gegenwärtig für bie ^ rapis
infofern gegenftanbslos ift, als biefer 93ogel in ben 2llpen bereits fet)lt. ©er letzte
Sämmergeier ber ©citweij lebte auf bem © r i n b e l w a t b g l e t f d ) e r unb
war als „altes 28pw“ Diele Jahre t>inburct> gerabeju eine ©agengeftalt. bes
93erner Oberlanbes (34), bis er eines ©ages im Februar 1887 oergiftet aufge-
funben würbe. Swar berichtet ber Schweizer Ornithologe 6 a r a f , baß er
aud> im ©ommer 1888 nod) einen 93artgeier im © n g a b i n f>abe fliegen fef>en,
ber wal>rfd>einlid> aus ben benachbarten ©roter Sllpen herausroechfelte. ©a
jebod) biefes ©e r nid>t mel>r wieber erblidt würbe, bürfte ber 23artgeier im Sllpen-
juge enbgültig ausgeftorben fein. 9tad)bem er aber in ben afiatifcf>en Hochgebirgen
fo gut wie im 93 a l f a n unb in 21 f r i f a noch in genügenber Sahl
lebt, ¡0 baff 3. 93. ein einziger Jorfcf)er, Dr. 2 l . © i r t a n n e r , ber zugleich für
ben beften Kenner bes 93ogels gilt, an 70 ©pemplare unterfuchen fonnte, unb auch
in unferen Sltufeen eine große 2lnjalil folcher 93ögel oorhanben ift, fann man ficf>
oon feinem 28efen unb Seben noch immer ein anfchauliches 93ilb machen.
©er 93artgeier, ber auch bie mannigfaltigen Stamen © e i e r a b l e r,
93a r t a b l e r ober © e m f e n g e i e r führt, ift erheblich größer als ber ©tein-
abter, ba er bis 1,15 m lang wirb unb annähetnb an 3 m flaftert. 93ergleicf>t man
bie beiben 23ögel miteinanber, wirb man zweifelsohne ben ©teinabler für feftöner
halten, obwohl ber 93artgeier bunter gefärbt ift. ©ein Kopf ift gelbtichweifj, ber
Hinterfopf unb hintere ©eil bes Halfes bagegen roftgelb, ber Slüden unb bie Jlügel
finb fdtwarj, ber 93auch leud)tenb roftgelb, unb auf ber 93ruft trägt er wie ein
‘•prunfgehänge einen Kranz gelblicher, fd)warj gefledter Jebern. 2lud; ber Slücfen
ift auf bas präd;tigfte geziert, inbem bie mächtigen Jebern weibliche ©chaftftriche
aufweifen, ©agegen muf freilich ber eintönige braune ober jd;roarze ©teinabler
Zurücftreten. ©ocf) übertrifft er ben 23artgeier burch ben 2lbel ber ©eftaltung;
er unb nicht jener ift „ber fönigliche 2lar“, bas taufenbfad) »erwenbete TBappen-
tier, bas auch bas 23orbilb für ben beutfehen Oleichsabler abgegeben hat. ©s ift
ein entjücfenber 2lnbli<f, ihn in wehrhafter Stellung zu fehen, ooll fühner ©nt-
fd;loffenheit blitjenb bas 2tuge unb brohenb ausgebreitet bie gewaltigen Jittid>e.
9Bie anbers bagegen ber 93artgeier, ber eigentlich in nichts gewaltig ift, als in ben
©imenfionen unb ber ©efräfoigfeit. ©r hat bas ©emperament ber K o n b o r e,
eine gewiffe träge unb befd;aulid;e ©tumpffinnigfeit, bie ¡ich aud) barin ausprägt,
bafj er ganz du ©egenfatj zum ©teinabler feine Jungen angeblich nicht oer-
teibigt. 3 ft er fatt, ¡¡ißt er ben ganzen ©ag träge unb ftupib in feinem mächtigen
Horft ober auf einem Jeifenjacfen. Hat er ficf> einmal oollgefreffen, ift es ihm