unb walbreid;en HügeUanbfd>aft ift 23ern auf einer großen Schleife ber 21 a r e
fo gefcf>idt erbaut, bafe es gerabeju burcf natürliche Sollwerte auch in ber Steife
fo oerteibigt ift, toie buref bie ringsum ftarrenben ©ebirge gegen bie Singriffe
ber grofeen toeiten 2Belt. 2lus biefer Sage oerfteft man ben ernften unb büfteren
23auftil ber ©tabt als bie Frucht einer abgefefioffenen eigenen unb büfteren
©efcfichte.
3hr heroorftechenbfter ©h<uoWerzug toar oon jeher ein harter unb trofeiger
©tolz.„©ott ift au S ern 23ürger getoorben“ ift eines ber mittetalterlid;en Sprichwörter,
bas fi«h biefer £od>mut prägte. SBiüiger als fonft ift man fier bereit,
alte ©froniten aufaufcflagen unb fid> in ben ©taub oergangener gahrfmnberte
Zu oerfenten, benn ein eigentümlich hifiorifefer ©eift geft buref bie ©affen,
jeber ©tein fefeint ©efchid)ten au erzählen, in ben büfteren Hausfluren fwdt
Frau ©age unb murmelt ifre abergläubifcfen Hiftörcfen.
®s ift bie Hrgefdjichte einer beutfhen Steicfsfiabt, bie man auffcflägt,
toenn man auf biefe ©fronifen unb Hiftörcfen hört.
©cfon bie ©rünbung felbft ift eine Söaffentat. Sticft ber fröhliche ©ntfcflufe
lanbfucfenber Stänner, bie fid? fagten: hier ift fefön zu toofmen, hier bleiben
toir, fonbern bas Stachtwort eines Säfringers, bem ber ftrategifch überaus
günftige Ort ben ©ebatiten nafelegte, hier ein feftes 23olltoeri gegen bie Dioalen,
nämlich i>ie mächtigen «einen Opnaftengefchled;ter bes Sanbes anzulegen. Unb
bas tourbe S e rn benn auch fo grünblich, bafe fie alle ©pnaftert, fogar ifre ©rünber-
familie felbft auffog. 28ie es fo oft gef>t im Seben, bas SOerizeug, bas ©efeföpf
tourbe zum Herrn. 1191 nannte bie ©tabt als ij>r ©rünbungsjafr unb fefon
1218 wirb fie als Deid>sftabt genannt, ltnb blieb es bis heute, wenn aud; ber
alte Segriff fi<h in ben neuen politifcfen Formen längft aufgelöft hat.
2luf ©ritt unb ©cfritt zeigt fie nod; immer ben pufeigen treuherzigen ©eift
bes mittelalterlich reichsftäbtifchen 28efens unb war eine lebenbige giluftration
Z u F e a n ¡ P a u l s ©iebentäs, biefer töftlid; naio-gemütlichen ¡perfiflage auf
erftarrte unb ihre Seit roeit überlebenbe Formen bürgerlichen Sebens. 2luch
hier gingen Senner unb Heimlicher um, unb grofeer unb tleiner Dat ftritten
mit brolliger ©rnfthaftigteit an ©afel unb Kutfd)enfd)lag um ben Sortritt.
2Iur hat bie harmlofe Sbplle bes gean ¡Paul hier im ernften Sanb eine befonbere
Dote: Krieg unb offener ©efchäftsgeift fchufen eine fteil anfteigenbe Saufbahn
ber Stad>t, bis ein ©rittel ber Schweiz Itntertanenlarib ber 23erner geworben war.
©er Deifie nach würben alle bie «einen ritterbürtigen Fürftlein, bie in
ber ©chweiz fo wie anberswo auf beutfehem 23oben fafeen, gezwungen, 23ürger
ber ©tabt zu werben, unb waren fie bies einmal, gehörte ihr ©ebiet inbireft
unter bie Hetrfhaft oon S ern. Stan liefe fie leben, gut leben fogar, benn es war
nicht oon 2la<hteil für bie ©tabt. Sie «eh Selber auf bie ©üter unb brachte
bann bie oerpfänbeten HeKfd)aften an fiep. @ie taufte ganze ©täbte, wie
© h u n ober S a u p e n , fie erwarb ©cfnrmrechte über Klöfter wie 3 n t e r -
I a t e n , fie übte Sogtrechte aus unb gewann fachte aber ficher einen juribifchen
©itel na«h bem anberen. ©ie ©dmapphälme, auf beren Koften bas ging, tröfteten
fich bamit, bafe man bei nächfter Fehbe ben ¡Pfefferfäden bas hübfd) abgerunbete
Sefifetum boch wieber abnehmen werbe, bis bortfün mögen fie nur in Duf>e
anfchwellen. Unb 1339 tarn
es auch zur2lbre<hnung. ©er
gefamte 2lbel bes fd;we¡ze-
rifcl>en S u r g u n b war bereit,
fich uuu an bie ©afel zu
fefeen unb bie F rüd;te bes
Sürgerfleifees zu oerfpeifen.
2lber es tarn anbers; S ern
hatte fi<h mit ben 2Balb-
ftäbten oerbunben, unb ber
Sieg bei S a u p e n brach
bie Stad>t bes Schweizer
2lbels für immer, gefet
tonnte man fich mit bem
früher nur oerftedt betriebenen
©pftem offen heroor-
wagen; faft tein 3ahrfünft
oerging, in bem nicht ein
neues Itntertanenlarib getauft
erobert würbe. Sogar
Öfterreich würbe bie F^hbe
angefagtunb babeibergröfete
©eil b e s 2 la r g a u s erobert.
1475 tarn ein grofeer ©eil
bes 28 a a b t zu Sern,
früher war }d)on © e n f erobert,
unb zu Seginn ber
Deformation war S e rn bie
gröfete aller epiftierenben
Deichsftäbte mit 13000 qkm
©ebiet.
©tabtluft macht frei,
2 16 6 .407 2 I m Qeitglodentutm 311 ¡Bern (©djtoeis)
(Itadp S e n b e n f e lb )
fagt ein mittelalterliches
Sprichwort. SUt biefer
Freiheit war es jeboch in S e rn etwas mertwürbig beftellt. 1643 würbe es im
©efefe feftgelegt, bafe nur bie Familien, bie bis borthin bas Sürgerre«ht erlangt
hatten, „regimentsfähig“ feien, alle fpäter aufgenommenen waren „ewige Habitanten“,
unb es galt oor ben blofeen „2lnfäffen“ für fie feiwn als grofeer Sorzug,
bafe fie Häufet befifeen unb Hunbel treiben burften. ©em 8ugewanberten war
bies überhaupt oerboten. Dicht umfonft hatte bie ©tabt fooiel Slriftotraten in
ihre Sürgerreihen aufgenommen; bas blaue S lu t fonberte fi<h gar balb innerhalb
ber Stauern ab, unb nie wieber auf Serben gab es eine fo oornehme unb ftreng
abgefhloffene unb auf bas Solf oerächtlich hecabblidenöe 2lbelsfafte wie bie
¡Patrizier zu Sern.
Start wirb in erftaunlicher 2Beife über manche ©inge ber gefetzeit belehrt,