Hausinbuftrie, unb nad>bem ber arme §irte 10 Slumen um einen Pfennig
pon ben Sergen berabget>olt bat, betlebt bie arme Heimarbeiterin nod; hunbert
finnige ©prud>tartons mit ©belweift bei einem Sugesoerbienft non etwa 50 Pfennigen.
Stan bat bei biefem SMturbilb, in bem ficf> Statur- unb Slenfchentiebe
fo munberfam 511 frommen 0 weci einigen, wirtlich ben ©inbruct, baft bie meinen
fflaffentöcie ber öfterreid;ifd;en gnfanteriften bafür oiel geeignetere Lieferanten
mären als unfere fd>önen Serge.
gbeal unb 28irtlid>feit treten otjnebies faft ftets in grellen Kontraft bei
allem, toas mit biefer fdjönen Slume in 3ufamment)ang ftebt. ©er Sllpler,
ber in ber Sllpenrofe ein peräd;tlid)es Untraut erblictt, f)at aud; für bie fentimen-
tale P ietät, bie ber Sourift bem ©beiweift entgegenbringt, nicht oiel übrig unb
bezeichnet ben Kolben ©tern einfach als „ S a u d> w e h b l u m e “. 211s berühmter
Seleg bafür ftebt in ed;ter alpiner Somantit in ber baprifctjen 9t a m s a u
bas piefjitieite Starterl „Holztned;t 9i. ,p . . ftürjte beim Pflücten ber Saud>-
roebblume oon ber ©eufelswanb ab.“ pi}antafieoolle Souriften werbenmeinen,
baft bamit pielleidit eine ironifche Slnfpielung auf ben Stut beabfichtigt fei,
ben ber ©belweiftfarrtmler aufbringen muf, aber unfer bieberes S o tt gibt
fiel) mit folgert feinen ©artasmen nicf>t ab, fonbern es todrt fcf>Iicht bie halben
©belmeiftfterne in 2Md;, oerfeftt fie bann m itS u tte r unb Honig unb »errrbnet
bas Mixtum compositum gegen ©iarrhöe unb Leibfd;neiben. Sine anbere
(ehr merfamrbige Slntoenbung bes ©belweiftes ift bas „S b e l ro e i ft f d; m a l j “,
ein Strfanum toiber ben 9totlauf, ¿u bem ber länblid;e Slpotheter bie Pflanzen
mit Qwiebeln in ©chmalj röftet. .Stand) altes 2Beiblein in Sirol empfiehlt aud)
ben „ © b e I tu e i ft t e e “ als untrügliches Stittel gegen bie Lungenfd)toinb-
fucht, unb toenn ber einfame H'^t auf ber Sergeshöh Sertrauen ju uns faftt,
gibt er uns pielleid>t auch noci? DOn feiner „ © b e l w e i ft f a l b e “, bie er
heimlich bereitete unb bie nad; feinem ©lauben bas befte ift toiber Sheumatismus
unb ©id)t.
, ©ort aber, too man bent ©belmeift biefe Sigenfchaften nicht anbichtet,
fchentt ihm bas Sol! auch ieine Seachtung. ©em S erner ift es fein SabemeEum,
teilt Himmetsftern unb ebles SSeift, fonbern als „ © h cl 1 i e b ä p p l i “ ein
einfaches Untraut, bas wegen feinem weiften g ilj oorn Sieh perfeftmäht wirb,
baher unter ben S te n g e n auch erft bort „Liebe“ finbet, wo bie ^rembeninbuftrie
feine Serwertung geftattet. Unb fo mutet bie S\ulturgefd;id)te unferes fct>önen
alpinen Sereinsjeichens an wie eine grimmige ©atire auf bas Los alles gbealen
biefer ©rbe.