uni) es entfielen jene fd;recfüchen ©türme, bei benen i>ie SEDettenoolten auf
ben Rergen gegen ben Krottentopf hinjagen, unb jeber ^ifcfjer trachtet mit
feinem Kahn fo rafd> als möglich ans Ufer gu eilen.
©iefe ©agen finb nicf)t reine ^antafiegebilbe. Btoar hieß ber RSalchenfee
nie SBallerfee, fonbern in feinem Ramen teuren bie R3etfd;en, bie Rätoromanen
toieber, beren ©prad>e bis hierher reichte unb nod> heute oerlorene Rorpoften
in bort unoerftänblid;en Ramen hat. Ron ben Rergen bricf>t bie Rappinlaine
nieber gur Bachen unb gum ©ee; if)r Rame ift fo finnlos, toie ber ber „Rchalaalm“,
bie ebenfalls in biefen Rergen liegt. Rur ber ©prad;fotfd;er toeiß fie gu beuten
als Rooina unb Saoina ber oerfd;ollenen toelfdten Rlunbart, in ber man unter
beiben einen jäf> bahütfließenben Rergbad; oerftanb. ©er ©ee ber 2Belfcf>en hat
auc!) fiele 2öelfd;e gefeijen, benn an il)m entlang gog oon jef>er bie eine Saupt-
ftraße gen gtalien; auf if)r fuhr an einem fd>önen §erbftnad;mittag bes Sucres
1786 ber fpätere geheime Rat unb Staatsminifter § e rt oon ©oetf>e, bamals
nocf> ein junger Rtann, ber in feinem Sagebud; febr toenig oon ber eigentümlichen
Schönheit bes Sees bemertte, nur eine große Särdje, bie auch heute nod>
ftefjt, fid; bafür aber eifrigft einer Meinen §arfeniftin annaf)m, bie mit it>rem
Rater aud> nach gtalien roanberte unb in ber manche bas Hrbilb ber „Rtignon“
erbliden toollen.
Unb bod> ift ber 2'ßa(d;enfee fdjöner unb eigenartiger als oiele feiner roeit
berühmteren ©efdnoifter im Sllpentrang. ©r ift gtoar eine Schönheit in Rloll;
eine bunfle, fentimental blideube, feufgenbe unb elegifdje ©cf>öne, bie es begreiflich
macht, toarum juft biefer ©ee ber Sieblingsort für ©elbftmörber ift,
oon benen in regelmäßigen Slbftänben bie Bedungen ergäben, baß toieber ein
Kahn einfam auf ben Sßaffern trieb, in bem ein traurig Sßaar hinausfuhr, gum
Refuch ber melancholifchen Rpmphe. Riel mag bagu auch ^*e roeitoerbreitete
Rleinung beitragen, baß biefe SBaffer ob ihrer ©iefe bie Seichen nicht toieber-
geben, toas nebenbei ermähnt, ein. grrtum ift.
2lm fchönften ift ber Tßaldjenfee in ben ©pätherbfttagen, ba alle bie Söalb-
berge ringsum in milben unb in glühenben fä rb en leuchten, fanft braunoiolett
ber ferne 2Balbesf>ang bes hohen 3 ifd;betges brüben am ©achenbacher llfer,
mit brennenben Barben geftictt bie 3lbi>änge bes §ergogftanbes unb bes ©imets-
berges, mit prangenbem löeiß bas große ©cfmeefelb bes ©chötteltars unb bagu
int buftigften Rlau unb mit ben malerifcheften Barmen entgücfenb alle bie
oieten Kartoenbelgipfel, bie im ©üben heroorlugen unb bas §erg bes Söanberers
höher fchlagen laffen in jener eigentümlichen gilufion, baß fie ihm näher ftefjen
unb oielfagenber finb, toenn er weiß: bies fei ber ©djarfreiter, jene bie Balten,
bas ber SSörner, jenes ber toeftlicf>e Karroenbelfpiß, bie man alle gum ©reifen
nahe fehen tarin bei einer IBanbetung entlang bem TOalchenfee.
©er Bauber ber alpinen ©een, ob.fie nun oon baperifchen Rpmphen be-
roohnt toerben ober oon ber fcf>on mehr ftäbtifch, im toienerifchen ©til getleibeten
itnbine bes ©runbel- ober ©raunfees, ob an ihren Ufern fiel) nun fo himmelhohe
Belstoänbe türmen toie am Königsfee, ober Rlagnolien buften unb Halmen
ftarren toie am ©arbafee unb Sago Rtaggiore, ober ob ber fühl blafierte Rlid
ber monbainen Blauen oon Rlontreup unb ©enf über fie bahin fchtoeift, er otBb. 128 Qtm ©arbafee ß ta lie n ). Qltotifi oom Sttonte 95aIbo