ja ■ intereffanterweife (Mit bie
rote ©rbe am © o r rt e r ©rat,
bie fid> bort bis etwa 3000 m
erftredt, gerabeju eine Stein-
Eultur oon K i e f e l a l g e n
oor, wie man fie in ber Süne-
burger §eibe, nicht aber in
folgen §bi)en erwartet, ©ie
lange oerfd>otlenen Unterfu-
atbb. 250 ©letlcberflob (Desoria glacialis)
(Starf üergr.) (9tac& SterfeBen)
cfwngen oon ©. <H. .(g p re n b c rg über bie © i p f e l f a u n a ber Schweizer
^ochberge haben übrigens besgleidjen eine fehr reiche Sefiebelung ber ©rbe
burd; 2Burzelfüf;Ier unb Kiefelalgen ergeben (62). Sille biefe Organismen tönnen
natürlich in ben höchften Sagen nur bort bie ©rbe befiebeln, wo fie frei zu ©age
tritt, finb baher auf ganz unerhebliche glede eingefdjräntt. @s ift jeboch auch
ber reine girnfdmee, ganz abgefetjen oon bem KrpoplanEton, nicht alles
Sebens bar, fonbern beherbergt ein ©ier in fold;en Stengen, baf; es unter
ben ©letfchertouriften gerabeju ooltstümlid; würbe, ©ies ift ber ©l e t f c h e r -
f l o h* Desoria glacialis ,in ber wiffenfchaftlichen ©pradie beslwlb genannt,
weil er zuerft oon bem Schweizer Slaturforfcher ©e f o r amS l t o n t e S t o f a
entbedt würbe, ©päter würbe er auch auf ben ©letfchern ber g u n g f r a u
wiebergefunben unb ift bei einiger SlufmerEfamfeit nahezu auf jebem ©letfd;er
bes gefamten ©ebirges zu finben. ©ifrige Slaturfreunbe, bie bie ©rfcheinungen
ihrer fjeimat beobachten, werben übrigens längft bie ©rfahrung gemacht haben,
baf; ein ganz ähnliches ©ierchen (Degeeria) auch im ©ieflanb zur SBinterszeit
auf bem ©dmee umherfpringt. Sloch häufiger ift ein ähnlicher ©aft (Podura)
auf ber oon Söafferlinfen bebedten Oberfläche ftefjenber ©ewäffer. Sin ihm
fann man am beften bie Organifation biefer eigentümlichen winzigen ©ierchen
ertennen, bie in bem belannten ©i l b e r f i f c h c h e n (Lepisma), bas bie
©peifefammern unb in biefen wieber bie guderoorräte mit Sorliebe
fucht, einen nahen, ebenfalls weitbelannten ©erwanbten befitjen. Sille biefe
©iere finb 3 n f e E t e n unb gehören zur Orbnung ber glügellofen (Aptery-
gota), bie etwa ben UrinfeEten entfprechen, ba fie fich ganz Di>ne 93erwanb-
lung entwideln. ©ie © p r i n g f c h w ä n z e unter ihnen, zu benen auch öer
©letfd;erfloh gehört, oerbanEen ben Stamen ben mächtigen Sprüngen, bie- fie
mit §ilfe eines gabelförmigen 3lnf>anges am oorle^ten §interleibsringe ausführen.
Slnfonft befitjen fie fed>s winzige güfechen, am Kopfe zwei faben-
förmige Wühler unb ganz Eomplizierte, zum S e iten eingerichtete SJtunborgane;
fie ¡teilen alfo einen wunberbaren Organismus ooll feinfter ©Ueberung bar,
ber um fo anziehenber erfcfjeint, als bas ganze ©ierchen im beften galt nur 2 mm
©röjje erreicht.
©s ift oielfach bie Slnficht oerbreitet, baf; bie ©eforien, welche burch bie
neuere Qoologie auf ben Slamen Isotoma saltans umgetauft würben, nicht fo
¡ehr in ber ©letfd)erregion als auf bem girnfdmee leben, ©ie grage ift infofern
fd;wer zu entfcheiben, als biefe beiben unmerElich ineinanber übergehen, gm
allgemeinen beoorzugt ber ©letfcherfloh jeboch, wie es fcheint, ben SItoränenranb
unb bie ©uferlinien, wo er zu Saufenben unter ben ©teinen lebt,.ebenfo aber
auch öen Staub ber ©letfd)erfpalten auffucbt unb fogar in bie feinften Smarfpalten
mehrere 3 entimeter tief: einbringen fplt. -SBir wiffen noch immep nicht mit 23e^
ftimmtheit, wooon biefe £ierd>en leben; fie müffen. jeboch zweifelsohne
ausEömmliches ©afein -finben, ba fie- manchmal, in folgen SKengen auftreten;
baf; bie.Oberfläche ber ©isfelber auf eine weite ©trede hm fchwärzlich erfcheint.
©ie führen basfelbe eigentümliche Seben wie auch öw ©dmeealge. ©ags^
über tauen fie-auf, für wenige ©tunben bes ©onnenfcheins ift ihnen ein bewegliches
©afein gefiebert; am .fpät.eren Stachmittag fch.lägt fie ber groft in bert
23ann, unb fteinhart, feftgefroren an ben -23obeh oerbringen fie bie Stacht, ©iefe
©dmeeorganismen finb -oon einer SebenszähigEeit, bie alle gewohnten 93egriffe
über ben Raufen wirft, ©ie finb ber Kälte fo angepaßt, bafj fie fchon bei 38° G
SBärme fterben; bagegen oertragenfie Kältegrabe oon 20 unb 30“ ohne 23efd;wer,
unb man hat z. 93. beobachtet, baf; fie bei — 11° zehn ©age lang, ohne aufzulebeny
im ©ife eingefchloffen blieben, ©ies fchabete ihnen fo wenig, bag fie fofort nach
bem Sluftauert wieber munter baoonfprangen.
©s wäre eine hod>anziei)enöe Slufgabe für einen miErofEopifch gebilbeten
93ergfteiger, fid> biefem Staturleben im ©ife mit mehr SlufmerEfamEeit zuzu-
wertben, benn neben ben ©pringfehwänzen finben fich barin auch noch anbere;
fehr wenig ftubierte g n f u f o r i e n unb S t ä b e r t i e r e , bie alle oon un-r
begreiflicher SebenszähigEeit finb. ©iefe ©rfcheinung ift fo intereffant, baf; man
mir wohl geftatten wirb, ihr hier noch einige SBorte zu wibmen. ®s liegen nämlich
in neuefter Seit 93erid>te über folche ©isorganismen oor, bie allerbings nid;t aus
ben Sllpen, fonbern aus ber © ü b p o l a r 1 a n b f ch a f t ftammen, aber in
ihren Stefultaten wohl ohne weiteres auch auf bie entfprechenben 93erhältniffe
ber ^ocfwlpen übertragen werben tönnen. f j ame s S l t u r r a p , ber 23iotoge
ber britifchen ©übpolerpebition erzählt (53), baf; irt ben ©üfjwafferfeen am
K a p S t o p b s , nicht weit oom beEannten 93ulEan © r e b u s , eine fehr groge
Slnzahl unb SRannigfaltigEeit oon 9 t ä b e r t i e r e n , 9 3 ä r t i e r < h e n , K r u -
f t e r n , U r t i e r e n unb g a b e n w ü r m e t n gefunben würbe, ©aran
wäre nichts befonberes, ba wir auch aus ben §o<hfeen ber Sllpen ein reichhaltiges
p iantton Eennen. ©as StterEwürbige ift nur, baf; jene ©iere in ber ©übpolar-
lanbfd)aft im Saufe bes ganzen 3ahres nur ein bis zwei Söod;en SBaffer finben,
fonft aber fteinhart gefroren im ©ife eingefchloffen finb. 92t u r r a p erzählt
hierüber; „Unter allen biefen ©ierchen fpielten bie Stäbertierchen unb SBaffer-
bären numerifch bie wichtigfte Stolle; fie führten ein fo fonberbares Seben, baf;
es nötig ift, ihnen eine befonbere 93efprechung zu wibmen. 3 u jeber Seit währenb
bes SBinters war oon biefen ©ierd;en ein unbegrenzter 23orrat für ©tubienzwede
baburch zu beEommen, baf; man einfach ein ©tüd ®is, bas Pflanzen enthielt,
fchmolz.
©s war baburd; tlar, baf; fie burch blof;es ©rfrieren nicht eingehen. ©ie
würben zuerft in ben ¡eichten ©een gefunben, wo bie Pflanzen burch öas burch-
fichtige ©is an ben SBafferränbern gefehen werben Eonnten. ©ine ganze SItenge
folcher {eichten ©ewäffer tag in unferer Stachbarfchaft. ©in 93ohrlo<h würbe
15 griff tief burch bas ©is bes blauen ©ees bis zu beffen ©oben gefenEt. ©ine