hineingehauen ift, fo erblidt man tue Seite gegenüber fanft abhängig, fo'bafe
noch ber fhönfte gelbbau barauf geübt merben fann. ©s liegen ©örfer, Käufer,
§äusd)en, Sjütten, alles roeif? angeftrichen, jmifchen gelbem unb Reefen auf
ber abl)ängenben hohen unb breiten gläd;e. 93alb oeränbert fiel; bas ©anje;
bas Venufebare roirb jur SBiefe, bis fief) aud; bas in einen fteilen 2lbl)ang oerliert."
So fctjilbert © o e t h e im gafjre 1786 feine Steife nad; unb burc£> 3 n n s-
b r u d. § e i n e , ber breifeig gaijre fpäter fomrnt, nennt ben Ort „eine un-
rootmliclje unb btöbe S tab t.“ Keiner non beiben i>at ein 30ort über if>re lulturelle
Vefonberheit. Xlnb bas ift bas Sdndfal t>on gnnsbrud all bie 3af>rjel)nte tjer
gemefen, bafe man ob ber Schönheit ber Sage ganj barauf oergifet, bie S tabt nad;
bem ju beurteilen, mas it>r bie.Spiftenjberechtigung o er fd; affte. ©afür Ratten
bie Slömer befferen V lid als mir. Sie, bie unübertrefflichen STieifter ber Strategie
unb ber Sjanbelspolitif, bemerften oon Slnfang an bie überaus gefd;üfete unb
günftige Sage biefer gröfeten Verbreiterung bes gnntales unb bie gerabeju
einzigartige Situation am Slusgang jtoeier bjro. fpäter breier ber roiebtigften
Sllpenftrafeen. 3m Süben bie §auptoer!et)rsaber über ben V r e n n e r , im
Often ber gefaferlofe 2Beg nach ben Slieberungen gegen bie © o n a u zu unb im
SBeften bas lange Sinterlanb bes Snntales mit bem gut gangbaren 21 r l b e r g
als Slbfdjlufe. Überall, roo bie Slömer eine foldje Sage oorfanben, legten fie
ein SBarenlager an, unb zu feiner Vemacl;ung fanbten fie ein paar Kohorten,
toas beibes natürlich Stnlafe zur Vegrünbung einer S tab t gab. ©ie Vorgängerin
oongnnsbrud fnefe V e l b i b e n u m , mas nod) heute in ber Vorftabt SB i 11 e n
nad)flingt. Sloch ein Stömermort brängt fid> in bie Snnsbruder Stabtgefcf>id)te,
benn es ift tein gmeifel, bafe in § ö 11 i n g }o gut mie in 3111 ö 11 i n g in
Vapern ber alte lateinifefje STame bes 3nns unb bie barüber führenbe Vrüde,
als „O e n o p o n s “, nach ber 3nnsbrud aud) feinen mittelalterlichen ©e-
lefirtennamen erhielt, toieberilingt.
©as geiftooll menfehenerfahrene SBort bes V o l t a i r e : „toenn es feinen
©ott gäbe, man müfete ihn erfinben, ben 3Itenfd;en zuliebe“, läfet fich in einer
Variante auch auf 3nnsbrud antoenben. S o lange bie Sllpen ftehen, fann es
nie oergehen, toenn es auch P: Sluinen finfen mürbe, an biefem Spunfte müfete
man immer mieb.er eine S tab t aufbauen, benn ber Verfeljr braucht fie.
©s ift alfo bafür geforgt, bafe ber berühmte Slusblid oon ber 3B a r i a © h e-
r e f i a f t r a f e e auf bie nörbliche Kalffette nie feine Sfäuferfuliffen oerüere,
melche biefes Vilb fo unoergleichlich einrahmen unb ihm erft ben befonberen,
unoergefelid)en ©ffeft fichern, burch ben 3 nnsbruä alle anberen Stäbte bes
3llpenlanbes übertrifft, menn ihm auch an Harmonie ber Verggeftaltung S a l j-
b ü r g , S o j e n , S u g a n o , V e l l i n j o n a , oielleicht fogar © r a j unb
S u j e r n überlegen finb.
©er geinfehmeder lanbfchaftlicher Schönheiten fd)äfet übrigens nicht einmal
biefen Slnblid als ben fchönften, fonbern einen Slusfichtspunft, ber ber grofeen
Sllaffe ber Sleifenben unbefannt ift. Silan gelangt ju ihm über bie 3B e i h e r-
b ü r g , mo bie Sllama bes meilanb frönen gräulein SB e l f e r refibierte,
melche bie SKitbefifeerin oon Klein-Venebig, nämlich eines Kolonialreiches mar,
bas ©eutfd)lanb an ©röfee etma um bas 3ehnfad;e übertraf, ©ort oom „3 ugiug
Oem oberen 3n n ta l. SrifannaOiabuit: (Sirol)
* 6 i- Original
b e n b ü h l“ fieht man ins 3nntal hinein bis gegen S d> m a j , über bem mächtig
unb boef) in fanften gormen bas K e 11 e r j o <h thront, unb einen ebenfo lehrreichen
mie fchönen ©egenfafe ber ©rbgeftaltung im Vereid) bes Urgefteins im
Vergleich ju ben gegenüberliegenben Kalfmaffen oor 3lugen ftellt. SBillig glaubt
man ber Volfsmeinung, bafe man im 3mtfal ju gleicher 0eit hunbert Kirchen
fehen fönne, benn überall, fomeit bas 3fuge reicht, ragen aus üppigen Obft-
mälbern fchön geformte Sürme unb mühelos fann m an auch ein ©ufeenb Schlöffet
Zählen, als 8<mge beffen, mie lodenb biefes ©al jur Slnfiebelung oon je ein-
gelaben l>at.
Siebter §anb umrahmen überall bie gefälligen gormen bes Xlrgebirges,
bas in bem S ß a t f c h e r f o f e l feinen fdjeinbaren £>öl>epunft erreicht, bas
©emälbe, rechts oon ber Stabt erhebt fid> ber oielgenannte V e r g 3 f e l , unb
i>o<h barüber mieber ein mächtiger Kalfjaden, ber S e r l e s , ber fo mie ein
gotifher ©om im ©emirre ber ihn umgebenben Vürgerhäufer aus bem lieblichen
©rün bes Sltittelgebirges auffteigenb, namentlich in ber 3lbenbbeleud>tung ein
Vilb bietet, bas fich mit ben fchönften Vebuten ber Schmeij ober ber ©olomiten
fühnlich meffen fann. £infs erheben fich bie Kalfberge, bie nörbliche Kette bes
K a r m e n b e l s , bie oon hier aus noch rneit unerfteiglicher unb fdnoffer er-
fcheint, als oon ber baprifhen Seite, ©es gremben Sluge haftet juerft an bem
bominierenben S o l ft e i n (2641 m) unb mag es nimmer glauben, bafe er um
gut 50 m niebriger fei als bie gegenüber liegenbe S e r l e s f p i f e e . Silan fucht
nach i’et bizarren gelsgeftalt ber „ g r a u S) i 1 1 , “ beren Segenbe fo über