fcj>aft überhaupt tein Mangel. g=aft jebe fjelfenpflanje f)at irgenbein Kunftftüd
erlernt, bas if>r einen befonberen Borteil bes Kampfes ums ©afein fiebert.
Gypsophila repens ift eine gemeine “¡Pflanze bort, wo über bie (Jelswänbe jeit-
weife ein Meines SBäfferchen mit funfeinbem Sprühregen berabftürjt. gebes
anbere ©ewäcßs mürbe in biefer übermäßigen (Jeudjtigfeit oerfaulen, bas ©ips-
traut hat fich einen 2öad)süberjug angefchafft, ber feine Blätter faft abfolut
unbeneßbar mad>t; es fann baher im ewigen Stegen atmen unb baburch üppig
gebeihen.
©in anberes Kunftftüd probujiert bie © b e i r a u t e (Artemisia mutellina),
bie auf bem Ztrgeftein bie Steile bes ©betweiß certritt, unb beren Beiiß wirilid>
ein Seugnis für SIlut unb 93ergfidperheit abgibt, ba fie nur auf ben abfchrectenbften
unb fteitften SBänben gebeiht. ©ie Silpler teiffen bas wohl, unb bie ©beiraute hat
bemgemäß im bäuerlichen Siebesfpiet eine wichtige Stolle.’ ©iefe, bis 30 cm hohe,
tounberbar aromatifch buftenbe spfianje ift barauf angewiefen, fictp gewiffermaßen
fetbft einen Blumentopf 3U biiben, bas bißchen ©rbe feftguhaiten, auf bem es
gebeiht. ©s muß fich in ben ffeifenfpaiten mit ben geringen ijumusmengen
begnügen, bie fich bort jtcifd;en S3ioosrafen unb einigen (Jelfengräfern — oon
benen namentlich bas Bl'augras (Sesleria coerulea) unb eine Segge (Carex
humilis) feine gewöhnliche Begleitung barftellen — aufhäufen unb bei jebem
Stegenguß in ©efahr finb, abgewafchen ju werben, gnfolgebeffen biiben fich bie
Söurjeln all ber genannten spflanjen ju wahren (Jangneßen aus, bie ben §umus
feft oeranfern. ©s entftehen an ber urgugänglidgften SBanb auf biefe SBeife ganje
Stafen, teils oon ©räfern ( S t l p e n f c ßwi n g e l , Festuca alpina), teils oon
oerfcfnebenen St a p u n 3 e l n (Phyteuma), S l u g e n w u r s e n (Athamantha)
unb ben hübfd>en § a f e n o i > r a r t e n (Bupleurum stellatum),
©ie SJ t o o s p o l f t e r finb überhaupt bas Keimbett eines großen Seiles bes
(Jelfenflors unb infofern oon fein großer SBicßtigfeit unb Bebeutung für bie
burch bie Bflangenwelt eingeteitete Berwitterung unb Übergrünung ber ©ebirge.
Untrennbar an fie gebunben finb 3. B. faft alle ber oielen S t e i n b r e c h e (37),
bie unfere Sllpen 3ieren. ©s ift natürlich eine (Jabel, bie allerbings auch oon oielen
naturiunbigen SMnnern geglaubt wirb, baß ber Steinbrech imftanbe fei, burch
feine SBurseln bie (Jelfen 3U 3erfprengen; es liegt ihr jeboef), wie faft allen Bolis-
er3ählungen, eine richtige Beobachtung 3ugrunbe, bie nur mißoerftanben würbe,
©ie Saxifragen fißen tatfächlich faft immer in (Jelfenfpalten; fie haben biefe jebod>
nid;t er3eugt, fonbern beswegen aufgefucht, weil fie bei ber Keimung an bas
SBoos gebunben finb, bas in ben win3igften (Jelfenritgen feine beften ©xrifteng-
bebingungen finbet. Saxifraga aizoon, an bem m an bies oornehmlich beobachtete,
ift im übrigen wesentlich eine Sd>attenpflan3e, bie baher in Höhlungen unter
(Jelsblöcien befonbers üppig gebeiht. ©aßer wirb man fie auch, menn fie ben
reinen (Jels oerlaffen, mit Sorliebe auf feuchtem ©erölf, auf naffen Schutthalben,
3u minbeftens in ber Stähe oon Quellen unb Bächen, finben, unb besßalb fteigen
bie betannten Slrten Saxifraga aizoides unb S.. oppositifolia, bas „ b l a u e
S t e i n m 0 0 s “ ber Kärntner, fo befonbers gern entlang ber fjlüffe bis in bie
©benen hinab.
©ine hodnntereffante (Jelfenpflanse oon eigentümlichfter Sebensweife ift
bie Kuge l bl ume ,
bie ja ieineswegs
eine Befonberheit
ber Sllpen barftellt,
fonbern auch im
beutfehen Sliittelge-
birge unb (Jlad;lanb
3iemlich gewöhnlich
ift. 3m ©ebirge ift
bie Globularia cordi-
folia ein rafenbil-
benbes unb äftiges
Sträuchlein, beffen
Stiebe oerßo^en
tönnen unb unter
llmftänben oiele
3ahre lang leben. Überall hängen über bie fjelfen >hre blaulila Blütentöpfchen
herab, beren tugelige fjorm ber ‘pflansen ben Stamen oerfeßaffte. 3 n wahren
Seppichen betleibet fie bas ©ewänbe unb bilbet burch bie bichte Ber3weigung
unb ein eigentümliches Berhalten ihrer Sriebe eineSlrt oon Stechen, ber fämtlichen
00m (Jets ßerabriefelnben §umus unb bas fonftige Berwitterungsmaterial auf-
fpeichert. Btofeffor Sin t o n 0. K e r n e r hat als erfter biefe ©igenheit ber
?Pflan3e ertannt unb fie in feinem ‘pflansenleben mit fotgenben SBorten be-
fchrieben: „SBenn fich bie Stämme ber lm'3blätterigen Kugelblume über ben
Slbftur3 einer (Jelswanb, auf beren flacher Serraffe fie bisher wagerecht gelagert
hatten, wachfenb oorfeßieben, fo hängen fie nicht fofort herab, was boeß ber
(Jall fein müßte, wenn ausfchtießlich ihr eigenes ©ewicht maßgebenb wäre für
bie eingehaltene Stichtung, fonbern fie trümmen fich allmählich bogenförmig
um ben Stanb ihrer Unterlage unb bleiben mit ihren fteifen Siften felbft ben
einfd;üffigen Stellen ber (Jelswanb bicht angefeßmiegt." S o baut bie ‘•pfla^e
ein weitläufiges ©ehege über ben JJels, fie legt ihm einfach c*n iJangneß unter
unb fpeichert barin, was ber gufall, ber SBinb, ber Stegen ober bie Siere hineintreiben.
Sie fammelt fich «inen wahren Korb ooll ©rbe unb feßidt in ben ihre
Söur3eln. Sluf biefe SBeife ernährt fie fich auf bas üppigfte fogar bann, wenn ber
urfprüngliche Spalt, in bem fie 3um Seben tarn, nur gan3 win3ig war.
©er eigentümlichfte Sebenstünftler, oolltommen neu unb originell in feiner
Slrt fich burd;s Seben 3U fchlagen, ift jebod> ber S ß p nr i a n (Thymus serpyl-
lum), ber füßbuftenbe Schmud aller nach ©üben gerichteten (Jelswänbe.
Ö 111 i gibt eine gan3 reisenbe Schilberung feiner Beobachtungen, bie ich
ihrer frifd>en, gefälligen Slrt halber im SBortlaute ßerfeße.
„Globularia treibt in befonberer SBeife ftarre höl3erne Sifte unb hält bamit
auf, was oon ben SBänben herabfällt. Sedum hat gelernt, lange Srodenßeit
aus3uhalten, ohne 3u oerborren unb lann baher ben £>umus ausnüßen, wo er
fich auf hori3ontalen Borfprüngen anfammelt unb alle anberen ?Pflan3en burch
bie Sonnenglut getötet würben. Carex humilis enblich oeranfert ben gumus.