gemeinten 9tatfd;>läge einiger gutmütiger 2tacf>barn mit ber ©Imauer Valt ju-
frieben gaben. Stumme 23lide bes Sieibes warfen fie auf bie musfulöfen, fräf-
tigen 33urfd)en, bie ftumm prahlen mit ber übermäßig abgenüßten „Kluft“
unb ben fonnenverbrannten ©eficßtern, bie entfprecßenb ben unerhörten
Leitungen ftets in würbig ernfte galten gelegt finb — folange fie jemanb
beobachtet, ©er riefenhafte ©ispidel flirrt in ihrer Vanb, um ben Leib haben
fie Seile gewunben unb ein paar mächtige Steigeifen unterftreicht jeben wuchtigen
©ritt ber in ©tfen ftarrenben 23ergfcf)uhe mit hellem Klang, ©s fehlt aber
auch ber edpte ©ourift nicht, ber befcheibene heitere, wenig gefpräcßige unb burch
nichts auffallenbe Staturfreunb, bem es weber auf ju „befcßreibenbe“ Leitungen,
noch auf fpätere ©rjäßlungen am ©tammtifd; anfommt, fonbern ber jeben Sonntag
in feine 23erge eilt, weil ihm ein harter unb anftrengenber 23eruf biefes 2luf-
atmen in reiner Statur jur notwenbigen Srfwlungspflicht macht unb weil er
bort in ber Unberührtheit unb Stille ber 23erge einen unfchulbigen unb voll-
fommenen Lebensgenuß, ein 25oltgefühl bes ©lüdes am ©afein finbet.
©iefer echte ©ourift weiß bem Kaifergebirge unjäßlige Schönheiten ab-
jugewinnen; er fennt alle fü n fte , an benen ju einer beftimmten Seit bes gaßres
bas gbeal ber Staturfchönheit erreicht wirb, ©r fennt bas oerträumte ©lüd bes
Stachfommers an ben Sübhängen bes „3 a h m e n K a i f e r s “, wenn ber
große ©roß fcßon abgejogen ift unb er ben ganjen flaren, wolfenlofen, in füßer
SItelandiolie bahingeßenben ©ag ungeftört verbringen fann, allein mit ber
V e r b f t j e i t l o f e , „bes ©ßanatos violener SHaßnung“ unb ber 23 e r g -
b o ß l e , bie um biefe Seit ju ben ©ipfeln emporfteigt unb fräcßjenb bas
©nbe bes Sommers verfünbet. ©s weiß, baß man bie Verbftpracßt bes 2Balbes
am V i u t e r ft e i n e r S e e ausgenießen muß, bie §eranfunft bes 2Binters
bagegen auf ber ip p r a m i b e n f p i ß e. Keine prächtigere 253arte ift im ganjen
Kaifer hierfür, als ihre gelfeneinfamfeit mit bem melancholifchen 23Ud über
bas weite Legföhrenplateau unb feine ©eröllhalben unb ©olinen, wenn vom
©üben her bas büftere 2Bolfenßeer heraufjieht, vor bem bie Steinfoloffe bes
wilben Kaifers geifterbleich wie ©erippe jufammengebrochener 9tiefen in einem
wahrhaft bämonifchen Kontraft ber garben unb Stimmungen lagern, ©r allein
weiß es, baß man ben vollen 2llpenfrühling' am 2 3 r e n t e n j o c ß befucßen
muß, baß bie Vocßwiefen im weiten 23erglanb nirgenbs fchöner, üppiger, mit
foviel feltfamen 23lumen gejiert blühen als bort in ben erften ©agen bes gunt,
wenn auf ben S*unen ber V°<hberge im ©üben überall noch i*cis 2Beiß bes
g itn s lagert, bie Lawinen bonnern unb ber ganje ©rnft bes fich 'n feine leßten
Sufluchtsftätten jurüdjiehenben 2Binters mit ber Veiterfeit unb 23lütenfchönßeit
ringsum in einen ergreifenben Kontraft fteßt.
©as 23rentenjoch ift etwa mit ben Slnßängen bes ©ufferts, bes Sd;arf-
reiters, bes ©emel- unb bes heiteren Sonnenwenbjocßs im grüßling bas ©orabo
bes Spflanjenfreunbes, im baperifchen Vcd;lanb finb es bie leßten Sufludpts-
ftätten aller jener ©ewächfe, beren Schuß fonft fcßon nur meßr mit Vilfe von
behörblidpen 23erboten erlangt werben fann.
©ort oben blüßt bie 2l l p e n a n emo n e noch in jener 9feichhaltigfeit, wie
|ie vor jwei 92lenfchenaltern alle 23erge ber nörblicßen Kalialpen fchmüdte. ©ie
auch fonft jum ©lüd noch nicht
feltene 9K e h l P r i m e l , bie
fleinen unb großen © n j i a n e
fteßen ba ju ©aufenben; fyiet
buftet mit unbefcßreiblich feinem
23anillegerud> noch bas 35 r ä n b-
lein, bie fdwnfte aller Serg-
orchibeen; bas ©ol bf i nge r -
f r a u t unb bie S) a b i t&-
f r ä u t e r liegen wie golbene
Schaumünjen über ben Olafen
jcrftreut, aus bem ber © 0 l b -
p i p p a u emporjüngelt, wie
eine leibhafte Qlamme. ©er
© e r m e r ftellt um biefe S^it
erft feine mäd;tigen, längsgerippten
23lätter auf, auch ber
© i f e n h u t , ber aller Orten
in ganjen 23üfd)en wuchert, hat
erft grüngelbliche Knofpen an-
gefeßt, bafür blüßt im guni
nod; eine ber Seltenheiten ber
23ergflora, bie S ch n e e r 0 f e.
Sie, beren forgfam behütete
Stanbpläße ba unb bort faum mehr einige ©ußenb Spflanjen umfaffen, grünt
hier noch P Sjunberten, was ich allerbings nicht beshalb verrate, bamit man fie
jeßt in 2Kaffen vom 23renten}od) mit nach Vaufe fddeppe, wogegen fich übrigens
bie 23lüte fchon felbft wehrt, ba fie übel riecht unb in allen ©eilen hodjgrabig
giftig ift. ©as fct>öne 23 e i l ch e n ber 23ergesf)öhe hat hier ftiefmittterchengroße,
überaus liebliche unb tiefblaue 23lüten. ©s fehlt natürlich auch nicht am gemeinen
33olf ber 23ergwiefe, an ber alpinen SBu c h e r b l ume , ber © e m s -
f r e f f e , ben S c h n e e r a n u n f e l n unb © l o d e n b l u m e n . 2Banbert
man vom 23rentenjoch jur © t e i n b e r g e r a l m , unb fteigt man von bort
höher am ©ef>änge, etwa ju bem poetifchen K a r „ im Q r i e b t> 0 f“,
wo man im felsumftellten Keffel nicht nur ein großartiges 23ilb ber Kampfregion
bes Süalbes erfcßauen, fonbern auch bie ©loden ber tief unten weibenben
Verben burch ein feltenes Spiel bes ©d>os magifch aus ber Vbhe hecabflingen
hört, trifft man auch auf prächtige 23eifpiele ber S c h n e e f l e d f l o r a . g n
ben fühlen Sd)lud;ten, entlang ber Lawinenjüge hält fich ber Qitn bort lange bis
in ben V()Chi(,mmer uub fein S aum ift umgrünt von Schneeranunfeln, bem
gefranften ©lödchen ber S 0 l b a n e 11 e ; bort blüht bunt in allen Qarben
K r 0 f u s , bort gibt es auch noci> bie n a r j i f f e n b l ü t i g e A n e m
o n e unb jwifchen fdecf>enben 2B e i b e n fpinnt von Stein ju Steirt
bie S l l p e n b r p a b e ihre faftig grünen, unten filberglänjenben 23lätter,
jwifcßen benen bie großen weißen 23lumen, wie ängftlich aufgefchlagene 2lugen