ober in Sirol als an ^erfonen unb ©teigniffe getnüpfte, nur feiten erfreuliche
meift aber blutige unb nieberbrücfenbe ©hronit, fonbern vornehmlich im gli^ern-
ben, buftigen poetifcfjen Kleib ber gabel unb 23 o l i s f a g e.
6 a 15 b u r g unb ber it>m vorgelagerte II n t e r s b e r g ift bie eigentliche
Heimat alter Alpenfagen, ja noch r ' el mehr: bie zentrale ©teile, von ber
bie beutfche 2Kpti)ologie ausging, an ber bie balb erhabenen, balb treuherzig
nectifchen, meift aber bäuerlichen Bertörperungen ber Baturgewalten an-
tnüpfen, burch bie fich unfer 23oli in Urzeiten bas grofje ©eheünnis bes Hebens
unb ber es rings umbräuenben Batur faßlich ju machen fuct>te.
©er U n t e r s b e r g ift ber Olpmp ber ©eutfchen. Hnerfdwpflich finb
bie gabeleien, bie im Bolle über ihn von Btunb ju Aiunb gingen unb ihm fd>on
feit unootbenilichen Seiten ben Bamen bes „2Bunberberges" oerfchafften. Ob
feine Bezeichnung llntersberg nur eine torrumpierte gorm von 28unberberg
ift ober aber fich barauf bezieht, bafe h'er bet ©ingang zur Unterwelt gefucht
tourbe, mag bahingeftellt fein, Satfache ift, baf$ bie beutfche „H e l a “ , bie 28affer-
hölle bes heibrtifchen ©ermanentums hierher »erlegt tourbe, unb zwar brolliger-
weife mit ber genauen Angabe, bafz man zu ihr burch bie „©innunga ©ap“,
bie gähnenbe Kluft fnuabgelangen lönne, ber ein wirtlicher geographifcher
Begriff, nämlich bie B t i t t a g s f c h a r t e im llntersberg entfprid>t. Ringsum
ift es nicht geheuer; 28affer hört man aus ben Klüften raufcf>en, geheimnisvolle
Blufit ertlingt bisweilen aus ben Siefen, unb hin unb wieber finbet ein
©onntagstinb bort ben Berg offen. Auf betn 28eg zu biefer Unterwelt liegt
eine ^eibc (worunter bas 23olt aber eigentlich ein Btoor verfteht), über welche
bie ©eifter ber Abgefctnebenen ziehen. Manchmal tommen fie hervor U|tb
fchweben über bie bange ©rbe hm. ©iefe „Büge ber Untersberger“ wallen auch
bes Bacf>ts zu benachbarten Kirchen unb Kapellen, unb mancher i>at biefe fdwn
in tiefer Btitternacht hell erleuchtet gefei>en, als bie ©eelen ihren ©ottesbienft
»errichteten. Aber auch im Berge felbft regt es ¡ich zu ©hren ©ottes. Sweimal
breihunbert Btönche holten im Bergmünfter Hochamt an 200 Elitären unter
Begleitung von mehr als 30 Orgeln. Auf blumigen 28iefen luftwanbeln bie
verdorbenen dürften unb fürftlid>en grauen bes ©alzburger, Bercfdesgabener
unb Bapetlanbes. Am „©innunga ©ap“ bewachen ©untelelben ober gmerge
bie zwölf gugänge zur Heia unb in ben unterirbifchen ©ängen leben 2Bilb-
frauen, ¿id)telfen unb Biefen. 8 u innerft aber fchläft 28 o b a n , umgeben
von Kurfürften, Prälaten unb Bittern.
gn ben meiften neueren Angaben über bie ©agenwelt bes Untersberges
wirb an ©teile SBobans Kaifer Karl ber ©rojje ober noch öfter griebrich ber
Botbart genannt, ©iefe Bezeichnungen finb aber bem Bolfsmunbe felbft unbe-
lannt. ®s wirb nur von bem „Kaifer“ gerebet unb als fein eigentlicher Aufenthaltsort
bie „28 a l h ö l“ angegeben, aus welcher Beftimmung man nur zu
beutlich auf ben Herrn ber 28 a l h a 11 a zurüdfchiieften fann, auch wenn bie
fonftigen Atribute nicht unoerfenribat auf 28oban verweifen unb Berchtesgabener
©agen ihn nicht ausbrüdlid) als Kö n i g 2Bo b a n ober 28u t e bezeichnen
würben. ®r fi^t an marmornem Sifch, finnenb bas Haupt auf ben Arm geftü^t
unb wartet, bis fein Ba rt zum brittenmal um ben Sifcf) gewachfen fein wirb.
QSergbämmerung.
Bacfj Dem Oemälbe Bon §anS SBeatuS <355ielanb.